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Bäume befallen Raupenplage im Norden Magdeburgs

Eine Raupenplage grassiert in Magdeburg: Hunderte Bäume sind mit silbrigen Schleiern überzogen. Viele Bäume sind kahl gefressen.

Von Jana Heute 16.06.2017, 01:01

Magdeburg l Die befallenen Büsche und Bäume geben ein gespenstisches Bild ab. „So was hab ich hier noch nicht gesehen“, sagt ein Magdeburger, der gerade ein erfrischendes Bad im Barleber See II nehmen will. Seine Decke hat er am Ufer ausgebreitet, direkt neben einem der merkwürdig anmutenden Bäume, der übersät ist mit silbrig-weißen Gespinsten.

Erst beim genauen Hinsehen fallen die vielen kleinen gelben Raupen auf, die hinter den hellen Schleiern hängen und offenbar viel Hunger haben. Nur noch ein paar braune Blätter baumeln an den Ästen. Der Rest ist so gut wie abgefressen.

Hunderte, wenn nicht gar Tausende Bäume in den Grüngürteln rund um den See und auch am Glindenberger Weg sind betroffen, wie die Volksstimme vor Ort feststellte. Aufgefallen war der massenhafte Befall auch unserem Leser Ralf Schellmann, der vor wenigen Tagen mit dem Rad auf dem Rundweg am See unterwegs war.

Ralf Schellmann vermutet, dass es sich gar um den gefährlichen Eichenprozessionsspinner handelt. „Es macht doch keinen großen Sinn, den Eichenprozessionsspinner im Herrenkrugpark zu bekämpfen, und nur wenige Kilometer weiter tummeln sich Tausende Raupen, die dann als Schmetterling in Richtung Herrenkrug fliegen können“, meint er. 2018 habe die Stadt wieder das gleiche Problem im Herrenkrugpark, so Ralf Schellmann.

Doch handelt es sich bei den Raupen tatsächlich um den Eichenprozessionsspinner? Das wäre sogar gefährlich für den Menschen, denn die Brennhaare der Raupen brechen leicht ab und können bei Spaziergängern, die damit in Berührung kommen, allergische Reaktionen bis hin zum Schock auslösen. „Markenzeichen“ des Eichenprozessionsspinners: Er baut Gespinstnester. Die Raupen sind zudem vollständig mit Brennhaaren überzogen. Danach sehen die Larven vom Barleber See allerdings nicht aus – sie sind gelblich und unbehaart.

Die Volksstimme übermittelte Fotos, die vor Ort entstanden sind, zur Überprüfung an Experten. Von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) gibt es kurz darauf schon Entwarnung: Es handelt sich um die für Menschen ungefährlichen Raupen der Gespinstmotte. Die Raupen seien gerade dabei, sich zu verpuppen. „Ab Juli schlüpfen die weißen Falter mit schwarzen Punkten, die Überwinterung erfolgt als Jungraupe an einem geeigneten Gehölz, womit sich das Ganze im nächsten Jahr in der Regel wiederholt“, schreibt Mitarbeiterin Candida Rausch.

Nach der Volksstimme-Anfrage machen sich zudem Mitarbeiter der Stadt Magdeburg ein Bild vor Ort. Auch hier lautet das Fazit: Die Larven gehören zur harmlosen Gespinstmotte, wie Sprecherin Kerstin Kinszorra betont. Ein Raupenbefall sei auch schon in den vergangenen Jahren aufgefallen, jedoch: „Einen derart flächendeckenden Befall“ habe es in den letzten Jahren dort nicht gegeben. Die Gespinstmotte habe sich im Vergleich zu den Vorjahren „merklich“ verbreitet. „Vermutlich ist dieser Befall auf für die Insekten günstige Witterungsbedingungen zurückzuführen“, so die Rathaussprecherin.

Laut Kinszorra seien auch Gehölze u. a. in der Burger Straße, am August-Bebel-Damm, am Buschweg, der Wiedersdorfer Straße und Zur Schleuse mit einem silbrigen Schleier überzogen. Da es sich bei der Gespinstmotte aber um eine harmlose Insektenart handele und sich die Gehölze in der Regel mit dem Johannistrieb (26. Juni) wieder erholen würden, sei eine Bekämpfung aus Sicht des Stadtgartenbetriebs nicht notwendig.

Entwarnung und Aufatmen also auch für Besucher am Barleber See: Die kahl gefressenen Bäume voller Raupen muten zwar teils gruselig an, dürfen aber getrost hingenommen werden als Laune der Natur.