50.000 Mäuse in einem Jahr

Magdeburg l Herbert Bilang sucht alle Bäume ab. Trotz seines geübten und fachkundigen Blicks kann er die beiden Eulen-Küken nicht entdecken. Was für Herbert Bilang kein Problem ist. „Ich weiß ja, dass sie da sind, und das reicht mir erst einmal.“ Beim Blick auf den Boden unter den Bäumen entdeckt der versierte Nabu-Vogelexperte sofort, was er dort sucht: Die Beweise, dass die Küken und ihre Eltern noch da sind. Er hebt mehrere Klumpen von Eulen-Hinterlassenschaften auf und zeigt auf das Gewölle. „Reste von einer Maus, Knochen und Fell“, sagt Herbert Bilang. Waldohreulen leben fast ausschließlich von Mäusen. „Die Eltern füttern ihre Küken mit einer Maus pro Tag, das reicht. Nach dem Füttern sitzen die Ästlinge dann den ganzen Tag über und verdauen. Und irgendwann scheiden sie das Gewölle aus.“

Anwohner der Straße in Neu-Olvenstedt haben den Nabu und Herbert Bilang auf das Waldohreulen-Paar aufmerksam gemacht. „Wir freuen uns immer sehr, wenn uns die Leute melden, dass sie besondere Vögel in ihrer Nachbarschaft entdeckt haben. Das hilft uns, den Bestand zu ermitteln“, sagt der Vogelfachmann. „Wir würden natürlich gern die Eulen auch beringen, um sie statistisch zu erfassen, das geht bei Waldohreulen aber so gut wie nie. Die fliegen immer sofort weg, und aufwendig fangen wollen wir sie nicht.“

Das Olvenstedter Eulenpaar zieht zwei Küken auf. Dabei werden sie erst im Nest versorgt (Nestlinge), sowie der Nachwuchs aber einigermaßen fliegen kann, verlässt er das Nest und wird im Baum (Ästling) von den Eltern weiter mit Nahrung versorgt. Waldohreulen-Paare bleiben ihr Leben lang zusammen und haben ein Mal im Jahr Nachwuchs.

Herbert Bilang schätzt, dass es in Magdeburg rund 20 Waldohreulen-Paare gibt. „Das ist eigentlich ein ganz guter Wert und spricht dafür, dass die Vögel hier eine gute Lebensqualität vorfinden.“ Genau bedeutet das, dass sie genügend Nahrung finden. Waldohreulen sind auf die Jagd auf Mäuse spezialisiert. Eine Eule vertilgt am Tag rund vier Mäuse. Bei etwa 40 Waldohreulen in Magdeburg macht das rund 160 Mäuse am Tag. „Das sind dann rund 50.000 Mäuse im Jahr. Ganz klar: Waldohreulen sind für Magdeburg nützlich.“

Darum möchte der Vogelschützer auch nicht so gerne, dass die Straße, in der die Küken und ihre Eulen-Eltern zu finden sind, „an die große Glocke“ gehängt wird. „Die Nachbarn wissen Bescheid und freuen sich über den allabendlichen Anblick. Das reicht“, sagt Herbert Bilang. Eulen sind nachtaktiv.

Neben den Waldohreulen hat der Nabu in Magdeburg auch den Waldkauz, ebenfalls eine Eule, im Blick. Davon gibt es nach Bilangs Schätzungen in Magdeburg etwa 30 Paare. „Das ist für eine Großstadt auch ein akzeptabler Wert.“