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Unfall Frisch renoviert, jetzt beschädigt

Beim letzten Transport für den Windpark bei Drebenstedt stieß ein Lkw in Jübar gegen ein frisch renoviertes Haus und beschädigte es schwer.

Von Walter Mogk 18.09.2016, 03:00

Jübar l Freitagnacht um 2.20 Uhr: Zum letzten Mal rollt ein Schwerlasttransport mit Teilen für den Drebenstedter Windpark von der Bahnhofstraße in Jübar über die Kreuzung in den Fuhrweg. Wie schon seit Wochen. Auch Andrea und Kai Senftleben, die kürzlich das alte Fachwerkhaus an der Ecke Wittinger Straße gekauft und aufwändig renoviert haben, haben sich an die nächtlichen Transporte gewöhnt. „Wir standen schon manchmal nachts am Fenster und haben die Touren beobachtet, die Durchfahrt ist ja schließlich ziemlich eng“, erzählt die Jübarerin. Doch bisher ging alles gut. So schliefen sie in dieser Nacht friedlich, als es plötzlich fürchterlich krachte und das ganze Haus erzitterte. „Wir sind aus dem Schlaf hochgeschreckt und konnten das Geräusch erst nicht zuordnen“, berichtet Andrea Senftleben.

Vor der Haustür zeigte sich das ganze Drama: Der hintere der zwei riesigen Sattelschlepper war zunächst mit den geladenen Rotorflügeln am Dach des Hauses hängengeblieben und anschließend mit dem von einer zweiten Person gelenkten Auflieger auch noch gegen die Hauswand gekracht. „Die Polizei war ja gleich vor Ort, weil sie zur Absicherung des Transports mitfuhr“, so die Jübarerin. So konnten die Beamten den Unfall aufnehmen und Fotos machen.

Doch erst gestern früh bei Tagesanbruch wurde für die Senftlebens das wahre Ausmaß des angerichteten Schadens deutlich. In der westlichen Hauswand klaffen große Lücken. Sie hat sich so stark verbeult, dass sie vermutlich komplett neu hochgezogen werden muss. „Aber das ist längst nicht alles, im Haus sind die Schäden fast noch schlimmer“, berichtet Kai Senftleben. Das gesamte Gebäude hat sich durch den Zusammenstoß verschoben, überall in den Räumen sind Risse an den Wänden zu sehen. „Selbst die Badezimmerwand am anderen Ende des Hauses hat sich zwei Zentimeter vom Fliesenspiegel weg bewegt“, erzählt der Jübarer. Neben der Treppe ins Obergeschoss, die direkt an der Wand lag, klafft eine Lücke. Etliche der Zimmertüren lassen sich nicht mehr schließen. Auch der Boden hat sich an einigen Stellen gehoben. Wie es darunter aussieht, weiß niemand.

Besonders tragisch: Das Paar hat das alte Fachwerkhaus in zwölf Wochen langer Arbeit renoviert und ist erst vor zwei Wochen dort eingezogen. „Und dann so etwas. Wir sind noch gar nicht richtig fertig und können jetzt wieder von vorn anfangen“, schüttelt Kai Senftleben den Kopf.

Ehefrau Andrea ist der Verzweiflung nahe. „Ich fühle nur noch Leere in meinem Kopf, weil ich nicht weiß, wie es nun weitergehen soll“, meint sie. Ein Gutachter der Versicherung will sich die von der Polizei auf mehrere zehntausend Euro geschätzten Schäden so schnell wie möglich ansehen. Erst dann wird klar sein, ob die Statik des Hauses irreparabel Schaden genommen hat oder das Gebäude noch zu retten ist.