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Spur der Steine Bernstein und Fossilien: Wo Sammler in Magdeburg fündig werden

Feuersteine, Spuren eines Sauriers, Zähne, ja sogar Bernstein – der Boden in und um Magdeburg steckt voller Zeugnisse Millionen Jahre währender Geschichte. Wo Spaziergänger und Hausbauer sie entdecken können.

Von Anja Guse Aktualisiert: 11.04.2022, 15:41
Dieser rote Granit liegt am Stadtpark in Magdeburg. Gletscher transportierten den Findling während einer Eiszeit in die Region.
Dieser rote Granit liegt am Stadtpark in Magdeburg. Gletscher transportierten den Findling während einer Eiszeit in die Region. Foto: Anja Guse

Magdeburg - Mal reicht das bloße Auge des aufmerksamen Spaziergängers, mal kommen die geologisch interessanten Funde erst bei Bohrungen oder in Baugruben zum Vorschein. Fakt ist: Im Boden von Magdeburg und Umgebung gibt es eine Menge interessante Steine und Fossilien zu entdecken. Eine Auswahl:

Findlinge und Porphyre: Stumm liegt er da, direkt an der Sternbrücke, seit Jahren schon – und doch wird er kaum beachtet. Hin und wieder pinkelt ein Hund gegen ihn, manchmal legt ein Jogger hier seine Pause ein. Die Rede ist von einem prachtvollen Granit, rot, über einen Meter hoch.

Er thront am Niemeyerweg und markiert in Magdeburg den Eingang in den Stadtpark Rotehorn. Gletscher brachten den Findling einst aus Skandinavien in die Region.

Ähnlich erging es kleineren magmatischen Steinen, wie Porphyre. „Manche sehen aus wie Blutwurst. Darin schimmern große Kristalle“, erklärt Michael Buchwitz. Der Geologe und Paläontologe arbeitet am Museum für Naturkunde in Magdeburg. In Flüssen und Steingruben seien Porphyre heute noch zu finden, erzählt er.

Rippeln und Saurierspuren: Nur bei Niedrigwasser ist er in Magdeburg zu sehen – der Domfelsen, der zum Teil in den Elblauf ragt, unweit des gotischen Wahrzeichens der Landeshauptstadt. Der Fels aus rotem Sandstein erstreckt sich unterirdisch kilometerweit, taucht erst bei Mammendorf im Landkreis Börde in einem Steinbruch wieder auf. 260 Millionen Jahre ist der Felsen alt. Versteinerte Wellenmuster – sogenannte Rippeln – zeugen von der Wasserbewegung vor langer Zeit.

2016 dann ein Sensationsfund. Michael Buchwitz stößt im Mammendorfer Steinbruch auf Spuren – Saurierspuren. Auf Dutzenden Platten werden Grabe- oder Scharrspuren der Tiere entdeckt und gesichert. Sie können vier Sauriergruppen zugeordnet werden, unter anderem Pareiasauriern und Hundszahnsauriern. Im Herbst sollen die wertvollen Funde im Museum ausgestellt werden.

Auf roten Sandstein, dem Domfelsen gleich, können Magdeburger auch bei Bohrungen oder tieferen Erdarbeiten auf heimischem Grund stoßen, berichtet Buchwitz.

Haifischzähne im Grünsand: Muscheln, Schnecken und auch Zähne von Haifischen lassen sich im sogenannten Magdeburger Grünsand nachweisen. Dieser ist im Untergrund der Stadt weit verbreitet. Die Zähne und Muscheln sind ein wichtiger Hinweis darauf, dass diese Schicht vor etwa 30 Millionen Jahren durch Überflutungswellen der Urnordsee entstand. Sie sind heute noch in Baugruben zu finden.

Geologe Michael Buchwitz zeigt einen Stein aus dem Grünsand, in dem der Abdruck von Muscheln zu erkennen ist.
Geologe Michael Buchwitz zeigt einen Stein aus dem Grünsand, in dem der Abdruck von Muscheln zu erkennen ist.
Foto: Anja Guse

Fossilien in der Grauwacke: Im nördlichen Teil der Stadt durchzieht Grauwacke den Boden. Sie ist etwa 325 Millionen Jahre alt. Als Grenze gelten etwa die Bundesstraße 1 und der Uniplatz. Der tonhaltige Sandstein birgt hin und wieder Fossilien. „Zum Teil sind hierin Landpflanzenreste zu finden“, berichtet Geologe Michael Buchwitz.

Einst wurde die Wacke in Steinbrüchen abgebaut. Und sogar beim Bau des Doms kam sie zum Einsatz, „allerdings nur als Füllmaterial zwischen den Mauern“, so Buchwitz. Heute liegt Grauwacke unter anderem in einem Teich im Geschwister-Scholl-Park sowie im Hafengebiet frei und ist dort nicht mit metermächtigen Sedimentschichten bedeckt.

Bernstein: Die gute Nachricht für Sammler: Ja, man könnte baltischen Bernstein auch in der Region in und um Magdeburg finden. Aber, so der Geologe, „es ist eher unwahrscheinlich bei Spaziergängen darauf zu stoßen“. Vielmehr würden sie zusammen mit weiteren vom Eis aus dem baltischen Raum fortgetragenen Steinen erst beim Abbau von Kies zutage kommen, zum Beispiel in Rogätz.

Feuersteine: Mehrere Eiszeiten brachten auch Feuersteine aus den etwa 70 Millionen Jahre alten kreidezeitlichen Meeresablagerungen des Ostseegebiets in unsere Gefilde. Eine Feuersteinlinie durchzieht Deutschland südlich von Sachsen-Anhalt. „Bis hierher waren die Gletscher vorgedrungen“, weiß Michael Buchwitz. Die dunklen Feuersteine wirken fast wie Glas und sind oft scharfkantig. In der Steinzeit wurden daraus Werkzeuge geschlagen. „Feuersteine sind theoretisch auch bei Spaziergängen an der Elbe zu finden.“