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Verein wünscht sich zum fünfjährigen Bestehen eine Perückenmacherwerkstatt Alte Perücken sollen frischen Wind ins Friseurmuseum bringen

Von Stefan Harter 14.05.2013, 03:13

Fünf Jahre umhegt der Haar-Verband e.V. jetzt schon sein "Kind", das Magdeburger Friseurmuseum. Das soll weiter wachsen: Eine Werkstatt für Perücken ist geplant. Erstes originales Inventar gab es zum Geburtstag.

Stadtfeld-West l Mit 90 Jahren wagte Erhard Boßdorf, Friseurmeister im Ruhestand, kürzlich die Anreise aus Naumburg zum Friseurmuseum in der Walbecker Straße. Zum fünfjährigen Bestehen des Trägervereins, des Haar-Verband e.V., hatte er dem Museum seine umfangreiche Sammlung zum Friseur- und Perückenmacherhandwerk als Geschenk mitgebracht.

Handgeknüpfte Perücken, alte Heißdauerwellgeräte und andere Raritäten aus dem Friseurhandwerk sind darunter. Besonderes Kuriosum: Seine historischen Barttassen, die nun in einer Vitrine des Museums stehen. Diese sind so geformt, dass sie den mit Wachs modellierten Schnurrbart nicht mit Kaffee benetzen.

Insbesondere die Perückensammlung kommt wie gerufen, haben es sich doch die Vereinsmitglieder - allesamt gestandene Meister ihres Fachs - zum Vereinsgeburtstag auf die Fahne geschrieben, eine Perückenmacherwerkstatt nach historischem Vorbild im Friseurmuseum einzurichten.

"Denn nur wer Vergangenes kennt, kann Neues entwickeln", nennt Museumsleiterin Barbara Psoch das Vereinsmotto. Denn die Einrichtung empfängt regelmäßig Lehrlingsklassen aus ganz Sachsen-Anhalt. "Somit leisten wir unseren Beitrag zur Berufsausbildung, indem wir die Geschichte unseres Handwerks darstellen", sagt Psoch. Berühren ist hier ausdrücklich erlaubt, auch solch merkwürdiger Gerätschaften wie der Perückenkratzhand.

Diese soll mit der geplanten Werkstatt einen passenden Platz finden. Das nötige Fachwissen ist vorhanden. Die beiden Ehrenmitglieder des Vereins, Udo Maronde und Friedrich Goedecke, knüpften in ihrer Jugend selbst Perücken und fertigten Haarteile an. "Mit ihrem vielfältigen Wissen über diese alten Techniken soll das Projekt in den nächsten Jahren verwirklicht werden", erklärt Barbara Psoch und erinnert: "Immerhin wurde hier in Magdeburg 1728 die erste Perückenmacher-Manufaktur gegründet."

Damit hätte das kleine Museum ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Denn andere Museen für die Haare schneidende Zunft gibt es mehrere in Deutschland, aber eine solche Werkstatt für Perücken bislang noch nicht.

Damit das Vorhaben gelingt, sind die ehrenamtlichen Mitglieder auch weiter auf Spenden angewiesen. Außerdem wird eine Kooperation mit der Universität, speziell mit dem Institut für Berufs- und Betriebspädagogik angestrebt.

Kontakt unter Tel. 9905050.