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Bus und Bahn Kritik an teuren Tickets in Magdeburg

Als ideen- und mutlos bezeichnet der Magdeburger Fahrgastverband die Preispolitik im ÖPNV. Anlass sind die gestiegenen Fahrpreise.

Von Martin Rieß 01.08.2019, 01:01

Magdeburg l Der Fahrgastverband Magdeburg kritisiert die ab dem 1. August 2019 im Tarifverbund Marego und damit auch in den Bussen und Straßenbahnen der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) gültigen neuen Fahrpreise. Deren Erhöhung sei unangemessen und ein verheerendes Signal.

Mit Blick auf die Vielzahl an Baustellen sagt Marco Hennings, stellvertretender Vorsitzender des Vereins: „Die Fahrgäste haben es satt, für längere Fahrzeiten durch Schienenersatzverkehr und Umwege, zusätzliches Umsteigen und Angebotseinschränkungen auch noch jährlich höhere Fahrpreise zahlen zu müssen.“ Der Fahrgastverband nennt die Situation auf den Magdeburger Strecken ein „Baustellenchaos“.

Derzeit ist so die Strecke zwischen Hasselbachplatz und Westerhüsen wegen Bauarbeiten nicht am Netz. Der Straßenbahnverkehr im Nordabschnitt des Breiten Wegs ist ebenfalls wegen Bauarbieten eingestellt. In beiden Fällen werden Busse als Schienenersatzverkehr eingesetzt. Zudem sorgt eine Baustelle auf der Walther-Rathenau-Straße dafür, dass die Buslinie 73 nicht bis in den Wissenschaftshafen, sondern nur bis zum Opernhaus fahren kann.

Tim Stein ist Sprecher der MVB und verteidigt die Preiserhöhungen: „Die Tarifmaßnahme des Marego-Verbunds ist notwendig, um die gestiegenen Kosten bei den Verkehrsunternehmen für Infrastruktur, Energie und Personal kompensieren zu können.“ Die Gesamtkosten für Bus und Bahn hätten in Magdeburg im Jahr 1991 noch bei 55 Millionen Euro gelegen – im vergangenen Jahr waren es 69 Millionen Euro.

Der MVB-Sprecher sagt: „Wir verstehen natürlich, dass Fahrpreisanpassungen ein sehr sensibles Thema sind und leidenschaftlich diskutiert werden, gerade auch vor dem Hintergrund der zahlreichen Baustellen in unserer Stadt.“ Baumaßnahmen wie im Nordabschnitt des Breiten Wegs seien aber „absolut notwendige und sinnvolle Investitionen zur Erhaltung und Verbesserung der Infrastruktur“. Nur mit der ständigen Weiterentwicklung und Verbesserung des Netzes sei es möglich, auf Dauer ein attraktives Angebot sicherstellen zu können.

Aufgrund der Belastungen durch die Baustellen habe man in Magdeburg die Preise der Einzelkarten mit Ausnahme der Kurzstrecke nicht erhöht. „Zudem bieten wir den Ersatzverkehr für den Breiten Weg kostenfrei an“, so Tim Stein.

Das reicht aber aus Sicht des Fahrgastverbands nicht aus. Oberstes Ziel der MVB sollte sein, mehr Fahrgäste für Bus und Straßenbahn zu gewinnen, um mit diesen Mehreinnahmen eventuelle Kostensteigerungen abzufedern. „Hier sehen wir sowohl die Stadträte als auch die Stadtverwaltung in der Pflicht, die MVB mit ausreichend  finanziellen Mitteln auszustatten“, so Detlef Fred Lasse, der ebenfalls stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverbands ist. Eine Fahrpreiserhöhung zeuge hingegen von Mut- und Ideenlosigkeit. MVB und Marego hätten keine Ideen oder kein Interesse, weggebliebene Fahrgäste zurückzuholen und neue Zielgruppen für den ÖPNV zu erschließen, so Detlef Fred Lasse.

Als ein Beispiel, das neue Gruppen für Bus und Straßenbahn erschließen könnte, nennt er die Familientageskarte. Diese gehöre in anderen Städten zum Standardangebot. In Magdeburg müssten Familien hingegen die teure Mini-Gruppenkarte kaufen, die mit 14,20 Euro teilweise doppelt so teuer ist als anderenorts. Die Folge: Viele Familien setzen doch lieber aufs Auto.“