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Aufarbeitung Magdeburg und seine Glaskunst

Magdeburg möchte seine Glaskunst neu entdecken und wissenschaftlich aufarbeiten. Es gibt viele bedeutende Werke, nicht nur in Magdeburg.

Von Martin Rieß 13.02.2019, 00:01

Magdeburg l Magdeburger Glaskünstler haben sich seit den 1950er Jahren weit über die Grenzen der heutigen Landeshauptstadt hinaus einen Namen gemacht. Ein Antrag der Fraktion Die Linke/Future fordert, dass die entsprechenden Werke bewahrt und gewürdigt werden. Inzwischen haben sich mit dem Vorschlag und der Stellungnahme der Kulturausschuss und der Bauausschuss beschäftigt und dem Stadtrat eine entsprechende Empfehlung im Sinne der Glaskunst gegeben.

Dabei sind die Kommunalpolitiker auch in der Verwaltung auf offene Ohren gestoßen, wie einmal mehr die Diskussion im Bauausschuss bewies. Dort wurde die Stellungnahme der Magdeburger Stadtverwaltung kurz vorgestellt, in der die Erstellung einer Übersicht über die Glaskunst angeregt wird. Heide Grosche, die das Magdeburger Stadtplanungsamt leitet, sagte: „Diese Kunst ist für Magdeburg wichtig. Leider ist noch in der Nachwende einiges verloren gegangen.“ Als Beispiel nennt die Stadtverwaltung auch Arbeiten in der Umgebung Magdeburgs wie die im Kulturhaus Wolmirstedt oder Kaliwerk Zielitz.

Erst vor kurzem habe „die zweifelsohne bestehende Denkmalwertigkeit“ der Glaswand von Walter Bischof im Ratswaage-Hotel zur Ausweisung als Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt geführt. „Die vergleichbar späten Ausweisungen der großen Fensterwand Reginald Richters im Dessauer Südbad und einer qualitätsvollen Fensterwand von Eckehard Frey in Osterburg zeigen, dass gegenwärtig eine landesweite Neubewertung der künstlerischen Hinterlassenschaft dieser Künstlergeneration erfolgt“, heißt es seitens der Magdeburger Stadtverwaltung.

Parallel zu den Werken, die von den Künstlern der Glasgestaltung Magdeburg im Rahmen von staatlichen Aufträgen ausgeführt wurden, wurden ab den 1960er Jahren auch in Sakralbauten in Magdeburg künstlerische Verglasungen von überregionaler Bedeutung geschaffen.

Die Magdeburger Stadtverwaltung hebt dabei den 1970 geschaffenen Fensterzyklus des Malers Charles Crodel hervor. Dieser befindet sich in der Kirche St. Petri in der Neustädter Straße.

Wie Heide Grosche während der Sitzung des Bauausschusses betonte, sei auch der Blick auf Glaskunst, die in der Nachwendezeit in Magdeburg entstanden ist, wichtig. Eine aktuelle Fortführung der künstlerischen Glasgestaltung sei so die im Jahr 2017 fertiggestellte künstlerische Verglasung von 13 gotischen Fenstern in der Johanniskirche in Magdeburg durch den Dresdener Maler Max Uhlig.

Fest steht jedenfalls: Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Magdeburger Glaskunst wird ihre Zeit benötigen. Die Stadtverwaltung nennt dafür einen Zeitraum von mindestens einem Jahr. Der Kulturausschuss hat in diesem Zusammenhang angeregt, auch die Glaskünstler, die in den vergangenen Jahren in Magdeburg aktiv waren oder bis heute aktiv sind, wenn möglich einzubinden.

Als Rahmen schwebt dem Kulturausschuss dabei ein Werkstattgespräch vor. Linke-Fraktionschef Oliver Müller, der auch dem Kulturausschuss vorsitzt, erläuterte: „Es kann dem Anliegen, das zu unserer Freude auch in anderen Fraktionen offenbar eine breite Zustimmung erfährt, nur nutzen, wenn wir neben dem Wissen der Fachleute aus der Theorie auch die Kenntnisse und Erfahrungen der Praktiker einfließen lassen.“

Dass die Magdeburger Glaskunst auch über die Grenzen der Stadt gewürdigt wird, zeigt die Gläserne Blume aus dem Palast der Republik. Zwar kann das tonnenschwere Original wohl nicht wieder aufgebaut werden. Doch sehr wohl wird darüber nachgedacht, eine Neuinterpretation oder ein Modell im neuen Berliner Schloss zu zeigen, das derzeit anstelle des Palastes der Republik entsteht.