1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Die Ohre als Sorgenkind

Steimke  Die Ohre als Sorgenkind

Infolge der Dürre hat die Ohre im Sommer kaum noch Wasser geführt. Die Einwohner machen sich Sorgen.

Von Markus Schulze 11.12.2019, 14:00

Steimke l Aufgrund der Dürre hat die Ohre im Sommer ein Bild des Jammers abgegeben: Kein Wasser, ausgetrocknet bis zum Grund, Fische im Überlebenskampf. Daran wurde bei der jüngsten Sitzung des Steimker Ortschaftsrates erinnert. Eine Einwohnerin erzählte, das Umweltamt gerufen zu haben. Doch ausgerechnet, als ein Mitarbeiter nach Steimke kam, um sich von der Lage persönlich ein Bild zu machen, habe es geregnet und die Ohre wieder ein bisschen Wasser geführt. Dennoch sei überlegt worden, einen Biberdamm zu öffnen. Das hätte nach Einschätzung des Experten aber auch nicht viel geholfen, so lange nicht auch flussaufwärts in Brome irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden.

Ortsbürgermeister Frank Kraskowski berichtete, dass noch längst keine Entwarnung gegeben werden könne, weil der Pegel seit dem Sommer gerade mal um zehn Zentimeter gestiegen sei. Davon sei auch die Feuerwehr betroffen, weil die Ohre als Entnahmestelle für Löschwasser diene. Eine weitere Folge des geringen Wasserstandes sei, dass die Bäume im Trockenen stehen. „Irgendwann macht es ‚plumps‘“, unkte Kraskowski und sah die Uferböschung vor dem inneren Auge schon erodieren. „Die Behörden müssten doch einen Plan für die Zukunft haben“, wunderte er sich über die Tatenlosigkeit. Seine Forderung: „Agieren statt reagieren.“ Notfalls, so kündigte der Ortsbürgermeister an, würden Ortschaftsrat und Einwohner zur Kreisverwaltung nach Salzwedel fahren, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Enttäuscht zeigte sich der Ortschaftsrat auch darüber, dass niemand vom Unterhaltungsverband Obere Ohre zur Sitzung gekommen war, obwohl dies erwünscht gewesen sei. „Von denen gab es keine Rückmeldung“, bedauerte Kraskowski.

Auf Nachfrage der Volksstimme bestätigte Birgit Eurich vom Altmarkkreis Salzwedel, dass vor etwa zwei Monaten ein Kollege aus der Kreisverwaltung in Steimke gewesen sei. Er habe festgestellt, dass die Ohre aufgrund der fehlenden Niederschläge in den vergangenen beiden Jahren trocken gefallen sei. „Selbst die zur Wasserrückhaltung angelegten Teiche im Nebenanschluss waren fast ausgetrocknet“, teilte die Pressesprecherin mit. Erklärung: Die Oberflächengewässer stünden in direktem Zusammenhang mit dem oberflächennahen Grundwasserstand. „Wenn dieser absinkt, fallen auch die Gewässer trocken.“

Den Pegel anzuheben, sei schwierig. Grundwasser einzuleiten, mache keinen Sinn, da es im Flussbett direkt wieder versickere oder verdunste. Zudem sei diese Variante aufgrund des endlichen Grundwasserangebotes per Gesetz verboten. Deshalb, so heißt es vom Altmarkkreis, sollten andere Wege auf Machbarkeit überprüft werden, etwa die Aktivierung alter Speicher oder Stauanlagen zur Zurückhaltung von Wasser, das außerhalb der Vegetationsperiode fällt. „Dabei ist in jedem Einzelfall zu prüfen, ob und wie die Durchgängigkeit der Gewässer sichergestellt wird“, informierte Eurich. Hinsichtlich der Antragstellung und Finanzierung werde das zu untersetzen sein.

Zum Erhalt der Böschungen schlägt der Altmarkkreis vor, eine Sukzession (natürliche Rückkehr standorttypischer Pflanzen, die Red.) neuer Bäume und Sträucher zuzulassen, die besser an die neuen Grundwasserstände angepasst sind. In einfachen Fällen reiche auch eine Grasnarbe. Notfalls, so erläuterte Eurich, seien auch technische Maßnahmen, zum Beispiel die sogenannten Faschinen zur Abwehr von Böschungsbrüchen beziehungsweise Erosion möglich. Dies sollte im Einzelfall mit dem Unterhaltungsverband Obere Ohre abgestimmt werden. Dazu böten sich die jährlichen Gewässerschauen an.

Die Entnahme von Löschwasser aus der Ohre sei nur möglich, wenn darin auch Wasser fließe. Alternativ schlägt der Kreis einen zusätzlichen Löschwasserbrunnen, eventuell in Verbindung mit der Notwasserversorgung, vor.