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MVB Auf Magdeburgs Schienen zu Hause

Sie kennt Magdeburg so gut wie wenige: Ines Trumpf fährt seit mehr als 35 Jahren in ihrem Cockpit der Straßenbahn durch Magdeburg.

Von Marieke Garbade 06.02.2016, 23:01

Magdeburg l Ines Trumpf ist seit mehr als 35 Jahren auf den Magdeburger Schienen zu Hause. Die 52-Jährige ist Straßenbahnfahrerin bei den MVB und sehr zufrieden mit ihrem Job: „Ich kann mir einfach keine schönere Arbeit vorstellen.“ 1980 begann sie die Ausbildung zur „Facharbeiterin für städtischen Nahverkehr“. So hieß die Berufsbezeichnung damals in der DDR. Die Idee zu der Ausbildung kam ihr, weil eine Schulkollegin davon erzählt hatte: „Die anderen wollten alle Verkäuferin oder so werden. Das war mir aber alles irgendwie zu langweilig.“

Die erste Fahrstunde sei ein Gänsehautmoment gewesen: „Ich war 18 Jahre alt und hatte auf einmal 50 Tonnen in meiner Gewalt - das war wirklich aufregend.“ Heute ist sie selbst Fahrlehrerin und bildet Fachkräfte im Fahrbetrieb aus. Die geborene Magdeburgerin ist am liebsten abends und nachts unterwegs: „Nicht weil ich lieber das Partyvolk herumfahre, sondern einfach, weil ich ein Morgenmuffel bin.“

Ihre Lieblingsstrecke ist die Linie 2, die von der Alten Neustadt nach Westerhüsen fährt. Dann fährt sie nämlich mit der Straßenbahn an ihrem kleinen Häuschen in Westerhüsen vorbei, wo sie mit ihrem Hund zusammen wohnt. Den schwarzen großen Mischling hat sie aus dem Tierheim gerettet. „Und der hält mich mit seiner stürmischen Art wirklich fit.“

Trotz der Begeisterung für den Job gibt es natürlich auch Dinge, die sie nerven würden. „Bei schlechtem Wetter muss ich immer die Sandbehälter auffüllen, die vor die Räder Sand rieseln lassen, weil sonst die Schienen zu glatt sind.“

Die Straßenbahnen könnten bis zu 100 Kilometer pro Stunde fahren, sind aber aus Sicherheitsgründen auf eine Geschwindigkeit von 65 Kilometer pro Stunde gedrosselt. Gefahren wird mit einem Joystick, der während der Fahrt kontinuierlich nach unten gedrückt werden muss. „Das ist ebenfalls eine Sicherheitsvorkehrung, damit die Bahn nur fahren kann, wenn der Fahrer aufmerksam ist.“

Leuten, die denken, Straßenbahnfahrerin wäre ein langweiliger oder stupider Beruf, widerspricht Trumpf: „Man erlebt Dinge - damit könnte ich eine ganze Brockhaus-Enzyklopädie füllen.“ Kein Tag sei wie der andere, weil man immer ein wechselndes Publikum habe und durch den Rückspiegel viel mehr mitbekommen würde, als man es als Fahrgast denkt.

Vor Weihnachten habe sie zum Beispiel eine buntbemalte Schulmappe gefunden und beim Fundbüro abgegeben. Ein paar Tage später flatterte dann ein Brief bei ihr ein, in Krakelschrift und übersät mit Stickern, in dem sich ein kleines Mädchen bei ihr für das Abgeben ihrer Lieblingsschulmappe bedankte. „Das war wirklich niedlich.“ Fundsachen gebe es ohnehin in Massen: „Im Herbst sind die Klassiker Regenschirme, im Winter Handschuhe.“ Die wandern dann alle zum Fundbüro.

Bei den MVB arbeiten 248 Straßenbahnfahrer, wovon 74 weiblich sind. Als Männerberuf würde Ines Trumpf ihren Job aber nicht bezeichnen. „Den Job kann man hervorragend als Frau machen. In der Ausbildung hat man aber natürlich auch viele technische Dinge gelernt. Einen Handwerker muss ich, wenn bei mir zu Hause etwas kaputt ist, eigentlich nie rufen. Das kann ich alles alleine“, erzählt sie stolz.