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Magdeburger des Jahres 2024 Alles andere als Ruhestand: Paar eröffnet sozialen Treffpunkt in Neustadt

Zum 33. Mal wählten die Volksstimme und ihre Leser die Magdeburger des Jahres. Zu den Siegern gehören auch Beate und Gerhard Grellmann von der „Grünen Oase“ in Neustadt.

Von Stefan Harter 22.03.2025, 08:10
Beate und Gerhard Grellmann gehören zu den Magdeburgern des Jahres 2024. Volksstimme-Redakteur Stefan Harter (links) hielt die Laudatio.
Beate und Gerhard Grellmann gehören zu den Magdeburgern des Jahres 2024. Volksstimme-Redakteur Stefan Harter (links) hielt die Laudatio. Foto: Viktoria Kühne

Magdeburg - Es war göttliche Fügung, würden wohl manche sagen, dass es das Ehepaar Grellmann in die Magdeburger Neustadt verschlagen hat. So ähnlich sieht es Beate Grellmann selbst auch. Schon seit Jahren hatte sie die Idee zu einer Oase für alle Menschen im Kopf gehabt. Als ihr ein Freund von dem leerstehenden Laden in der Grünstraße erzählte, zögerte sie nicht lange.

Mitten in einem sozialen Brennpunkt haben sie und ihr Mann Gerhard dann ihre „Grüne Oase“ eröffnet. Sie ist eine Anlaufstelle für alle und jeden. Vor allem für die Kinder der Roma-Familien aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Sie drücken sich oft schon lange vor Öffnungszeit die Nasen platt. Der Andrang war bald nach der Eröffnung im Frühjahr 2023 so groß, dass sie auch noch die benachbarte Ladenfläche anmieteten, um ihre Oase zu vergrößern.

Offenes Ohr für alle und Hilfe bei Problemen jeglicher Art

Auch jene, die einsam sind, kommen seitdem gerne dorthin, ebenfalls mitunter bereits früher als die Türen eigentlich öffnen. Die Grellmanns haben stets ein offenes Ohr und versuchen zu helfen, wo sie können.

Beate Grellmann ist die Sprecherin der beiden, wie sie selbst sagt, während ihr Gerhard der Mann im Hintergrund ist. Er schraubt, schleift oder schleppt. Wenn irgendwo ein Schrank in der Nachbarschaft aufgebaut werden muss, ist Gerhard zur Stelle. Als im Dezember erstmals ein Weihnachtsbaum vor der Nicolaikirche aufgestellt wurde, war er natürlich dabei.

Magdeburger engagieren sich mit gelebter Nächstenliebe

Besonders liegt ihr die Arbeit mit den Kindern, sagt Beate Grellmann, die sie schon seit gut 50 Jahren prägt, auch früher in ihrer Kirchgemeinde. Wenn sie mit den jungen Mädchen zusammensitzt und ihnen von den Möglichkeiten erzählt, die ihnen eine gute Schulbildung und Ausbildung bieten, geht ihr das Herz auf.

Dabei ist es nicht immer leicht. Als sie ein Trampolin geschenkt bekommen hatten, war das am nächsten Tag schon wieder kaputt. Zu wild wurde damit umgegangen. Aufgeben kommt für die Grellmanns aber nicht infrage. Zu unerschütterlich ist ihr Glauben an das Gute im Menschen. „Wir sehen es als Herausforderung, vor der wir uns nicht scheuen“, sagen sie und zitieren dazu aus dem Lukas-Evangelium, wo Jesus sagt: „Die Gesunden bedürfen keines Arztes“. Es ist gelebte Nächstenliebe, kann man sagen.

Paar verwendet eigene Rente für laufende Kosten des Treffpunkts

Wie sehr die „Grüne Oase“ eine Herzensangelegenheit für das Paar ist, zeigt sich auch daran, dass sie ihre eigene Rente für den Fortbestand einsetzen. Denn die eingehenden Spenden reichen für die Kosten nicht aus. Während andere also im Rentenalter mit dem Kreuzfahrtschiff durch die Karibik schippern, stehen die Grellmanns lieber jeden Wochentag in ihrem Sozialtreff und sind für ihre Mitmenschen da.

Die beiden sind im besten Sinne die guten Seelen von Neustadt. Als Kind der DDR kann ich mit Gott zugegebenermaßen nicht allzu viel anfangen. In diesem Fall darf ich aber, glaube ich, getrost sagen: Gott sei Dank, dass es die Grellmanns gibt!