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Geruchsproblem Den Magdeburgern stinkt’s

Magdeburger haben eine Kompostanlage im Landkreis Börde im Visier, warum im Westen der Stadt zeitweise ein saurer Geruch auftritt. Der Betreiber kennt das Problem.

Von Marco Papritz Aktualisiert: 26.4.2021, 10:12
Die Kompostieranlage steht im Verdacht, das sie für die üblen Gerüche verantwortlich ist, die zweitweise in Diesdorf und Stadtfeld auftreten.
Die Kompostieranlage steht im Verdacht, das sie für die üblen Gerüche verantwortlich ist, die zweitweise in Diesdorf und Stadtfeld auftreten. Foto: Marco Papritz

Magdeburg

„Der Wind und die Thermik führen dazu, dass der gesamte Gestank dann nach Magdeburg zieht“, verweist Matthias Knoche auf die Anlage, die wenige Hundert Meter entfernt vom Döllweg auf der Gemarkung von Niederndodeleben errichtet wurde. Der unangenehme, als säuerlich beschriebene Geruch trete immer dann auf, wenn Biokompost in der Anlage umgewälzt und mit einer Brühe begossen werde, die aus den Abfällen fließe und in einem Becken gesammelt werde, so der Leser. „Beim Düngen auf den Feldern weiß man, dass der dabei entstehende Geruch nur zeitlich begrenzt auftritt. Aber dieser ist deutlich häufiger zu bemerken“, sagt Manfred Kurth, der am Torplatz wohnt. Nicht nur in Diesdorf, sondern auch im benachbarten Stadtfeld fühlen sich Bewohner von besagtem üblen Geruch belästigt.

Anlage wurde genehmigt

Der Bau der Anlage ist vom Landkreis Börde genehmigt worden. Der Sachverhalt sei bekannt, wie Matthias Wicke, Leiter des Amtes für Natur und Umweltschutz vom Landkreis Börde, auf Volksstimme-Nachfrage mitteilt: „Wir sind mit allen Beteiligten im Gespräch.“ Wegen des laufenden Verfahrens würden im Augenblick keine weiteren Auskünfte erteilt. Die Volksstimme hatte angefragt, ob für die Kompostieranlage ein Geruchsgutachten vorgelegt wurde und welche Rolle dieses bei der Bewertung und Genehmigung gespielt habe.

Betreiber der Anlage ist die Harz Humus Recycling GmbH mit Sitz in Ditfurt. Es sei richtig, dass man in der Gemarkung Niederndodeleben eine Kompostieranlage betreibe, welche nach Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) von der Immissionsschutzbehörde vom Landkreis Börde genehmigt wurde, heißt es vom Unternehmen. Und: „Dieser Genehmigungsbescheid enthält Auflagen, welche von uns eingehalten werden.“ Der Betreiber sei „bereits aktiv dabei, eine Lösung für das Thema Geruchsbelästigung zu erarbeiten“ und erwäge die Kompostierung weniger geruchsintensiver Abfälle. Eine klare Aussage, ob von der Anlage eine Geruchsbelästigung ausgeht, gibt es nicht.

Keine Auswirkungen auf die Kaltluftproduktion

Die Anlage ist in einem Genehmigungsverfahren nach dem BImSchG als Vorhaben „Errichtung und Betrieb einer Anlage zur Erzeugung von Kompost aus organischen Abfällen mit einer Durchsatzkapazität von 10 Tonnen bis weniger als 75 Tonnen in der Gemarkung Niederndodeleben“ genehmigt worden, ist von der Magdeburger Stadtverwaltung zu erfahren. Die Stadt wurde als Nachbargemeinde beteiligt, so Pressesprecher Michael Reif. In einer Stellungnahme zum Genehmigungsverfahren habe man unter anderem mitgeteilt, „dass das Vorhaben nicht die städteplanerischen Belange der Landeshauptstadt Magdeburg beeinträchtigt. Alle anderen Belange prüft die zuständige Genehmigungsbehörde“. Dazu zählt auch eine mögliche Geruchsbelästigung.

Die Anlage befindet sich auf der Gemarkung Niederndodeleben,  wenige Hundert Meter entfernt von den Wohnsiedlungen im Magdeburger Stadtteil Diesdorf.
Die Anlage befindet sich auf der Gemarkung Niederndodeleben, wenige Hundert Meter entfernt von den Wohnsiedlungen im Magdeburger Stadtteil Diesdorf.
Grafik: prePress Media Mitteldeutschland GmbH

Anhand von Luftbildern sei belegbar, dass die Fläche, auf der sich die Anlage befindet, „mindestens seit 1992 und spätestens seit 2006 auch im vorliegenden Flächenumfang für die Lagerung von verschiedenen Stoffen, wie Bodenmaterialien, landwirtschaftlichen Produkten und ähnlichem genutzt wird“, heißt es weiter. Folglich könne ein negativer Einfluss auf das Stadtklima ausgeschlossen werden, „da diese Fläche nicht mehr zur Kaltluftproduktion beiträgt“, so Reif zu möglichen Auswirkungen der Biokompostieranlage speziell auf die Kaltluftschneise in Diesdorf.

Anlage nicht vergleichbar mit Ottersleber Vorhaben

Bewohner in Ottersleben dürften bei dem Thema „Geruchsbelästigung“ hellhörig werden. Die Stadt strebt an, auf dem Gelände der Deponie Hängelsberge eine Bioabfallvergärungsanlage zu errichten. Nicht wenige haben die Befürchtung, dass deren ganzjähriger Betrieb mit dem Austritt von unangenehmen Gerüchen einhergeht, die in den Wohngebieten wahrgenommen werden könnten. Entsprechend groß ist der Protest gegen die Baupläne, unter anderem hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet. Die Kompostanlage bei Niederndodeleben ist jedoch nicht „mit der von uns geplanten Biovergärungsanlage vergleichbar“, wie Michael Reif auf Nachfrage mitteilt.