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Aufbau läuft Keine Einreise ins Magdeburger DDR-Museum

Es ist ruhig geworden um das DDR-Museum, das in Magdeburg geplant ist. Das Vorhaben ist nicht vom Tisch.

Von Marco Papritz 04.11.2019, 00:01

Magdeburg l  Es ist der Fluch der guten Tat, wenn man so will, der die angepeilte Eröffnung im Jubiläumsjahr des Mauerfalls verzögert. „Es ist eine gehörige Arbeit, alle Exponate zu erfassen und zu katalogisieren“, so der Unternehmer Mike Schrader, der als leidenschaftlicher Sammler gilt. Dies habe mehr Zeit in Anspruch genommen, als zunächst geplant. Ganze sechs Monate sind Listen und Fotografien von jenen Objekten erstellt worden, die bis Herbst des vergangenen Jahres im Ostalgiekabinett in Langenweddingen mit dem Charme einer Heimatstube präsentiert wurden. Pläne zum Bau einer Kindertagesstätte führten schließlich zum Abriss der Gebäude und damit dem Ende des Kabinetts. Mike Schrader holte die Exponate schließlich nach Magdeburg, wo sie in einem Museum professionell ausgestellt werden sollen. Ziel soll sein, die Besucher mit typischen Produkten wie Spirituosen und Gegenständen wie Fernseher in Erinnerungen schwelgen zu lassen und durch originale Kleidungen und Einrichtungen einen Einblick in das Leben der Bürger der ehemaligen DDR zu geben – fernab von einer Verklärung der Geschichte.

Der Alltag im über 600 Quadratmeter fassenden früheren Schuhladen an der Nachtweide, der zum Museum umgebaut wird, besteht aus dem Sichten der unzähligen Kartons und Planen des Umbaus. Die Baugenehmigung liege nun vor, sagt Mike Schrader. So auch viele Angebote, die ihn erreichen. Zum Beispiel aus Rostock, wo Holger Erdmann einen alten „Spatz“ (Nachfolgemodell des Mopeds SR2E und kleinstes Kraftrad der sogenannten „Vogelserie“ des VEB Simson aus Suhl) quasi als Dachbodenfund dem Museum anbot. „Es war unglaublich: Nach all den Jahren und ganz verstaubt ist der Motor einmal angetreten worden und lief wie eine Eins“, zeigte sich Schrader hellauf begeistert. So auch für einen Trabant 500, einem Modell vom ersten Typ der Trabant-Reihe von Sachsenring aus Zwickau, der sich im auffälligen Rot-Weiß zeigt. So trudeln Angebote auch von Haushaltsauflösungen ein, „bei denen komplette Küchen noch im Originalzustand sind und mit denen Zeitreisen im Kopf schon von ganz allein starten“.

Außerdem ist es gelungen, Inventar vom ehemaligen DDR-Grenzübergang Marienborn zu erhalten. Wie zum Beispiel Absperrungen, die als symbolischer eiserner Vorhang durchgehen, oder sogenannte Spionspiegel von Verhörräumen. Mit der Gedenkstätte „Deutsche Teilung“, als welche der Grenzübergang eingerichtet wurde, wird eine Kooperation angestrebt. Man befinde sich bereits über Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Austausch, so Schrader.

Der Umbau der Halle und der Aufbau der Ausstellung in abgetrennten Themenbereichen und eines großen, zentral angelegten Innenteils dauert etwa ein halbes Jahr. Zwar sei es bedauerlich, nun nicht zum 30. Jahrestag des Falls der Mauer eröffnen zu können, doch im Jubiläumsjahr der Wiedervereinigung „werden die Türen offen stehen“. Dann werden die Besucher auch Sportgeschichte erleben können. Denn Schrader gilt als großer Anhänger der beiden Magdeburger Spitzenvereine 1. FC Magdeburg und SC Magdeburg, nennt eine imposante Sammlung etwa von Trikots sein Eigen. Für die Volksstimme hebt er beim Besuch eine Plane an und lüftet ein Geheimnis: Zum Vorschein kommt ein Bob, mit dem Wintersportlegende Wolfgang Hoppe einst den Eiskanal hinuntersauste und um Titel mitfuhr. „Was fehlt, ist noch die Farbgestaltung, mit der er zur DDR-Sportlegende wurde“, so Mike Schrader. Geplant ist, Hoppe dann einmal im DDR-Museum begrüßen zu können.

Vielleicht tummeln sich dann auch Gäste aus Übersee in den Museumsräumen. Denn ein Radiosender aus den USA wurde auf das Vorhaben aufmerksam und interessiert sich wegen des Mauerfalljubiläums dieser Tage für Hintergründe und Details. „Das Interesse ist groß. So auch die Verantwortung, dem Museum einen würdigen Rahmen zu geben“, verweist Mike Schrader.