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Co-Produktion der Theaterjugendclubs Potsdam und Magdeburg im Schauspielhaus Atemlos - Eine bewegende Inszenierung, die Darsteller und Publikum fordert

Von Florian Schreiter 30.01.2012, 04:33

"Wie kommen junge Menschen auf so ein Thema?", fragte ein Zuschauer nach der Aufführung "Atemlos", die am Donnerstag im Schauspielhaus zu sehen war. Es ist eine Co-Produktion der Jugendclubs des Potsdamer Hans-Otto-Theaters und des Theaters Magdeburg.

Altstadt l Blick ins Jahr 2029. Es herrscht seit sieben Jahren ein atomarer Krieg, der kein Ende zu nehmen scheint. Fünf Jugendliche, vier Jungen und ein Mädchen, haben Schutz in einem Bunker gefunden.

Remo Philipp, der Regie führte und das Stück schrieb, setzt mit dieser Rahmenhandlung die Protagonisten einer unerträglichen Situation aus.

Um miteinander auszukommen werden Regeln aufgestellt. Doch immer wieder gibt es Kämpfe um die Rangordnung, die sie mit physischer und psychischer Gewalt aufrechtzuerhalten versuchen.

Ein ständiger Kreislauf: jeder gegen jeden, jeder für sich und dann doch irgendwie wieder gemeinsam. Entsetzliche Dinge geschehen: Man bedroht sich mit einer Waffe, lässt einen anderen "Scheiße fressen" und vergewaltigt. "Ich hätte am liebsten eingegriffen", sagte eine Zuschauerin beim Nachgespräch, "das Publikum wurde ganz schön gefordert."

Warum sind sie zu solchen Monstern geworden? Die Umwelt hat sie geprägt - bestimmte Erlebnisse, Erfolgsdruck und Erwartungshaltungen. Wenn sie für einen Augenblick den Atem anhalten erinnern sie sich.

In dem Stück gehe es primär um Zivilcourage, erklärt Remo Philipp. Die Idee dazu kam ihm nach dem AKW-Unfall in Fukushima. Dort hielten die Menschen zusammen, beim Stromausfall in New York im Jahr 2003 hingegen wurden Läden geplündert. Er fragte sich: Was macht die Menschen zu dem was sie sind?

Erfahrungen und Gedanken der Schauspieler flossen in das Stück mit ein.

Trotz seiner provokanten Art hatte "Atemlos" die Zuschauer sichtlich beeindruckt. Viel Beifall gab es für das spielfreudige Ensemble.

Ob "Atemlos" in Magdeburg noch einmal zu sehen sein wird, konnte nicht beantwortet werden. Ausgeschlossen wurde es jedenfalls nicht. Theaterpädagogin Nicoletta Kindermann sagt: "Wir wollen in Zukunft öfter mit dem Potsdamer Theater zusammenarbeiten."

Remo Philipp (22) war viele Jahre Mitglied im Theaterjugendclub Magdeburg. Zwei Jahre Praktikum und ein freiwilliges soziales Jahr im Theater Magdeburg folgten. Zurzeit studiert er in Berlin Philosophie, nebenbei ist er als Regiehospitant am Hans-Otto-Theater tätig. Sein Berufsziel: Regisseur.

Es spielen: Maria Wähnke, Max Diegel, Tenzin Kolsch, Hauke Petersen, Dennis Philipp.

Weitere Vorstellungen sind geplant am 25. und 26. Februar im Hans-Otto-Theater Potsdam.