Storch im Klötzer Ortsteil erschossen Unfassbar! Unbekannter erschießt Weißstorch mit einer Schrotkugel
Staatsanwaltschaft Stendal ermittelt/Die beiden Jungtiere vorerst gerettet

Von Henning Lehmann
Hohenhenningen / Lockstedt Nico Senitz ist fassungslos. Der Hohenhenninger hat am 29. Mai gegen 15.30 Uhr einen toten männlichen Weißstorch auf dem Preetzer Weg aufgefunden. „Der Storch lag etwa einen Kilometer vom Horst, der auf dem Grundstück von Marko Lenecke steht, tot auf der Erde“, schildert der Mann die Ereignisse vom vergangenen Wochenende. Ob Adebar im Flug erschossen wurde oder sogar im Nest, lässt sich nicht mehr nachverfolgen oder ermitteln, meinte Senitz, der auch Waidmann ist. Da der Hohenhenninger als Jäger auch Kühlmöglichkeiten besitzt, hat er den männlichen Weißstorch eingefroren und den Wassensdorfer Storchenexperten Wolfgang Sender über den Fall informiert. Sender holte die beiden Jungstörche einen Tag nach der schrecklichen Tat ab und brachte sie zum Storchenhof nach Loburg bei Möckern. Dort sollen die beiden Nachwuchstiere großgezogen werden. Sender begründete das mit der Tatsache, dass ein Storch zwei Jungtiere nicht alleine großziehen kann. Schon die Nahrungsbeschaffung sei ein großes Problem, so Sender.
Die Storchenmutter hat den Vorfall mittlerweile bemerkt und fliegt, wie Nico Senitz schilderte, unruhig durch die Lüfte und um den Horst herum.
Da der Weißstorch unter Naturschutz steht, hat das Salzwedeler Kreisumweltamt bei der Staatsanwaltschaft Stendal Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Die Salzwedeler Behörde ließ das tote Tier auch beim Stendaler Landesamt für Verbraucherschutz im Fachbereich Veterinärmedizin untersuchen. Dabei stellten die Tierärzte eindeutig fest, so Nico Senitz, dass der Storch mit einer Schrotkugel erschossen wurde.
Die Anzeige des Umweltamtes ist auch notwendig, weil die Hohenhenninger nicht wollen, dass diese schreckliche Tat im Stillen ruht. Vielleicht stellt sich der Täter auch selbst, hoffen sie. Zwar glauben die Dorfbewohner nicht daran, aber ein Versuch sei es allemal wert. Die Einheimischen hoffen zudem sehr, dass trotz des Vorfalls ein Adebarpaar auch 2022 den Weg auf den Hof von Marko Lenecke findet.
Wetter macht dem Nachwuchs zu schaffen
Das wechselhafte Wetter hat in den zurückliegenden Wochen einem Storchenpaar in Lockstedt schwer zu schaffen gemacht. Dabei warfen die Altvögel alle drei Jungstörche aus dem Horst.
Familie Wernecke, auf deren Gartengelände sich das Nest befindet, ist, wie auch die anderen Einwohner, traurig, dass in diesem Sommer kein Storchennachwuchs in dem Klötzer Ortsteil aufwächst.
Dabei waren die Störche in den vergangenen zwei Jahren nach dem Aufstellen des neuen, verzinkten Metallmasts 2013 äußerst erfolgreich. Sowohl 2019 als auch 2020 flogen jeweils drei Jungstörche aus. Aller guten Dinge wären in diesem Jahr drei gewesen. Doch kam das Unglück dazwischen. Nun hoffen die Einheimischen, dass 2022 zum dritten Mal Jungstörche im Lockstedter Horst auf die Welt kommen.
Für Nicole Eckhardt vom Biosphärenreservat Drömling ist der Fall bislang einmalig und nach ihrem Informationsstand bisher in diesem Frühjahr auch noch kein zweites Mal vorgekommen. Eckhardt ist als Sachbearbeiterin und für die Storchenüberwachung zuständig.
Doch Nicole Eckhardt hat auch positive Nachrichten zu vermelden. So sind im Altkreis Klötze aktuell 13 Storchenhorste besetzt. Mit Hohentramm und Siedentramm sogar zwei Horste, die durch ein Adebarpaar neu in Beschlag genommen wurden.
Jedoch fanden auf dem neuen Hochsitz auf dem Neuendorfer Dorfplatz zwei Störche nur für drei Tage ein Domizil, ehe sie ihn, sehr zur Enttäuschung der Einwohner, wieder verließen. Der Horst in Klein Apenburg blieb bislang leer und wird wohl auch nicht mehr besetzt.
Neben den Nestern in Lockstedt, Hohentramm und Siedentramm sind auch die Horste in Hohenhenningen, Nettgau, Stapen, Beetzendorf, Rohrberg, Immekath, Jahrstedt, Darnebeck, Apenburg und Klötze reserviert.
Im Sachsen-Anhalt-Teil des Drömlings ist momentan, wie auch 2020, in insgesamt 59 Horsten Bewegung. Wie erfolgreich das Storchenjahr wird, kann erst in zwei Monaten final gesagt werden. Die Voraussetzungen sind jedenfalls nicht schlecht. Durch das Wechselspiel von Sonne und Regen finden die Altstörche reichlich Futter, wie Regenwürmer und in wenigen Tagen auch Insekten. „Dieses Wetter ist besser als anhaltende Trockenheit. Dadurch sind wir gut in das Storchenjahr gestartet“, berichtet Nicole Eckhardt. Ende Juli wird sie wissen, wie gut das Storchenjahr 2021 war.