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Deutsche Bahn Rückkehr des ICE in Magdeburg offen

Bahnchef Richard Lutz war zu Gast in Magdeburg. Er besichtigte den Bahnhof und äußerte sich auch zu einem ICE-Halt.

Von Christina Bendigs 28.08.2018, 01:01

Magdeburg l Drei Minuten zu früh kommt Richard Lutz als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn mit dem Zug in Magdeburg an. Da müssen die Mitarbeiter, die ihn vor Ort empfangen, schon im Laufschritt zum Behelfsgleis 13 eilen. „Das verrechnen wir mit den Verspätungen“, sagt der Bahnchef auf dem Weg in den Hauptbahnhof schmunzelnd, denn verfrühte Züge werden natürlich nicht wirklich mit den verspäteten aufgerechnet.

Normalerweise ist Richard Lutz als Vorstandsvorsitzender Ansprechpartner für Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere hochrangige Politiker. Er lenkt das Unternehmen mit 300.000  Mitarbeitern im In- und Ausland.

Doch in regelmäßigen Abständen geht es für ihn auch in die Regionen. Dann plaudert er mit der örtlichen Führungsebene, aber auch mit dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin am Schalter, im Signalwerk oder im Bereich Netzinstandhaltung und lernt so das Unternehmen, in dem er seit 25 Jahren arbeitet, noch einmal aus anderen Blickwinkeln kennen.

Der aus einer Eisenbahnerfamilie stammende Konzernchef wollte am 27. August 2018 in Magdeburg natürlich die Großbaustelle in der Innenstadt sehen. Die Bauarbeiten an den Bahnbrücken und Gleisen sind nur ein Anfang. Denn im Süden und Norden von Magdeburg werden sich Arbeiten anschließen, die sich derzeit in der Entwurfs- beziehungsweise in der Vorplanung befinden.

Und er staunt, als ihm Mitarbeiterin Birgit Hartmann die Karte vom historischen Flächendenkmal zeigt, auf dem derzeit gebaut wird. Magdeburg war eine Festungsstadt. Und mitten hinein wurde einst der Hauptbahnhof gebaut. So gibt es einen ständigen Wechsel zwischen Archäologen und Bauarbeitern auf dem Baufeld.

Vom Gleis 6 aus blickt der Bahnchef über den Kölner Platz, wo derzeit Baumaterial lagert. „Was wird mit diesem Platz passieren?“, möchte er wissen. Die Fläche werde umgestaltet, das Gebäude saniert. Auf dem Platz soll es künftig Aufenthaltsbereiche geben, außerdem sollen dort Fahrradständer geschaffen und auch Bäume gepflanzt werden. Hier befindet sich Birgit Hartmann in Abstimmungen mit der Stadtverwaltung.

Autos werden den Platz nicht mehr nutzen dürfen – lediglich Revisions- und Rettungsfahrzeuge werden dort künftig noch unterwegs sein.

Vom Gleis 6 aus geht es treppab und über den Eingang Kölner Platz in den Hauptbahnhof. Im Moment wirkt das Bahnhofsgebäude gerade im Tunnel weniger ansprechend. Doch das wird sich ändern, verkündet Simone Hintersdorf als Mitarbeiterin im Bahnhofsmanagement. Im nächsten Monat soll im Bahnhof ein neuer Aufenthaltsraum eröffnet werden, neue Toilettenanlagen wurden in der Unterführung zum Kölner Platz ebenfalls schon eingebaut.

An einer Wand zeigt Hintersdorf Beispiele, wie der Bahnhofstunnel künftig gestaltet werden könnte: neues Licht- und Farbkonzept, neue Wandverkleidungen, Fußböden und Decken. In der seitlichen Empfangshalle des Bahnhofs sollen nach aktuellem Stand bereits Ende 2018 die Arbeiten beginnen. Anschließend werden die Sanierungsmaßnahmen im Inneren über das Programm „Revita 2019“ nach und nach fortgesetzt.

Zuletzt noch ein kurzer Blick auf die Außenfassade am Willy-Brandt-Platz und dann geht es zurück zu den Gleisen und mit einem Turmtriebwagen, der zur Reparatur von Oberleitungen dient, in Richtung Signalwerk. Die Termine in den Regionen sind für den Bahnchef eine Möglichkeit, ein Verständnis und Gefühl für das zu bekommen, was vor Ort läuft und was vielleicht nicht so läuft, erzählt er. „Es muss ja im Kleinen und vor Ort funktionieren, damit das große Ganze klappt“, sagt der 54-Jährige.

Die Turmtriebwagen sind dabei nicht unerheblich. Schließlich fahren die Mitarbeiter nach Sturmereignissen mit diesen Wagen auf die Strecke, um die Oberleitungen zu reparieren. In Magdeburg steht davon einer, ebenso wie in Halle, Leipzig und Erfurt, berichtet Konzernbevollmächtigter Eckart Fricke. Der Konzernchef informiert, dass aufgrund der gehäuften Unwetterereignisse eine Investition in weitere Turmtriebwagen im Gespräch sei.

Auf die Frage, ob Magdeburg noch einmal an das Streckennetz des ICE angebunden wird, antwortet er ausweichend. Er wisse nicht, ob es in Zukunft noch einmal eine Anbindung geben werde.

Allerdings sei seiner Einschätzung nach Magdeburg trotzdem zum Beispiel über Braunschweig recht gut an die ICE-Strecke angeschlossen. Und die Direktverbindung mit dem Regionalexpress von Berlin nach Magdeburg in einer Stunde und 40 Minuten sei auch eine gute.

Nur wenige Minuten Autofahrt später steht Richard Lutz in der Halle des vor etwa drei Jahren eröffneten Signalwerks an der Maybachstraße. Dort werden die Zeichen und Vorrichtungen repariert, mit denen die Züge gesteuert werden. Zwei solcher Werke gibt es in Deutschland.

Der Magdeburger Standort ist eine Zweigstelle des Werkes in Wuppertal. In der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt ist man auf mechanische Vorrichtungen spezialisiert. Dass dieses Werk mit der geplanten Umstellung auf digitale Signale bald wieder geschlossen werden könnte, verneint Eckart Fricke. „Vorerst hat dieses Werk noch Zukunft“, sagt er, selbst wenn ab 2020 die digitalen Stellwerke flächendeckend ausgebaut werden sollen.

Anhand eines Rückblickes in die Geschichte der Stellwerktechnik erfuhr auch der Bahnchef, wie lange es dauerte, ehe die Technik von mechanischer (1867) auf elektromechanische (1896), auf Relais- (1947) und elektronische Stellwerke (1988) umgerüstet wurde.

Sein Eindruck vom Magdeburger Hauptbahnhof? „Das Gebäude ist wirklich beeindruckend und der Bahnhof sehr großzügig angelegt“, antwortet Richard Lutz auf diese Frage. „Natürlich wird überall viel gebaut, aber man kann schon sehen, wo es hingehen wird.“

Die Fahrplaninformation für die Rückfahrt hat sich der Bahnchef übrigens am Schalter in Magdeburg geholt und kam auf diese Weise auch mit Mitarbeitern dieses Bereichs ins Gespräch. Vor seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender war Lutz viele Jahre im Bereich Finanzen tätig – jetzt das Unternehmen von diversen Blickwinkeln neu kennenzulernen, bereitet ihm sichtlich Freude.