Otto ist digital Diese Software aus Magdeburg soll Sozialarbeitern helfen
Der soziale Bereich und die Digitalisierung scheinen schwer vereinbar. Doch mit Social Map gibt es ein Softwareprogramm, das die Arbeit extrem erleichtern kann.

Magdeburg - vs
Wie kommt eine Künstlerin dazu, an einem Software-Projekt mitzuwirken, das von Sozialpädagogen, Therapeuten und Informatikern für Menschen im sozialen Bereich entwickelt wurde? Die Antwort: Sari Prieto hat zuvor an der Hochschule Magdeburg Gebärdensprachdolmetschen studiert.
Prieto arbeitet im kleinsten Atelier im sogenannten Q.Hof, einem Kunst- und Handwerkerhof auf einem ehemaligen Betriebsgelände in Buckau, in ihrer Kunst geht es vor allem um Entwicklungsprozesse.
Diese beiden Bereiche finden sich auch in Social Map wieder. Denn es geht um eine visuelle Unterstützung der Kommunikation und das Ermöglichen von Entwicklungsprozessen.
2021 führte die Kunst Prieto schließlich zu dem Projekt der Social Map GmbH – Institut für soziale Anwendungen. An dessen Spitze stehen der Psychotherapeut Dr. Steffen Uhlig und der IT-Experte Dirk Bartens als Geschäftsführer.
Zusammen haben sie die Softwareentwicklung 2008 angeschoben. Sari Prieto und Künstlerkollegin Christina Siffert arbeiten momentan an einer Reihe von Whiteboardanimationen, Videos aus animierten Illustrationen, die sich der Thematik Digitalisierung und Arbeit im sozialen Bereich widmen. Die Software SocialMap ermöglicht es, Beziehungen und soziale Gebilde grafisch darzustellen.
Systemischer Ansatz
Das ist für all jene interessant, die sich mit der sozialpädagogischen oder psychologischen Hilfe für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene beschäftigen. Das können neben Therapieeinrichtungen zum Beispiel auch Beratungsstellen, die Schulsozialarbeit oder die Familienhilfe sein.
Schnelle Entscheidungen
Der Software liegt der sogenannte „systemische“ Ansatz zugrunde. Sari Prieto: „Man geht als systemisch arbeitender Therapeut oder Sozialarbeiter davon aus, dass man einen Menschen in einer Problemlage nicht einfach aus seinem Kontext herauslösen kann.
Vielmehr muss man immer auch seine Beziehungen und Strukturen innerhalb der Familie oder das soziale Gebilde um ihn herum betrachten – sei es bezogen auf den Freundeskreis, das schulische Umfeld, die Arbeitskollegen oder auf die Religionsgemeinschaft“, erläutert Sari Prieto. „In Kenntnis dieser Zusammenhänge können Potenziale gesehen und Lösungswege aufgezeichnet werden.“
Dass man das Umfeld in die Betrachtungen einbezieht, ist in der sozialen Arbeit nicht neu – nur das dabei eben jetzt eine Software zum Einsatz kommen kann, die das Konstrukt abbildet. In SocialMap legt man die relevanten Informationen zu einer Person oder Familie an, egal wie komplex die Konstellation ist.
Ein Genogramm zeigt, wer in dem Familiensystem an welcher Position steht und welche Verbindungen und Verhältnisse zwischen den Familienmitgliedern bestehen. Üblicherweise sind diese Vorgänge im linearen, schriftlichen Verlauf lang und aufwendig.
„Stellen Sie sich ein Team von Sozialarbeitern vor, die alle unterschiedliche Klienten haben. Plötzlich gilt es, jemanden zu vertreten, und einer aus dem Team muss 25 Klienten übernehmen. Dann muss man erst mal seitenweise Akten lesen, um sich ein Bild von den jeweiligen Personen zu verschaffen.
Hierbei hilft Social Map“, sagt Sari Prieto. Anhand von Textbausteinen und Grafiken erkenne man ziemlich schnell, in welchem Kontext dieser Mensch lebt, welche Ziele verfolgt werden oder welche Schritte bereits eingeleitet worden sind. Alle Infos sind schnell und unkompliziert abruf- und erweiterbar.
Momentan ist Social Map eine Web-Anwendung, die zum Beispiel von Jugendämtern genutzt wird. Jetzt will das Unternehmen in die Entwicklung einer Cloud-Lösung gehen. Hierbei ist der Datenschutz ein großes Thema, denn das Programm arbeitet mit den sensibelsten Daten der Klienten. Deshalb ist nur eine Softwarelösung mit höchsten Sicherheitsstandards denkbar. In etwa fünf Jahren soll es so weit sein.