Heute überreicht Armin Bauer die letzten Abschlusszeugnisse/Eine 64-jährige Geschichte geht zu Ende. Von Siegmar Riedel Zinnbergschule: Das Buch wird zugeklappt
Tage mit Wehmut liegen vor den Schülern und Lehrern der Klötzer Zinnbergschule. Heute Abend wird Schulleiter Armin Bauer in der Aula der Sekundarschule ab 18 Uhr die letzten Abschlusszeugnisse überreichen. Am nächsten Freitag ertönt um 9.30 Uhr das letzte Pausenzeichen vor der Schließung.
Klötze l Mit dem Aus für die Zinnbergschule geht die Geschichte der besonderen schulischen Förderung von Schülern mit Lernschwächen in Klötze zu Ende. Das letzte Kapitel dieser 64-jährigen Geschichte wird geschrieben und das Buch endgültig zugeklappt: Am 10. Juli werden mit der Zeugnisübergabe zum letzten Mal die Sommerferien eingeläutet. Lehrerin Susanne Licht und andere haben Material gesammelt, das diese Geschichte Revue passieren lässt.
Mit einer Klasse, in der Schüler mehrerer Jahrgänge lernten, ist die Sonderschule 1951 gegründet worden. Weil die Klasse zu groß wurde, musste sie in das Kantorat umziehen (heute EFA). Als die Schüler 1960 drei Klassen füllten, waren die Baracken am Sportplatz, nahe der heutigen Tankstelle, das neue Domizil. "Die Schüler mussten täglich eine Kohle zum Heizen mitbringen", berichtete Susanne Licht. "Die Wärme gefiel nicht nur den Schülern, auch den Mäusen, die oft am Unterricht teilnahmen", schrieb einmal der ehemalige Lehrer Martin Meißner in einer Rede.
Von 1974 bis 1994 war die Sonderschule, wie sie damals hieß, in der Mittelstraße untergebracht. Doch auch dieses Gebäude platzte irgendwann aus allen Nähten. Auch deshalb, weil die Hilfsschule in Oebisfelde aufgelöst worden war. Vier Klassen der LB-Schule zogen 1994 mit der Außenstelle des Beetzendorfer Gymnasiums in der Straße der Jugend zusammen. 1998 erfolgte der Wechsel in das heutige Gebäude. Fortan trug die Einrichtung den Namen Zinnbergschule.
Förderverein sorgte für finanzielle Spielräume
"Die Bildung des Fördervereins war 1996 ein Meilenstein in der Schulgeschichte", beschrieb Susanne Licht. Erste Vorsitzende war Lehrerin Daniela Blume (heute Zivis). "Dadurch konnten wir uns finanziell mehr rühren", sagte Susanne Licht. Mit Folgen: Ein Snoezel-Raum wurde eingerichtet, mehrere Spielgeräte angeschafft und ein Freizeitgarten mit Bungalows eingerichtet.
Die Schüler konnten Schul- und Abschlussfahrten unternehmen, sogar nach Italien. Sie starteten ein Zirkusprojekt und verfolgten ein Theaterstück von der Entstehung bis zur Premiere. Die Schule ist für ihre Sportturniere bekannt, beteiligte sich am Umzug zum Stadtjubiläum. Fast schon legendär waren die Neptunfeste im Waldbad und das Treppensingen im Advent. Es ließe sich noch viel aufzählen. Langeweile kam bei Schülern, Lehrern und beim Förderverein in all den Jahren nicht auf.
2001 ist das 50-jährige Bestehen der Zinnbergschule groß gefeiert worden. Bis zu 24 Lehrer gestalteten den Unterricht in Spitzenzeiten an der Schule. Die Schülerzahlen bewegten sich von 1992 bis 2003 zwischen 120 und 183. Danach ging es schleichend bergab. 2009 waren es noch 98 Schüler, 2011 nur 68, zwei Jahre später noch 55, aktuell sind es 45. Haben sich die Tore in Klötze ganz geschlossen, wird ein Teil der Schüler in Gardelegen unterrichtet, die anderen in Salzwedel. Auch die Lehrer bekommen neue Stammschulen.
Nicht leicht wird für sie alle der letzte Schultag am Freitag werden. Um 9.30 Uhr ertönt die Pausenklingel zum letzten Mal. Alle ehemaligen Lehrer, Schüler und Wegbegleiter sind dazu eingeladen. T-Shirts mit Foto für alle Schüler und Lehrer sind vorbereitet. Einige Schüler möchten ein kleines Programm aufführen. Für Speisen und Getränke ist gesorgt. Spaß werden die Kinder auf einer Hüpfburg, die etwas Größeren Festbesucher beim Bullenreiten haben. Das alles wird aber nicht darüber hinwegtäuschen: Die Zinnbergschule gibt es danach nicht mehr.