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Denkmal Magdeburg Nichts mehr da von Preußens Gloria

Das Borussia-Denkmal in Magdeburg ist verwahrlost. Das soll sich ändern. Aber wie? Eine Debatte im Stadtrat:

Von Katja Tessnow 23.05.2019, 01:01

Magdeburg l „Dass die Borussia da wieder draufkommt, war nicht unsere Intention.“ Zu dieser Klarstellung sah sich zur jüngsten Ratssitzung in Magdeburg Grünenfraktionschef Olaf Meister genötigt. Zuvor war er sinnbildlich jenen Geistern begegnet, die er, respektive seine Fraktion, wider Willen gerufen hatte. Sie traten in Form eines CDU-Änderungsantrages auf den Plan. Vorn vorne.

Die Grünen hatten bereits zu Jahresbeginn 2019 folgenden Ratsbeschluss angeregt: „Das Ensemble aus Borussia-Denkmal, Sockel, Säule sowie den unmittelbar umgebenden Bauten wie Mauer, Spalieren und Sitzbänken im Herrenkrugpark wird in zeitgemäßer Form wiedererrichtet.“

Grund für die Initiative gibt es mehr als genug. Seitdem im Herbst 2017 der Sturm Xavier über die Stadt kam, steht vom Denkmal so gut wie nichts mehr. Die Borussia wurde schon am Weltkriegsende von der Säule geschossen, der Sturm erledigte Säule und umgebendes Spalier. Zum Verweilen lädt, abgesehen vom Grün, hier nicht mehr viel ein, wenngleich noch eine Bank am Rande des verfallenen Fleckens steht.

Die Grünen griffen jetzt auf eine Idee zurück, die schon 2014 geboren wurde. Künstler sollten damals unter denkmalgerechter Einbindung der historischen Reste Vorschläge zur zeitgemäßen Neugestaltung machen – nicht mehr in militaristisch-preußischer Manier, sondern – gerade und eben an diesem historischen Erinnerungsort – als europäische Friedensbotschaft. Sogar ein Wettbewerb wurde ausgelobt. Die Umsetzung steht aus.

Im Stadtrat Magdeburg steuerte nun die CDU einen Änderungsantrag bei, der das Zeitgemäße aus dem Grünen-Antrag tilgen und durch Ursprüngliches ersetzen sollte. „Die Borussia ist ein Denkmal Preußens und wir sind eine preußische Festung“, bekräftigte CDU-Mann Frank Schuster den Wunsch seiner Reihen: Das Denkmal soll in alter Form wiederaufgebaut werden.

„Wir sind irritiert. Ganz bestimmt wollen wir nicht Preußens Gloria wieder einführen“, sagte Timo Gedlich (Grüne). Linksfraktionschef Oliver Müller schlug sich auf Gedlichs Seite. Auch seiner Fraktion schwebe die zeitgemäße Gestaltung vor. Davor müsse sich der Kunstbeirat mit der Frage befassen, welcher Umgang mit diesem zerstörten Erinnerungsort angemessen ist.

Grünenfraktionschef Meister löste den drohenden Streit mit einem Vorschlag zur Güte auf. Das Zeitgemäße und das Ursprüngliche – beides wurde aus den Anträgen getilgt, so dass am Ende nur der absolut mehrheitsfähige Entschluss zum denkmalgerechten Wiederaufbau erging – das geht heutig oder nach historischem Bild. Der Streit ums Gesicht des neuen Borussia-Denkmals ist damit nur vertagt.