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Theater Drogen verleihen keine Flügel

Das Stück „Bye bye Ben“ sahen sich die Klötzer Sekundarschüler an. Thema war der Drogenmissbrauch einer Jugendlichen.

Von Tobias Roitsch 23.06.2018, 03:00

Klötze l „Bye bye Ben“ – mit diesen Worten verabschiedet sich Sophia von ihrer besten Freundin. Es ist ein Abschied für immer. Ben ist da schon tot. Ums Leben kam die 16-Jährige, als sie bei einer Party von einem Balkon sprang. Sie dachte, sie sei ein Vogel. Vor ihrem Sturz in den Tod hatte Ben Drogen genommen. Und das nicht zum ersten Mal.

„Bye bye Ben“ – so lautet auch der Titel des Theaterstücks, das die Sechst-, Siebt- und Neuntklässler der Klötzer Sekundarschule sahen. Versammelt hatten sich die rund 130 Schüler dafür in der Zinnberghalle. Die beiden Schauspielerinnen Jane Sommer und Daniela Mitterlehner von der Kulturschule Leipzig schlüpften in dem Stück zur Drogenprävention in die Rollen von Ben und ihrer Freundin Sophia. In gut 45 Minuten zeigten sie den Klötzer Jugendlichen, welche schlimmen Folgen der Konsum von Drogen haben kann.

Auf den erhobenen Zeigefinger verzichtete das Duo dabei. Denn je mehr er zum Einsatz kommt, desto weniger Lust hätten die Jugendlichen darauf, sagte Daniela Mitterlehner. Mit den Dialogen zwischen Ben und Sophia über die Schule solle das Alltagsleben der Jugendlichen abgebildet werden. Der große Knalleffekt komme erst zum Schluss, wenn Sophia aus dem Brief vorliest, den sie ihrer toten Freundin geschrieben hat. Dass Ben, die eigentlich Belinda heißt, tot ist, erfuhren die Zuschauer aus dem Radio. Ein Sprecher – seine Stimme ertönte vom Band aus dem Hintergrund – verliest die Meldung, dass die Jugendliche vom Balkon gesprungen ist, nachdem sie Drogen genommen hatte. Wie es dazu kam, wurde nicht gezeigt.

Dafür aber, wie sich die Sucht langsam bei Ben, die Probleme in der Schule hatte, entwickelte. Eines Tages saßen die beiden Freundinnen zusammen und sprachen über eine Party, bei der in der Runde ein Joint rumgereicht wurde. Beide hatten diesen abgelehnt. Die Leute, die kiffen, seien nur zu feige, nein zu sagen, begründete Ben ihre Entscheidung im Dialog. Außerdem gebe es neben Haschisch ja auch andere Sachen, die man probieren könnte, chemische Drogen etwa, wie sie als Beispiel nannte. Sie selbst habe das schon ausprobiert, wie sie gestand. Die Argumente, mit denen sie ihren Konsum rechtfertigte, sind haarsträubend. An dem Koks, das sie nimmt, könne nichts Gefährliches sein, weil sonst ja wohl niemand mehr bei dem Typen, von dem sie es hat, etwas kaufen würde, ließ sie wissen. Die Drogen seien wie Medikamente, die dafür sorgen würden, dass sie sich besser fühlt, sagte Ben. Außerdem könne sie jederzeit aufhören, Drogen zu nehmen.

Freundin Sophia schafft es nicht, Ben zu helfen. Am Ende bleibt ihr nur noch, den Abschiedsbrief zu lesen, den sie für ihre tote Freundin geschrieben hat.

Nach dem Stück, das auf einer wahren Geschichte beruht, führten die Schauspielerinnen mit den Sekundarschülern ein Nachgespräch zum Thema Sucht und Drogenkonsum. Unterwegs sind sie übrigens in ganz Deutschland. Viele Requisiten brauchen sie für ihre Arbeit nicht, in Klötze reichten ein paar Stühle und ein Tisch. Die Ausstattung halte das Duo minimalistisch, da es oft auch mit dem Bus oder Zug zu den Auftrittsorten unterwegs ist.