Die Magdeburger Feuerwehr trainiert 25-mal im Jahr in besonders gefährdeten Objekten den Einsatz Brandübung im Möbelhaus - Furcht vor möglichem Ernstfall bleibt immer
Sechs von insgesamt 729 Bränden in der Stadt hat die Feuerwehr im vergangenen Jahr als Großbrand eingestuft. Es gab keine Toten. Die trotz alledem niedrige Einsatzquote ist aber nicht nur Glück: 25-mal im Jahr trainiert die Feuerwehr den Ernstfall in besonders gefährdeten Objekten wie Hotels, Einkaufszentren, Möbelhäusern oder dem Tanklager. Hier gibt es ein ausgeklügeltes System an Sicherheitsmaßnahmen.
Magdeburg. Es ist Sonnabendmorgen und Brandoberinspektor Stephan Severidt bringt den Dummy im Lager des Möbelhauses "Porta" im Bördepark in Position. Es ist eine von acht speziell für Übungen gekauften Puppen in den Gewichtsklassen 60, 80 und 100 Kilogramm. Die Einsatzkräfte bei der bevorstehenden Übung haben Glück: Der Feuerwehrmann hat die 60 Kilo-Puppe ausgewählt. "Das ist richtig harte Arbeit. Allein die Ausrüstung der Männer wiegt schon 30 Kilogramm und dazu kommen dann noch die Gewichte der zu rettenden Personen", erklärt Severidt, während er seine Nebelmaschine in Gang setzt.
Feueralarm! Die Brandmeldeanlage informiert automatisch die Feuerwehr in der Rettungsleitstelle. Es erklingt zeitgleich im Möbelhaus die Durchsage: "Achtung, wegen einer Havarie müssen Sie das Haus auf dem schnellsten Weg verlassen. Bitte benutzen Sie keinen Fahrstuhl mehr!" Eine Endlosschleife.
Die Mitarbeiter wissen, was sie zu tun haben. "Wir üben die Evakuierung regelmäßig, damit der Ablauf in Fleisch und Blut übergeht", erklärt die Geschäftsleiterin des Möbelhauses Daniela Wenzlaff.
15 der 68 Mitarbeiter gehören der Hausfeuerwehr an. Sie sollen Ansprechpartner für die Kunden sein und diese so schnell wie möglich im Ernstfall nach draußen begleiten. "Niemand darf zurückbleiben", erklärt die leitende Fachkraft für Arbeitssicherheit des Hauses Lutz Peters. Er war mit seinen Hausfeuerwehrmännern erst am vergangenen Wochenende bei einer Schulung. Inzwischen sind nach etwa fünf Minuten alle Mitarbeiter am Sammelplatz eingetroffen, während der Löschzug mit drei Fahrzeugen lautstark anrollt. Nur eine Minute später steht der Einsatzleiter in der Brandmeldezentrale des Möbelhauses und sieht sich an, in welchem Bereich das Feuer ausgebrochen ist. Brandoberinspektor Severidt: "Ohne das würde es in solch einem großen Objekt nicht gehen. Gerade nachts oder an Feiertagen würden wir sonst ewig nach dem Brandherd suchen."
In diesem Fall ist er schnell ausgemacht. Es brennt im Lager. Ein Arbeiter gilt noch als vermisst, heißt es. Der Einsatzleiter setzt einen Trupp zur Menschenrettung ein. Mit vollem Atemschutz (der Atemluftvorrat reicht etwa 30 Minuten) verschwinden die Männer im Nebel.
Neben den Pressluftgeräuschen gibt ein sogenannter Totmannwarner regelmäßige Piepgeräusche von sich. Das Gerät soll es ermöglichen, einen im Qualm verunglückten Kollegen für den immer bereitstehenden Sicherungstrupp schnell aufzufinden. In diesem Fall läuft aber alles gut und der vermisste Arbeiter, der 60-Kilo-Dummy, wird schnell gefunden. Die Feuerwehrmänner versorgen ihn und bringen ihn ins Freie, wo sich im Ernstfall die Rettungskräfte weiter um ihn kümmern können. Die Übung ist eine von jährlich etwa 25 in Magdeburg.
"Wir nutzen sie vor allem auch, um die Objekte besser kennenzulernen und die Technik zu kontrollieren. So können auch sehr gut Schwachstellen entdeckt werden", erklärt Brandoberinspektor Stephan Severidt.
Die Mitarbeiter dürfen wieder ins Haus und pünktlich zur Öffnung stehen alle wieder an ihrem Arbeitsplatz. "Der Respekt vor einem möglichen Ernstfall bleibt immer", meint der Mitarbeiter für Arbeitssicherheit Lutz Peters.