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Brückfeld Kritik an Bauplänen in Magdeburg

Für das geplante Wohngebiet neben der „Käseglocke“ in Magdeburg liegt der Entwurf des Bebauungsplanes vor. Anwohner üben weiter Kritik.

Von Karolin Aertel 06.05.2020, 01:01

Magdeburg l Seit zwölf Jahren wohnt Peter Michaelis in der Berliner Chaussee 5. Er hat eine Eigentumswohnung im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses. Nach „vorn“ blickt er über die Berliner Chaussee auf den Parkplatz der Getec-Arena, „hinten raus“ schaut er ins Grüne. Wie die anderen Bewohner auch, genießt er dort das einfallende Sonnenlicht und den Blick in die teilweise wunderbar wild gewachsene Natur. Noch! Denn Peter Michaelis bangt wie die anderen Anwohner „seines“ Hauses auch um das grüne Kleinod.

Angrenzend an „sein“ Haus plant die Magdeburger Wohnungsbaugenossenschaft (MWG) den Bau eines viergeschossigen Wohnhauses. Es soll quasi quer über die große Wiese führen, die zwischen dem Wohnhaus und dem stadtbekannten Imbiss „Käseglocke“ liegt. Klar, wäre dem Magdeburger am liebsten, dass die Fläche gar nicht bebaut wird. Schließlich sei es wieder ein grünes Areal, das zubetoniert wird.

Doch wenn schon gebaut werden muss, „dann bitte nicht so“, sagt er. „Wir wollen keine Riegelbebauung. Es wird keine Luftzirkulation mehr geben und der viergeschossige Block nimmt fast komplett das Licht. Außerdem müssten uralte Bäume und viel Grün dem Vorhaben weichen“, sagt er.

Für die vorhandenen Gebäude an der Berliner Chaussee (Nummer 5 und 7) verursacht diese Art der Bebauung eine dauerhafte Verschattung der Nord- und der Westseite ihrer Wohnungen, erläutert Frank Bugaisky, Sprecher der Bürgerinitiative, die bereits seit 2015 um die Beachtung ihrer Interessen ringt.„Die natürliche Belüftung der Flächen nördlich der vorhandenen Bebauung wird unterbrochen.“

Zwar wollte ihnen die MWG entgegenkommen und den geplanten Bau zwischen der Berliner Chaussee und dem Biederitzer Weg in der Geschossigkeit abstufen, doch die Mitglieder der Bürgerinitiative halten die vorgesehene Lücke für zu klein, um die Verschattung zu vermeiden und die fehlende Durchlüftung zu garantieren. Für die Breiten und die Höhen der Abtreppung seien nicht einmal Maße angegeben worden, kritisieren sie.

Die Anwohner halten den Verzicht auf den derart geplanten Bau daher für die bessere Lösung und schlagen vor, den geplanten Baukörper direkt an der Berliner Chaussee bis zur „Käseglocke“ zu errichten. So ließe sich auch der geplante Kinderspielplatz vor den Verkehrsbelastungen, die gerade zu Handball- und Fußballspielen enorm sind, und den Gefahren der Berliner Chaussee abschirmen.

Was die Mitglieder der Bürgerinitiative überhaupt nicht verstehen können, ist die derzeitige Planung des Spielplatzes. Er soll auf der Wiese vor der Wohnbebauung installiert werden. „In der knallen Sonne“, erläutert Christine Fiedler kopfschüttelnd. Vor Jahren sei dort schon einmal ein Spielplatz gewesen, erinnert sie sich. „Er wurde von allen genutzt, nur nicht von Kindern. Nach Handball- und Fußballspielen lag überall Müll und Glas rum. Männer haben dort uriniert. Das war katastrophal.“ Dort wieder einen Spielplatz hinzusetzen, ergebe gar keinen Sinn.

Bedenken haben die Anwohner auch bei der verkehrlichen Planung. Denn das neu entstehende Wohngebiet soll über den Biederitzer Weg erschlossen werden; die Anbindung an das Straßennetz über die Einmündung des Biederitzer Weges in die Herrenkrugstraße erfolgen. Die Magdeburger Verkehrsbetriebe halten in diesem Fall an dieser Einmündung eine Ampelanlage für notwendig, da an dieser Stelle die Verschwenkung der Gleise erfolgt. In der „Begründung zum Entwurf zum Bebauungsplan sei die Notwendigkeit dieser Ampelanlage jedoch nicht bestätigt worden, stellt Klaus Fiedler fest und hat städtebaulich und verkehrlich bessere Lösungen der Erschließung im Kopf.

Über diese Lösung und weitere Vorschläge zu der geplanten Wohnbebauung hofft er ebenso wie die anderen Vertreter der Bürgerinitiative noch einmal mit der Stadt und der MWG diskutieren zu können. Denn: Am morgigen Donnerstag wird der B-Plan-Entwurf bereits im Ausschuss für Stadtentwicklung Bauen und Verkehr beraten, ehe er Anfang Juni als Beschlussfassung in den Stadtrat gehen soll. „Wir lehnen die Bebauung nicht grundlegend ab, hoffen aber sehr, dass unsere Änderungsvorschläge berücksichtigt werden“, betont Frank Bugaisky.