Fußball, FCM und Vandalismus Ärger über illegale Graffiti in Magdeburg: Was tun gegen FCM-Schmierer?
Der Ärger über illegale Graffiti und Aufkleber mit Bezug zum 1. FC Magdeburg ist groß. Eine Gruppe ruft nun zum Putzeinsatz auf. Was Fanorganisationen und der Verein zu dem Thema sagen.

Magdeburg - Was für die einen Ausdruck ihrer Verbundenheit mit dem 1. FC Magdeburg sein soll, ist für die anderen schlicht Sachbeschädigung und eine Verschandelung des öffentlichen Raumes. Die zunehmende Anzahl an illegalen Graffiti, Schmierereien und Aufklebern mit FCM-Bezug ist vielen Magdeburgern ein Dorn im Auge.

Kein Einzelfall: Vandalismus von FCM-Fans sorgt für Ärger
Kaum ein Laternenmast, Stromkasten oder Garagenkomplex, der nicht besprüht oder beklebt ist. Auch (private) Häuserwände und Brücken bleiben nicht verschont. Oftmals finden sich darunter auch polizeifeindliche Botschaften.
Für Schlagzeilen hat zuletzt ein neuer Schriftzug an der Wetterschutzschale der frisch sanierten Brücke am Wasserfall in Cracau gesorgt. „1. FC Magdeburg für immer“ steht dort in weißer Farbe. Die Stadt Magdeburg hat deshalb Anzeige bei der Polizei erstattet.

Oberbürgermeisterin Borris: Appell an Täter
Oberbürgermeisterin Simone Borris meldete sich zu Wort. Ihr Herz schlägt seit Jahrzehnten für den FCM. „Die Verbundenheit mit dem Fußball-Club kann man aber auch anders als mit illegalen Schmierereien und Aufklebern ausdrücken. Deshalb appelliere ich an die Täter, über das eigene Handeln und die verursachten Schäden nachzudenken“, erklärte Borris. Wer Zeuge von solchen Straftaten werde, solle umgehend die Polizei informieren.
Die Beseitigung der Graffiti an der Cracauer Wasserfallbrücke – es ist mehr als der besagte Schriftzug – würden laut Stadt mehr als 20.000 Euro kosten. Aufgrund der angespannten Haushaltssituation sei derzeit keine Beseitigung geplant.

Überhaupt werden beschmierte und besprühte Bauwerke in aller Regel nicht gereinigt. Eine Reinigung finde nur statt, wenn sich die Aufkleber oder Beschmierungen als verfassungsfeindliche Zeichen, Symbole oder Schriftzüge identifizieren lassen oder die Funktion – etwa von Verkehrszeichen – beeinträchtigt ist, hat die Stadt auf eine Anfrage von SPD-Stadtrat Jens Rösler deutlich gemacht. Es könnte also noch mehr werden damit.
Aktion gegen Vandalismus: Ganz Magdeburg betroffen
Dieses Problem beschränkt sich nicht auf den Osten von Magdeburg, sondern betrifft alle Stadtteile. Auch in Reform ärgern sich Anwohner über die Schmierereien und Aufkleber im öffentlichen Raum.

Die Gemeinweisenarbeitsgruppe (GWA) will deshalb im Rahmen der Magdeburg-putzt-sich-Kampagne im kommenden Frühjahr den Schwerpunkt auf die Entfernung von Graffiti und Aufklebern legen, kündigt Mathias Luther vom Sprecherkreis der GWA Reform an.

Es soll dabei um sämtliche Verunreinigungen dieser Art gehen, weil aber eine Vielzahl davon einen Bezug zum FCM hat, hofft die Gruppe auf Unterstützung von Verein und Fans. Entweder beim Reinigen selbst oder aber im Rahmen einer ansprechenden Umgestaltung/Übermalung.
Graffiti als „Ausdruck von Lokalpatriotismus“?
Inwieweit es dazu kommen wird, bleibt vorerst offen. Aus der Fanszene des 1. FC Magdeburg gibt es zu dem Thema Graffiti und Aufkleber teils widersprüchliche Aussagen. Gegenüber dem MDR hatte Oliver Wiebe als Vertreter der Fanhilfe Magdeburg die jüngsten Graffiti an der Wasserfallbrücke als „Ausdruck von Lokalpatriotismus“ verteidigt.

Für diese Aussage habe er viel Kritik einstecken müssen, sagt Wiebe der Volksstimme. Dennoch will er nicht wirklich davon abrücken. Es sei Teil einer Subkultur, bei der es aber auch darum geht, einen positiven Magdeburg-Bezug herzustellen, also Werbung für Verein und Stadt zu machen.
Dennis Jannack ist ebenfalls Mitglied der Fanhilfe. Er plädiert dafür, dass mehr legale Flächen für FCM-Grafitti bereitgestellt werden, um so das illegale Sprühen zu reduzieren.
Fanprojekt ist offen für Kooperation
Stefan Roggenthin arbeitet für das Fanprojekt Magdeburg, das als Anlauf- und Beratungsstelle für alle Fußballinteressierte im Umfeld des 1. FC Magdeburg fungiert.
„Wir haben die Rolle eines Moderators und werben dafür, dass mehr legale Flächen für die Gestaltung durch FCM-Fans zur Verfügung gestellt werden“, sagt er. Es gehe darum, Angebote zu schaffen. Beispielsweise könnten Stromkästen für eine Bemalung freigegeben werden.
Im Hinblick auf die geplante Reinigungsaktion in Reform äußert sich Roggenthin für das Fanprojekt gesprächsbereit. Zugleich meint er aber auch, dass sich (junge) Fans eher für die Neugestaltung von Flächen mit Wandbildern gewinnen lassen, als für das Reinigen ebensolcher. Hinzu kommt, dass es wohl keinen FCM-Fan gibt, der einen Sticker seines Vereins abmacht.
Das sagt ein Fanbeauftragter des FCM
Felix Nebel ist Fanbeauftragter beim 1. FC Magdeburg. „Wir freuen uns, wenn Gruppen wie die GWA Reform auf uns zusammenkommen.“ In einem Gespräch sollen nun Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ausgelotet werden.
Mit Blick auf illegale Graffiti, Farbschmierereien und Aufklebern vertrete der Verein eine klare Haltung. „Das geht nicht. Wir haben in der Vergangenheit schon mehrfach unsere Intoleranz gegenüber Sachbeschädigungen, Ordnungswidrigkeiten beziehungsweise Straftaten generell, und speziell auch in den Fällen, die von dritten Personen in Zusammenhang mit unserem Verein gesehen werden können, öffentlich und auch mit Nachdruck ausgesprochen.“

Prävention: Verein im Austausch mit Fans
Der Verein sei im Austausch mit den Fans bemüht, präventiv und regelmäßig aufzuklären. Es gehe aber nur Schritt für Schritt. Beispielsweise über das Definieren von Tabus – das etwa Kirchen, Denkmäler, historische Bauten oder Verkehrsschilder unberührt bleiben.
Darüber hinaus setzt sich auch der FCM für legale Gestaltungsprojekte ein. Positive Beispiele sind etwa das Wimpel-Wandbild zum Europokalsieg-Jubiläum am Oli-Kino oder die Aufwertung eines Heizhauses in der Hermann-Hesse-Straße in Reform.