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Ausstellung Zwischen Darstellungswahn und Prüderie

Die Ausstellung "Fackeln im Shitstorm" mit Bildern des Magdeburger Malers Robin Zöffzig wird am 6. Mai eröffnet.

Von Christina Bendigs 27.04.2018, 01:01

Magdeburg l In einem Interview Anfang 2018 hatte der Maler Robin Zöffzig erklärt, in diesem Jahr keine Brüste malen zu wollen. Im Volksstimme-Interview erklärte er nun, dass er sich bislang auch daran gehalten habe. „Dafür male ich jetzt ganz neue BH-Kreationen“, sagt er schmunzelnd.

Mit seinen nackten Tatsachen hatte Zöffzig in der Vergangenheit immer wieder polarisiert – und das ganz bewusst. Unter anderem malte er für die Leipziger Buchmesse die Magdeburger Jungfrau mit freier Brust und hatte damit in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt für Diskussionen gesorgt. Inzwischen hängt das Bild im Magdeburger Rathaus – für Zöffzig war das wie ein Ritterschlag. Weitere Projekte in Kooperation mit der Stadt Magdeburg befinden sich auf einem guten Weg.

Doch auch wenn der 34-Jährige keine nackten Brüste mehr malt, treu geblieben ist er sich dennoch und knüpft auch mit seinen neuen Werken an seinen ganz eigenen Stil und den ironischen Sexismus an, wie in der Ausstellung zu sehen sein wird, die am 6.  Mai in der Galerie Fabra Ars im Hundertwasserhaus eröffnet wird. Seine Bilder haben nach wie vor erotische Züge, aber das Geheimnis des Verborgenen bleibe bestehen. „Und das ist vielleicht sogar spannender als ein herkömmlicher Akt“, sagt er.

Dass die Ausstellung den Titel „Fackeln im Shitstorm“ trägt, kommt nicht von ungefähr. Zöffzig meint damit seinen eigenen Shitstorm, basierend auf der Social-Media-Plattform Instagram. Auf eine „riesengroße Masse“ von Fotos, in der Art von Modefotos, würde er dort treffen, auf denen sich Frauen einem regelrechten Darstellungswahn hingeben würden, und das freiwillig.

Die Fotos würden einander häufig so sehr gleichen, dass nicht einmal mehr der Fotograf zu erkennen sei. „Aber wenn man ein Bild davon malt, kann das einen Shitstorm auslösen“, sagt er. Um klarzumachen, dass natürliche Schönheit nicht Standardmaßen gehorcht, sei er in den neuen Werken deshalb auch ganz bewusst von vermeintlich perfekten Modelmaßen abgewichen.

Indem er die dargestellten Frauen bedeckt, spiegelt er zudem eine zweite Strömung wider, die er aktuell in der Gesellschaft beobachtet: eine neue Prüderie.

Um die Bilder Zöffzigs zu verstehen, lohnt sich ein zweiter und auch ein dritter Blick, denn der direkte Zugang zu seinen Werken wird dem Betrachter durch Clownerie und Maskerade zunächst oft verstellt. Beim genaueren Hinsehen allerdings erkennt der Betrachter Verweise auf Motive oder Kompositionen berühmter Werke der Kunstgeschichte. Verschiedene Genres, Historienbild, Porträt oder religiöses Pietámotiv erinnern an klassische Themen. Diese transformiert der Maler und verfremdet sie in provokant-bunter Zöffzig-Manier zu zeitgenössischen Szenerien.

Auf die Ausstellung in Magdeburg freut sich der Künstler, der in Leipzig lebt, schon sehr. Schließlich sei die Präsentation seiner Werke in seiner Heimatstadt wie ein Heimspiel, und das mitten im Herzen der Stadt. Die Verbindung von Galeristin Tatyana Nindel und dem künstlerischen Leiter des Hundertwasserhauses, Matias Tosi, findet er wichtig und gut.

Und er freut sich, dass noch ein weiterer Leipziger Künstlerkollege und guter Freund, der aus Magdeburg stammt, in der Galerie zu sehen sein wird: Christian Bussenius wird voraussichtlich im Frühjahr 2019 in der Galerie Fabra Ars ausstellen. Gespannt sein darf man allemal: Denn im Gegensatz zu Zöffzig malt Bussenius hauptsächlich Männer.

Jetzt jedoch steht erst einmal Zöffzigs eigene Ausstellung bevor. Alle, die die Bilder sehen wollen, haben vom 6. bis zum 27.  Mai 2018 in der Kunstgalerie Fabra Ars im Hundertwasserhaus Magdeburg die Gelegenheit dazu.