Mehr als drei Tonnen Fisch im Wert von 19000 Euro landen dieses Jahr in den Seen der Stadt Angler sorgen selbst für Nachschub am Haken - Wettlauf mit Hitze und Kormoran
Die rund 2000 Angler der Stadt sorgen im Frühjahr und Herbst nicht nur am Ufer für Ordnung, auch für das Leben unter der Wasseroberfläche gibt es ein "Management". Hin und wieder muss es auch Nachschub aus der Fisch-Aufzuchtanlage geben.
Magdeburg l Es ist Sonnabendmorgen 6.36 Uhr. Mehrere Fahrzeuge stoppen am Lastzug von Fischzuchtmitarbeiter Andreas Zimmermann in Höhe des Kieswerkes Barleber See. Er hat eine Lieferung mit Aalen auch für den Magdeburger Anglerverein. Die Sauerstoffpumpen laufen auf Hochtouren. Trotz der frühen Morgenstunden sind die Temperaturen an diesem sonnigen Sonnabend bereits auf mehr als 20 Grad geklettert. "Das muss ein bisschen schneller gehen", feuert Ernst Zander vom Vorstand des Magdeburger Anglervereins seine Mitstreiter an. Er weiß, es ist ein Wettlauf mit der Hitze - die schlecht für die Fische ist - und später am Wasser mit den natürlichen Feinden der Fische - den Kormoranen.
Insgesamt keschert der Fischzuchtmitarbeiter rund 4000 Jungaale mit insgesamt rund 340 Kilogramm aus dem Behälter und übergibt sie den Magdeburger Anglern.
Die stehen mit ihrem Transporter samt Sauerstoffpumpe bereit. Die Fische sollen innerhalb der nächsten Stunden auf den Barleber See, Neustädter See, die Salbker Seen, die Kreuzhorst und weitere kleine Angelgewässer verteilt werden. Das "Besatzmanagement" der Gewässer ergibt sich in erster Linie aus den Angaben in den Fangkarten der Angler, die am Ende des Jahres ausgewertet werden. "Dort wo viel Fisch entnommen wurde, setzen wir auch wieder entsprechenden Nachwuchs rein", erklärt Vize-Vorsitzender des Anglervereins Harald Rohr. Außerdem müsse es auch aus gewässerbiologischen Gesichtspunkten sinnvoll sein.
Er verspricht nach den Vorwürfen gegen den alten Vorstand (Volksstimme berichtete) mehr Transparenz auch beim Fischbesatz. "Es kann jeder dabei sein und sich den Besatz ansehen, der auf der Internetseite veröffentlicht wird", erklärt Rohr weiter. Rund 19000 Euro werde der Verein allein in diesem Jahr mit mehr als drei Tonnen Fisch investieren. "Im Herbst werden noch mal zwei Tonnen Karpfen und 500 Kilogramm Schleie folgen" erklärt der Vize-Chef. Wie viel Fisch am Ende in welchem Gewässer landet, würde am Ende eine Kommission entscheiden, der auch ein promovierter Biologe beiwohnt. So habe man sich zum Beispiel in diesem Jahr für größere Satzkarpfen entschieden. "Diese fast fangfähigen Fische sind gegenüber natürlichen Feinden resistenter", erklärt Harald Rohr.
Inzwischen sind die Angler mit den Aalen am Barleber See angekommen. Dort erwacht die Siedlung gerade zum Leben und die dortigen Mitglieder der Ortsgruppe "Anglerverein Barleber See" holen Behälter für die weitere Aufteilung heraus. Boote werden startklar gemacht. Ernst Zander feuert die Angler wieder an: "Da, seht mal, die ersten Aale schwächeln schon. Die müssen jetzt ins tiefere Wasser gebracht werden. Wir wollen doch nicht, dass die Hälfte der Fische als Kormoran-Futter endet." Die Angst vor dem geflügelten Fischräuber sitzt offensichtlich tief.
Am Ende des Tages zeigt die Bilanz aber kaum Verluste. Auch der Fisch-Besatz am Vortag, als 200 Zander mit jeweils einem Kilo Gewicht in die Seen eingesetzt worden sind, verlief ohne Komplikationen.