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Aktionstag Feuerwehr statt Facebook

Früh übt sich, was ein guter Feuerwehrmann werden will. Getreu diesem Motto organisierte die Feuerwehr Prester einen Berufsfeuerwehrtag.

Von Rainer Schweingel 04.09.2017, 01:01

Magdeburg l Sonnabend, 12 Uhr, Spielplatz Pechauer Platz. Eltern tummeln sich auf dem schmucken Areal mit ihren Kindern in der Septembersonne, als plötzlich die idyllische Atmosphäre in eine bedrohliche Situation zu kippen scheint. Feuerwehrwagen fahren vor. Kameraden sprinten auf den Spielplatz. Auf einem Spielgerät schreit eine Person um Hilfe. Doch als Ausbilder Matthias Hellriegel die Truppe erstmal antreten lässt wird klar: Es ist nur eine Übung. Und in der Dienstkleidung stecken Jugendliche und Kinder. Es ist Berufsfeuerwehrtag.

Die Prester Kameraden organisieren diesen speziellen Ausbildungstag schon seit 2007. Immer dabei: die stellvertretende Wehrleiterin Nancy Pamperin. Sie ist seit ihrem sechsten Lebensjahr bei den Prester Rettern und schlüpft an diesem Wochenende in eine Doppelrolle. Zum einen organisiert sie den Berufsfeuerwehrtag maßgeblich mit. Zum anderen mimt sie die aufgeregte Mutter des Unfallopfers auf dem Spielplatz. Entsprechend panisch empfängt sie die Nachwuchskameraden. „Wo bleibt denn die Feuerwehr? Nun macht doch mal was! Mein Junge liegt da oben eingeklemmt ...“ schmettert sie aufgeregt den Einsatzkräften entgegen. Dann wird sie ganz fachmännisch von einem Mitglied der Jugendwehr abgedrängt und abseits des Geschehens beruhigt. So können die anderen Schritt für Schritt unter Anleitung von Matthias Hellriegel das eingeklemmte „Opfer“ Dominik Seidel vom Spielgerät bergen, auf eine Trage legen und dem Rettungsdienst übergeben.

Genau so und in vielen ähnlichen Fällen müssen die 23 aktiven Feuerwehrkameraden aus der Freiwilligen Wehr Prester in Notsituationen helfen. 37 Mal haben sie das allein schon in diesem Jahr getan. „Bis Silvester werden‘s wohl bis zu 100 Einsätze“, mutmaßt Nancy Pamperin, die inzwischen aus der „Mutti“-Rolle wieder in die der Vize-Wehrleiterin geschlüpft ist. Damit die aktive Wehr auch aktiv bleiben kann, müsse aktive Kinder- und Jugendarbeit betrieben werden. Ein Berufsfeuerwehrtag gehört dazu.

Keiner weiß das besser als Nancy selbst. Auch sie kam über die Kinder- und Jugendgruppe in den aktiven Dienst. Und nun hofft sie, dass aus dem Nachwuchs ebenfalls viele den Sprung in aktiven den Dienst schaffen, wenn sie volljährig sind. Eine dieser Hoffnungen heißt Vanessa Ziemski. Die 14-Jährige gehört zu den Teilnehmern des Feuerwehrtages und kann sich vorstellen bei der Feuerwehr zu bleiben. „Beruflich vielleicht nicht, aber ehrenamtlich schon. Es macht jedenfalls viel Spaß.“ Mitstreiterin Emely Lehmann (15) schiebt nach: „Man lernt hier viele Sachen, die man im Leben immer anwenden kann, zum Beispiel die richtige Erste Hilfe.“

Nach rund einer halben Stunde ist die Rettung des Spielplatzopfers erfolgreich beendet. Nun muss noch nachbereitet werden. Ausbilder Matthias Hellriegel und Janina Grzelka verteilen Lob und Anregungen.

Dann geht es auch schon weiter. Nach dem Mittagessen ist gerade erst ein Drittel des 24-stündigen Berufsfeuerwehrtages mit zahlreichen Stationen geschafft. Nach Ölspur-Bekämpfung, Löschen einer Gartenlaube und einem Einsatz bei einem simulierten Chemieunfall geht es an diesem Abend noch ins Gerätehaus. Die Nacht wird dort verbracht, bevor am Sonntag um 6 Uhr (!) schon der nächste Einsatz bei einem Ödlandbrand auf dem Ausbildungsplan steht. Früh übt sich eben der Feuerwehrnachwuchs. Facebook, Instagram & Co müssen da auch mal warten.

Und wer weiß - vielleicht sind die jungen Leute von heute in ein paar Jahren beim 20. Berufsfeuerwehrtag immer noch dabei - dann aber als Ausbilder. Nancy Pamperin und die anderen aktiven Kameraden würde es freuen. Nachwuchs wird schließlich immer gebraucht bei den ehrenamtlichen Rettern von Prester.