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Stadtumbau SWM fehlt erste Platte am Bock

Der Blaue Bock wird sukzessive abgerissen. Das Haus wird den Magdeburgern aber in anderer Form immer erhalten bleiben.

Von Anja Guse 21.05.2016, 01:01

Magdeburg l Ende August wird von dem Blauen Bock nichts mehr zu sehen sein. Denn bis dahin soll der Abriss erledigt sein, so der Plan. Größte Herausforderung: die Bürger. „Sie suchen durch ihr Interesse eine gewisse Nähe zum Block“, meint Tilo Geistlinger, kaufmännischer Leiter gleichnamiger Abrissfirma.

Das Haus steht an einem neuralgischen Punkt, auch verkehrstechnisch gesehen. Autos fahren direkt an der Baustelle vorbei, die MVB-Linien kreuzen sich nur wenige Meter entfernt – noch eine Herausforderung für die Abrissfirma. Und gleichzeitig Grund, weshalb der Blaue Bock nicht einfach gesprengt werden könne. „Die Nähe zur Straßenbahn macht es sensibel“, meint Geistlinger. Zudem dürften die Kellerräume unter dem Haus nicht beschädigt werden. Die gehören teilweise zu Karstadt.

Und so wird der Blaue Bock Platte für Platte abgetragen – treppenförmig bis zur Mitte aus Richtung Elbe. Später kommt auch eine große Betonschere zum Einsatz. Die kneift die restlichen Platten quasi einfach kaputt.

Eine Platte wiegt zwischen drei und sechs Tonnen, je nach Größe. Sie werden recycelt. Das zerbröselte Material wird als Unterbau für Straßen und Wege wiederverwendet. „Damit bleibt der Blaue Bock ein Stück weit erhalten“, meint Geistlinger.

Etwa 25 Arbeiter sind jeden Tag auf der prominenten Baustelle aktiv. Bei gutem Wetter tragen sie pro Tag bis zu vier Wohnungen ab. Bei starkem Wind dauert es länger. Die Platten bieten eine große Angriffsfläche. Da müssen die Arbeiter besonders vorsichtig sein.

Die meisten Appartements im Blauen Bock bestanden nur aus einem Zimmer. Sie waren so breit wie eine Platte. Geduscht wurde oft in Gemeinschaftsbädern. „Diese doch sehr einfache Aufbauweise des Hauses hat mich schon überrascht“, erzählt Geistlinger. „Das hatte ein wenig Ferienlagercharakter“, meint er.

Dem Abriss des Hauses folgt ein Neubau. Die Städtischen Werke Magdeburg (SWM) wollen als Eigentümer des Grundstücks an dieser Stelle ihre neue Firmenzentrale errichten. Realisiert wird ein Konzept des Architektur-Büros Junk und Reich aus Weimar. Es hatte sich gegen sechs andere Vorschläge durchgesetzt.

Im neuen Haus werden vielleicht auch einige Kacheln des Blauen Bocks verbaut. Zumindest hat sich das Energieunternehmen einige Teile des alten Hauses gesichert. „Es gibt schon ein paar Ideen, was wir mit diesen Teilen machen könnten“, erklärt Pressesprecherin Anja Keßler-Wölfer. Von der Spendenaktion bis zum Mosaik sei alles möglich.