Pandemie Die Corona-Lage in Magdeburg - viele Infektionen in Familien, Jobs, Kitas und Schulen
In Magdeburg ist die Corona-Inzidenz weiterhin hoch - und wird es wohl auch bleiben. Vermehrt gibt es auch Infektionsfälle in Schulen und Kitas, aber auch in Familien und am Arbeitsplatz. Ein Überblick:

Magdeburg. Mit 46 neuen Fällen und einer aktuellen Sieben-Tage-Inzidenz von 125 konnte Amtsarzt Eike Hennig am Mittwoch, 14. April 2021, zwar einen Rückgang im Vergleich zum Vortag verkünden, doch die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Magdeburg bleibt hoch. Und Hennig rechnet damit, dass sie auch noch eine Weile über der 100er-Inzidenzmarke liegen wird. Hauptansteckungsgebiet bleibe laut Amtsarzt der private Bereich und der Arbeitsplatz. Die ansteckendere britische Virusvariante behält in der Landeshauptstadt die Oberhand.
Intensivstationen: Die Lage auf den Intensivstationen am Uniklinikum und am städtischen Klinikum wird angespannter. Aktuell müssen am Uniklinikum neun Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt werden. Am städtischen Klinikum sind es sechs Patienten. In den vergangenen Wochen waren die Belegungszahlen auf den ITS niedriger. Geändert habe sich auch, dass das Alter der ITS-Patienten gesunken sei. Die Patienten seien jetzt zwischen 43 und 72 Jahre alt. Auch die Liegedauer habe sich verlängert. Noch könnten die Kliniken die Lage bewältigen und bei Bedarf die Zahl der ITS-Betten aufstocken. Doch ein Limit sei schnell erreicht, die Intensivstationen nicht unendlich belastbar, so Hennig.
Zahl der Corona-Toten wird aktualisiert
Sterbefälle: Die Zahl der Verstorbenen im Zusammenhang mit dem Coronavirus wird in Magdeburg in den nächsten Tagen drastisch ansteigen. Hintergrund sei die unzureichende Meldung der Ärzte, die die Totenscheine ausgefüllt haben. Bei einer Überprüfung von Totenscheinen wurden 26 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 festgestellt, die bislang nicht in der Statistik aufgetaucht sind. Somit wird die Zahl von bislang 97 Toten auf 123 steigen. Bereits im Februar 2021 hatten neun Todesfälle nachgetragen werden müssen, weil nicht alle Corona-Toten gemeldet worden waren.
Schulen und Kindertagesstätten: „Wir haben einen Zustand in den Schulen und Kitas, der mich sehr beunruhigt“, sagte Amtsarzt Hennig am Mittwoch. Hier seien verstärkt Infektionsfälle aufgetreten. Dies habe unterschiedliche Gründe: Kinder und Jugendliche würden sich durch die neue Virusvariante schneller anstecken, außerdem würden die an den Schulen durchgeführten Tests zum Anstieg der Zahlen beitragen. Zurzeit seien 6 Kitas mit 83 Kindern und 11 Erziehern durch das Gesundheitsamt in Bearbeitung. Hinzu kommen 25 Schulen mit 379 Schülern und 34 Lehrern. „Diese Zahlen sind mir zu hoch“, so Hennig. Er plädierte dafür, dass ältere Kinder und auch Lehrer und Erzieher eine FFP2-Maske tragen sollten, um sich zu schützen.
FFP2-Maske kann vor Quarantäne schützen
Quarantäne: Die Quarantäne-Anordnung bleibt für Amtsarzt Hennig „das Mittel der Wahl, um Infektionsketten zu unterbrechen“. Hier werde das Gesundheitsamt auch nicht nachlassen. In den vergangenen vier Wochen registrierte das Gesundheitsamt 1118 positive Befunde mit 3346 Kontaktpersonen, die in Quarantäne geschickt wurden.
Die Stadt will nun aber auch einen neuen Weg beschreiten: Kontaktpersonen von Infizierten, die zum Zeitpunkt des Kontaktes eine FFP2-Maske trugen, sollen nicht zwangsläufig in Quarantäne müssen. Das Gesundheitsamt behalte sich aber vor, jeden Fall zu prüfen, so der Amtsarzt. Man setze zwar darauf, dass bei der Befragung der Kontaktpersonen redlich geantwortet werde, schaue sich aber auch die Umstände des Kontaktes dabei an.
Nachfrage nach Impfterminen weiter hoch
Impfungen: Die Nachfrage nach Impfterminen ist laut Sozialbeigeordneter Simone Borris, Leiterin des Aufbaustabes Impfen, in Magdeburg nach wie vor sehr hoch. Bislang wurden der Landeshauptstadt rund 61.500 Impfdosen geliefert. 60.000 davon sind bereits verimpft. Etwa 47.000 Erstimpfungen wurden verabreicht. Für die nächste Zeit sind der Stadt pro Woche 6500 Impfdosen angekündigt worden. Das Impfzentrum und die mobilen Teams können aktuell bis zu 2000 Impfungen pro Tag schaffen. „Wir können also weit mehr leisten, wenn genügend Impfstoff zur Verfügung stünde“, so Borris. Die Termine für die zugesagten Liefermengen sollen künftig längerfristig eingestellt werden.
Zweittermine: Personen unter 60 Jahren, die vor der Änderung der Impfvorgaben durch die Ständige Impfkommission mit Astrazeneca geimpft worden sind, werden bei der Zweitimpfung mit Biontech oder Moderna geimpft. Eine Wahl wird es dann nicht geben, es werde verimpft, was vor Ort vorhanden ist, so Simone Borris. Die bereits vergebenen Zweittermine werden aufrechterhalten. Zudem gebe es laut Borris zunehmend Wünsche von Erstgeimpften, den Zweittermin zu verlegen, weil sie dann im Urlaub oder anderweitig verhindert seien. Hier bittet die Stadt eindringlich, den gesetzten Termin wahrzunehmen. Zum einen, um die vorgegebenen Zeitabstände für den jeweils verimpften Impfstoff einzuhalten, zum anderen, weil es logistisch kaum anders möglich ist.
Impfzentrum nicht ausgelastet
Impfzentrum: „Wir verimpfen, was wir haben“, sagte Oberbürgermeister Lutz Trümper. Angesichts der in Aussicht gestellten kommenden Impfstoffmengen werde es aber so sein, dass das Impfzentrum im jetzigen Takt nicht mehr ausgelastet ist. Mit den avisierten Mengen von 6500 Impfdosen pro Woche müsste das Impfzentrum nur noch an drei Tagen pro Woche öffnen. „Bekommen wir mehr, können wir auch länger öffnen. Aber es macht keinen Sinn, die Mitarbeiter ins Impfzentrum zu setzen, wenn sie keinen Impfstoff haben. Was uns sehr helfen würde, wäre eine Planungssicherheit, was an Impfstoffen kommt“, so Trümper.