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Trotz Corona Nepal: Hilfe, wo Hilfe benötigt wird

Mit ihrem LiScha-Verein leistet die Klötzerin Daniela Jährig in Nepal Hilfe zur Selbsthilfe. Corona ist eine besondere Herausforderung.

Von Markus Schulze 14.01.2021, 00:01

Klötze/Nepal l Seit vielen Jahren leben die Klötzerin Daniela Jährig und ihr Mann Steffen Schöley in Nepal. Mit ihrem Verein LiScha unterstützen sie die Chepang, die als Ureinwohner des Landes gelten. Durch verschiedene Projekte wird ihnen ein Weg aus Armut, Analphabetismus und Chancenlosigkeit ermöglicht. Die Chepang bekommen Zugang zu Lebensmitteln, Bildung und Medizin. LiScha steht für Licht und Schatten und den Versuch, ein bisschen Licht in diese Schattenregion zu tragen.

Das war 2020 besonders schwierig, weil das Coronavirus auch auf Nepal einen Schatten warf, wie Daniela Jährig berichtet. Am 24. März verhängte die Regierung eine totale Ausgangssperre. Aus den anfänglichen zwei beziehungsweise vier Wochen wurde letztlich ein achtmonatiger Lockdown. Aufgrund dessen konnten die Menschen ihre Waren nicht mehr zum Markt bringen und verkaufen. Der Ausnahmezustand nahm ihnen sämtliche Einnahmequellen. Hinzu kommt, dass es in Nepal keine staatlichen Abfangmechanismen gibt. Jeder ist auf sich allein gestellt.

Die Corona-Krise traf die Menschen zudem zu einem schwierigen Zeitpunkt. Die Vorräte aus dem Jahr 2019 waren bereits aufgebraucht und für die nächste Ernte war es noch zu früh. „Normalerweise wird die Zeit durch Zukauf von Lebensmitteln überbrückt“, weiß Daniela Jährig. Dafür benötigen die Menschen aber Geld. Geld, das sie nicht haben und wegen der Beschränkungen auch nicht erwirtschaften konnten.

Im April/Mai spitzte sich die Lage dramatisch zu. Vielen Familien war es nicht mehr möglich, sich ausreichend zu ernähren. Um eine Hungersnot abzuwenden, leitete LiScha zwei große Hilfsaktionen ein. Dank der großen Spendenbereitschaft aus aller Welt konnten mehr als 16 000 Menschen mit 135 Tonnen Lebensmitteln versorgt werden.

Doch die Lebensmittelversorgung stellte 2020 nicht das einzige Problem dar. Während des Lockdowns waren alle Bildungseinrichtungen geschlossen. Die Lösung: LiScha-Sozialarbeiter besuchten die Schüler zu Hause, um das Lernen sicherzustellen.

Neben der Bildung war es LiScha besonders wichtig, die Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekte weiterlaufen zu lassen, um die Familien zu stärken und ihnen die Chance zu geben, sich selbst zu versorgen. So werden ihnen beispielsweise Saatgut und Dünger für den Reisanbau zur Verfügung gestellt. 2018 startete der Reisanbau als Pilotprojekt mit zehn Familien. Ende 2020 waren es bereits 117 Familien. „Überall in unserer Projektregion sieht man die grüngelben Reisfelder leuchten“, freut sich Daniela Jährig.

Weiterhin haben Frauen die Möglichkeit, sich zur Schneiderin ausbilden zu lassen. Von den 17 Schneiderinnen wurden 2020 insgesamt 5530 Kleidungsstücke genäht, darunter 1106 Schuluniformen. Gerade in Zeiten von Corona, in denen viele Menschen keine Einkünfte erzielen, sind die Frauen dankbar, etwas dazuverdienen zu können.

Auch die Baumaßnahmen gingen voran. So wurde die Grundschule in Kamle, die 2015 bei einem Erdbeben schwer beschädigt wurde, wieder aufgebaut. Die Fertigstellung war im Juni 2020. Es gibt dort drei Unterrichtsräume, einen Kindergarten, eine Schulküche, ein Lehrerzimmer und natürlich auch Bänke, Schränke und Tafeln.

Außerdem wächst das Gesundheitszentrum in Silinge jeden Tag. Grundsteinlegung war im November 2019, im Frühjahr 2021 soll ein erstes Gebäude mit Apotheke öffnen. Schon jetzt sichert LiScha die medizinische Versorgung der Menschen mit vier Mitarbeitern ab. Seit August 2020 gibt es auch eine Hebamme, es ist die erste in der Region.

2020 hat laut Daniela Jährig einmal mehr aufgezeigt, „wie wichtig und wertvoll die Spenden sind, wie viel wir dadurch schon gemeinsam verändert und verbessert haben und wie viele Menschen wir vor Hunger und Not bewahren konnten.“ Vor allem ist sie begeistert davon, dass die Spendenbereitschaft in Deutschland und anderen Ländern nicht nachgelassen hat, obwohl die Menschen auch dort mit den Corona-Folgen zu kämpfen hatten. „Damit war nicht zu rechnen. Das ist fabelhaft und gibt uns ganz viel Kraft. Vielen, vielen Dank!“