Lärmbelästigung Anwohner beschweren sich über Jugend-Treff in Magdeburgs Goethestraße
An einem Jugendtreffpunkt zwischen Wilhelm-Raabe-Straße und Steinigstraße in Magdeburg werde laut geredet, gegrölt und Musik gehört. Anwohner der Goetheanlagen fühlen sich belästigt. Doch ist es wirklich so laut?

Magdeburg - Lediglich 20 Beschwerden sind in den vergangenen zweieinhalb Jahren beim Ordnungsamt eingegangen – zehn davon allein am Abend des 19. Juli 2021, einem Montag. Belästigen lärmende Jugendliche tatsächlich einige Anwohner der Goethestraße?
Es war offenkundig kein besonderer Tag, der im Juli zum Beisammensein animierte. Kein Ferienbeginn, kein Feiertag, keine sportliche Errungenschaft. Dennoch scheint es an diesem Abend lauter als sonst zugegangen zu sein. So laut, dass Anwohner sich gestört fühlten. Und so laut, dass Stadträtin Carola Schumann (FDP/ Tierschutzpartei) sich der Sache annahm. Die Anstrengungen und Kontrollen des Ordnungsamtes ließ sie sich von der Stadtverwaltung ebenso zusammentragen wie den bisherigen Umgang mit den Anwohnerbeschwerden. Auch wohin man die Jugendlichen „umsiedeln“ könnte, wollte sie wissen.
Manuela Cyranka ist seit nunmehr vier Monaten als Streetworkerin im Dienst. Zuvor arbeitete sie über 20 Jahre im Allgemeinen Sozialen Dienst des Sozial- und Jugendamtes.
Sie hatte mit wahrlichschwierigen Kindern und Jugendlichen zu tun und kann versichern: „Die, die sich in der Goetheanlage treffen, sind keine.“ Es seien vernünftige junge Menschen, mit denen man gut reden könne. „Als ich das erste Mal das Gespräch mit ihnen suchte, waren sie sich gar nicht darüber im Klaren, dass sie als viel zu laut empfunden werden“, erzählt sie. Von Anwohnern, die sich gestört fühlen, seien sie auch noch nie persönlich angesprochen worden. Womöglich ist es vor allem der tragbare Lautsprecher, über den sie Musik hören, der den Lärmpegel hochtreibt.
Streetworkerin ist mit Jugendlichen in Kontakt
Ein mal pro Woche sucht Manuela Cyranka den Kontakt zu den jungen Leuten. Zuletzt traf sie sie allerdings Anfang September an dem Pavillon an der Schrote, wo sie sich aufhalten, an. Dabei hat die Streetworkerin ein dringendes Anliegen: Die vermeintliche Lärmbelästigung in den Goetheanlagen ist auch Thema der nächsten GWA-Sitzung am kommenden Mittwoch.
Gern hätten sie und die GWA-Mitglieder die Perspektive der jungen Leute dazu gehört. Sie möchte sie einladen. Doch momentan konnte sie die jungen Leute dort nicht mehr antreffen. Und auch die Volksstimme versuchte sie vor Ort zu finden, um mit ihnen über ihre Sicht der Dinge zu sprechen – vergebens. Auch in den nicht Abendstunden waren sie nicht anzutreffen.
Doch Lärm ist nicht das Einzige, was ihnen vorgeworfen wird. Auch das Trinken von Alkohol legen Anwohner ihnen zur Last. Die Gruppe von 12 bis 15 jungen Erwachsenen, die bereits volljährig sind, verstoßen jedoch nicht, so Holger Platz in seiner Stellungnahme, gegen das Jugendschutzgesetz.
33 Mal sei das Ordnungsamt in diesem Jahr zu Kontrollen in die Goetheanlage gefahren. Lärm wurde nicht festgestellt, und auch nur wenige Jugendliche vorgefunden. 15 problematische Plätze seien im Stadtgebiet bekannt, dieser gehöre nicht dazu, so Platz.
Pavillon wurde eigens als offener Treff in der Grünanlage gebaut
Zudem weist der Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe darauf hin, dass der offene Treffpunkt in der Grünanlage der Goethestraße errichtet wurde, um jungen Menschen aus dem Quartier einen Platz anzubieten, wo sie sich treffen und aufhalten können.
Durch die regelmäßige Nutzung des Treffpunktes wird der Bedarf nach einem Freiraum für junge Menschen in diesem Bereich erst recht verdeutlicht. Ein neuer Standort werde daher nicht zur Problemlösung führen. „Vielmehr sollte Wert auf eine Entlastung des einzelnen Treffs gelegt und weitere einzelne kleine Treffpunkte innerhalb der Grünanlage Goethestraße angelegt werden.“ Darüber hinaus bewirtschafte der Eigenbetrieb auch im Quartier keine weiteren Flächen, die für einen offenen Treff geeignet sind.
Die jungen Frauen und Männer selbst wünschen sich einen geschlossenen Pavillon, der die Lautstärke eindämmen kann. Da dieser jedoch ein Gebäude mit Aufenthaltsmöglichkeit im öffentlichen Raum darstellt, sei entsprechend Bauordnung des Landes Sachsen-Anhalt genehmigungspflichtig. Zudem zählt die Grünanlage der Goethestraße zu den denkmalgeschützten Parkanlagen.
Alternative Aufenthaltsorte wie das Kinder- und Jugendhaus des christlichen Vereins junger Menschen (CVJM) kommen für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht in Frage, weiß Manuela Cyranka. Nicht zuletzt, weil sie keine religiöse Motivation haben. Auch bleiben sie lieber unter sich.
Sporadisch besuchen sie das KJH „Heizhaus“ , besonders bei offiziellen Musikveranstaltungen. Auch den Glacis-Park, in welchem sie hin und wieder Fußball spielen, nutzen sie.
Welche weiteren Angebote man ihnen machen kann und ob ihre Anwesenheit in den Goetheanlagen tatsächlich so problematisch ist, wie von einigen Anwohnern behauptet, ist am Mittwoch, 3. November 2021, Thema der GWA-Sitzung Stadtfeld-Ost. Sie beginnt um 18 Uhr und findet beim CVJM in der Tismarstraße 1 statt.