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Olvenstedter Platz Angst vor langen Schatten in Magdeburg

Was wird aus der grünen Oase im Norden Stadtfelds, wenn der Olvenstedter Platz bebaut wird? Diese Frage bewegt die Anwohner.

Von Martin Rieß 23.07.2018, 01:01

Magdeburg l Die Brache nördlich des Olvenstedter Platzes in Magdeburg soll mit Wohnbebauung und einem Spielplatz neu gestaltet werden. Unter der Leitung von Elke Schäferhenrich, Leiterin der Abteilung Verbindliche Bauleitplanug im Magdeburger Stadtplanungsamt, ist das Vorhaben im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung im Baudezernat der Öffentlichkeit vorgestellt worden.

Gewerbe und Wohnungen sollen auf dem Gelände, das über viele Jahre unter anderem bis vor einigen Jahren auch mit einer Tankstelle gewerblich genutzt wurde, gebaut werden. Dabei sollen die Gebäude abseits der Hauptstraße Platz für 60 Wohnungen bieten. In dem Neubau an der Stormstraße soll eine Tagespflege einziehen.

Neben Wohnungen soll im Neubau an der Olvenstedter Straße auch Platz für Geschäfte sein. In das Gesamtvorhaben eingebunden ist auch die alte Stadtvilla am Olvenstedter Platz. Hier sollen die Arztpraxen eine Möglichkeit bekommen, sich zu erweitern. Im Erdgeschoss wird wahrscheinlich ein Café einziehen. Bis auf den Neubau am Olvenstedter Platz sollen die Gebäude vier Vollgeschosse umfassen, auf denen sich eine nach hinten gesetzte Etage mit einer Terrasse davor befindet. Es handelt sich um sogenannte Staffelgeschosse. Das Wohn- und Geschäftshaus am Olvenstedter Platz selbst wird über ein abgestuftes Dach verfügen.

Auf der Freifläche zwischen dem Block an der Sudermannstraße und dem Neubau auf der Rückseite des Blocks an der Stormstraße soll ein großer Spielplatz entstehen. Grund dafür: In Stadtfeld-Ost gibt es pro Kind zu wenig Fläche auf Spielplätzen. Folglich soll der Spielplatz nicht allein für jene Kinder entstehen, die in diesem Bereich wohnen, sondern auch für andere im nördlichen Bereich des Stadtteils. Über das Gelände sollen geschwungene Wege durch eine Art Hügellandschaft führen.

Neben dem grundsätzlichen Zuspruch zum Lückenschluss zum Beispiel durch den Verein Bürger für Stadtfeld - der den Platz selbst bereits in den Fokus gerückt hatte - gibt es auch kritische Stimmen, wie während der Veranstaltung deutlich wird. Denn zumindest seitdem kein Gewerbe mehr auf dem Gelände ansässig ist, hat sich die Brache zu einem Ruhepunkt im nördlichen Teil von Stadtfeld-Ost entwickelt. Das Gelände direkt zum Olvenstedter Platz hin wird derzeit sogar als Platz für Beach-Volleyball genutzt. Auf der anderen Seite des Platzes haben die MVB für Farbe gesorgt. Beauftragt hatten sie dazu den Künstler Max Grimm.

Ein wichtiger Kritikpunkt von Anwohnern ist die Nähe von Neubauten zu den bestehenden Häusern. Wenngleich die gesetzlich vorgeschriebenen Abstände zur benachbarten Bebauung nicht nur eingehalten werden, sondern deutlich überschritten werden, befürchten Nachbarn zu viel Schatten. Denn klar ist auf jeden Fall: Mit einem Wohnhaus vor dem Fenster wird es künftig keine Sonne mehr in den Abendstunden bis ins Erdgeschoss geben. Und statt auf das Grün blicke man dann auf eine graue Fassade. Mit der vielbefahrenen Stormstraße habe man auf der anderen Seite des Hauses schon eine erhebliche Belastung.

Die Zusage der Stadtverwaltung: Die Anregung, den Neubau etwas nach Westen zu versetzen, werde man in den Abwägungsprozess einfließen lassen. Bislang nicht im Gespräch ist offenbar – ganz im Sinne des Grüns – eine moderne begrünte Fassade, die auch im Sinne einer Verbesserung des Stadtklimas stünde.

Ohnehin sind die Bäume ein Thema. Zwar hatte der Umweltausschuss schon vor Monaten angeregt, Bäume zumindest auf dem Spielplatzgelände zu erhalten. Doch damit wird es wohl nichts. Zwar werden zwei alte Bäume am Olvenstedter Platz erhalten. Und auch das Gehölz auf Nachbargrundstücken kann stehenbleiben. Doch das zu beplanende Gebiet wird ansonsten neu ausgestattet. Von 70 Bäumen ist die Rede, von denen die Hälfte direkt auf dem Gelände ihren Platz finden soll, die andere Hälfte in der unmittelbaren Umgebung.

Grundsätzlich erinnerte Elke Schäferhenrich daran, dass es sich um die Bebauung einer innerstädtischen Fläche handele, die unter anderem durch den öffentlichen Personennahverkehr gut erschlossen ist. Eine solche Bebauung wäre allemal eine bessere Lösung, als neue Viertel einfach auf der grünen Wiese hochzuziehen.

Ein spannendes Thema in weiten Teilen Stadtfelds ist das Abstellen von Autos. Die schlechte Nachricht: Viel Platz für Nachbarn wird es beim Neubauprojekt kaum geben. Die gute Nachricht: Die Autos der Mieter in den Häusern verschwinden unter der Erde. Die Tiefgaragen befinden sich im Wesentlichen unter den Häusern. Wo das nicht der Fall ist, werde die Tiefgarage mit einer mindestens 60 Zentimeter dicken Erdschicht abgedeckt. „Eine Tiefgarage unter dem Spielplatz kam für uns nicht in Frage, da die Bäume hier ungestört wachsen können sollen“, erläuterte Elke Schäferhenrich. Die Zufahrt zur Tiefgarage für die Bebauung am Olvenstedter Platz soll über diesen erfolgen. Konflikte mit dem Straßenbahnverkehr seien hier nicht zu erwarten, da sich die Zahl der Nutzer dieser Tiefgarage in Grenzen halten werde. Die andere Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt über die Stormstraße, von wo die die Abstellmöglichkeiten unter allen anderen Häusern zu erreichen sein werden.

Und wie geht es weiter? Für den September hat die Leiterin der Verbindlichen Bauleitplanung eine Drucksache für den Stadtrat angekündigt. Der kann dann per Beschluss den Weg für die weiteren Planungen freimachen.

Unter anderem werden dann die Träger öffentlicher Belange – zu diesen zählen unter anderem Versorgungs- und Kommunikationsunternehmen, aber auch Behörden wie die für Boden, für Denkmalschutz und für Naturschutz – um ihre Stellungnahmen gebeten. In diesem Zeitraum können auch Bürger noch einmal ihre Hinweise im Rahmen der öffentlichen Auslegung einbringen.

Nach der Abwägung der unterschiedlichen Interessen ist es Aufgabe des Stadtrats, per Beschluss den Weg zur Neubebauung des Olvenstdter Platzes freizumachen.

Wenn die Baugenehmigung vorliegt, sollen die Arbeiten vom Olvenstedter Platz aus beginnen. Als Zeithorizont wurden auf der Bürgerversammlung drei bis vier Jahr genannt.