Pilotprojekt Auftakt für autonome Autofahrt in Magdeburg
Die Vorbereitungen für den Einsatz eines autonomen Shuttlebusses in Magdeburg befinden sich in den letzten Zügen. In den kommenden Tagen wird die Route, die der Bus ab August fahren wird, vermessen. Erstellt wird ein 3-D-Fahrlinienprofil von der Sternstraße über die Sternbrücke bis zum Heinrich-Heine-Platz.
Magdeburg - Jede Schwelle, jede Kurve und jegliches Hindernis zwischen Sternstraße, Planckstraße, Sternbrücke und Heinrich-Heine-Platz wird in dieser Woche genauestens vermessen. Damit Magdeburgs erster autonomer Shuttlebus im August seinen Pilotbetrieb aufnehmen kann, starten nun die Einmessfahrten. Sie gehören zu den letzten Vorbereitungen für den Probebetrieb des automatisch fahrenden Minibusses.
Wie Olga Biletska erklärt, werde in den kommenden Tagen eine virtuelle Karte, ein sogenanntes 3-D-Fahrlinienprofil, erstellt. In der darauffolgenden Woche starte die Operatorschulung und Mitte/Ende August beginne die halbjährige Testphase, so die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Otto-von-Guericke-Universität, die mit dem Pilotprojekt betraut ist.
Zunächst soll zur sicherheitshalber ein Operator mitfahren
Auf einer etwas mehr als zwei Kilometer langen Route wird der Bus dann die entsprechend vorprogrammierte Strecke abfahren. Zunächst werde noch ein Operator an Bord sein, der im Notfall eingreifen kann. Später soll die Fahrt von einer Leitstelle aus überwacht werden. Damit der automatisierte Bus am Straßenverkehr teilnehmen kann, mussten in den vergangenen Monaten zahlreiche Genehmigungen eingeholt werden, erklärt Olga Biletska.
Dazu gehörten beispielsweise die Genehmigungen für entsprechende Markierungen und Beschilderungen. Auch eine Erlaubnis für die Sondernutzung der öffentlichen Flächen für die Aufstellung von Lokalisierungspaneelen und Informationstafeln musste eingeholt werden. Schilder mit Hinweisen auf die Teststrecke sind bereits aufgestellt und befinden sich unter anderem in der Sternstraße Ecke Am Buckauer Tor und an der Harnackstraße Ecke Schellingstraße.
Testbetrieb im Südharz ist bereits gestartet
Während in Magdeburg noch die Vorbereitungen für den automatisierten Busbetrieb laufen, tourt der Shuttlebus bereits seit Anfang Juli durch Stolberg im Südharz. Stolberg gehört neben der Landeshauptstadt zu den Pilotprojekt-Städten in Sachsen-Anhalt. Mit gerade mal 15 Stundenkilometern fährt der „Thyra Floh“, so wurde der Stolberger Shuttlebus getauft, beinah lautlos durch das Städtchen. Bis zu 25 Stundenkilometer kann das kleine Gefährt, das sechs Sitz- und sechs Stehplätze zählt, jedoch laut Hersteller auf den Tacho bringen.
In Stolberg ist der kleine Bus auf zwei Strecken unterwegs. In Magdeburg ist bisher eine Tour vorgesehen. An mehreren Tagen in der Woche soll der Bus auf einer Strecke von 2,3 Kilometern zwischen Heinrich-Heine-Platz und Sternstraße pendeln. Dadurch sollen die Stadthalle und der Rotehornpark stärker an das ÖPNV-Angebot der Stadt angebunden werden. Geplant ist der Einsatz von mittwochs bis sonntags. Zwischen 10 und 17 Uhr soll der Bus in einem 30-minütigen Takt fahren.
Für die Einsatzzeit wird der Shuttlebus an das Fahrgast-Informationssystem INSA angebunden und die Datenübermittlung getestet. Zudem werde die Akzeptanz des Shuttles durch Nutzerbefragungen analysiert.
Shuttle soll Lücken im ÖPNV-Netz schließen
Bei dem Projekt „Automatisierte Shuttlebusse – Urbaner ÖPNV“ handelt es sich um ein Projekt des Instituts für Logistik und Materialflusstechnik (ILM) an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Federführend sind hierbei Lehrstuhl-Leiter Professor Hartmut Zadek und Projektleiter Sönke Beckmann. Die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) unterstützen das Projekt und sind unter anderem in den Aufbau der Testleitstelle involviert. Zudem sollen Busfahrer der MVB auch als Operatoren zum Einsatz kommen.
Im bayrischen Birnbach fährt die autonome Shuttlebuslinie bereits seit 2017. Sie bringt Passagiere vom Ortszentrum zum Thermalbad. Der Verkehrsbetrieb in Mainz setzt ein derartiges Fahrzeug auf dem Gelände der Universitätsmedizin ein.
Das Bus-Modell EZ10, das für den hiesigen Einsatz ausgewählt wurde, ist seit 2015 in verschiedenen Projekten weltweit getestet worden. Der EZ10 ist ein elektrischer Kleinbus der französischen Firma EasyMile. Er ist 4 Meter lang, zwei Meter breit und 2,87 Meter hoch. Ein Ladevorgang dauert etwa zehn Stunden. Voll aufgeladen kann er sechs bis zehn Stunden zum Einsatz kommen. Er ist dafür ausgelegt, die Lücke im ÖPNV auf der „Letzten Meile“ zu schließen. Gemeint sind die „weißen Flecken“, also Lücken im öffentlichen Personennahverkehr abzudecken.