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Fallschirmspringer starb am Sonntag an den Folgen innerer Verletzungen / Dramatische Rettungsaktion in Uni-Klinikum Drei schwere Fallschirmunfälle in drei Jahren

Von Karl-Heinz Kaiser 06.09.2011, 04:35

Magdeburg. Der am Sonntag ums Leben gekommene Fallschirmspringer ist auf einen abgeernteten Kartoffelacker gegenüber dem großen Baumarkt an der Salbker Chaussee gestürzt. Der Vorfall habe sich gegen 10.30 Uhr ereignet, sagte Jens Klaudtky vom Fallschirmservice am Flugplatz Süd. Um 11 Uhr war der Verletzte per Hubschrauber ins Uni-Klinikum geflogen worden. "Zu dem Zeitpunkt hatte es bei uns noch Hoffnung gegeben", sagte er weiter. Es hatte den Anschein, dass er sich einen Beinbruch zugezogen hatte, mehr nicht. Auch Fragen der Polizei bis zum Eintreffen des Hubschraubers soll er noch beantwortet haben.

"Gegen 16 Uhr erreichte uns die Nachricht von seinem Tod", sagte Klaudtky. Die Bestürzung sei groß gewesen, der 68-Jährige galt als sympathischer Mensch im Klub, der zugleich große Erfahrungen im Fallschirmsport aufweisen kann. Der tödliche Sprung aus 1500 Metern Höhe war mit einem sogenannten Flächenfallschirm (Typ RL16) absolviert worden.

Beim Öffnen des Schirms verhedderte sich der Springer in den Fangleinen. Der Schirm geriet ins Trudeln. Warum der erfahrene Springer nicht den Rettungsfallschirm zog, kann nur vermutet werden. Er hätte den Absturz mit Todesfolge durchaus verhindern können.

Allerdings muss es Dinge gegeben haben, die seine Entscheidung, ihn nicht zu ziehen, beeinflusst habe, vermutet der Firmeninhaber. Es bestand möglicherweise das Risiko, dass dann der Rettungsfallschirm den Hauptschirm erst vollständig zum Zusammenfallen gebracht hätte. Nur so könne er sich das erklären.

Jens Klaudtky hatte erfahren, dass der Mann erst nach der Operation im Krankenhaus verstorben sei. Auch im Uni-Klinikum, so wollte er wissen, habe er noch klar geredet.

Das Uni-Klinikum bestätigte gestern diese Version nur zum Teil. Pressesprecherin Cornelia Suske schilderte die Anstrengungen um die Rettung des Unfallopfers. Es sei bekannt gewesen, dass es sich um einen Absturz aus großer Höhe gehandelt habe.

Der Fallschirmspringer sei sofort einer Spiral-CT-Untersuchung unterzogen worden. Dabei hätten die Spezialisten sehr schwere innere Verletzungen festgestellt.

"Neben dem Unfallchirurgen", so Cornelia Suske, "wurden deshalb auch Gefäßchirurgen zur sofort eingeleiteten Operation hinzugezogen. Auf Grund der Schwere und der Vielzahl innerer Verletzungen verstarb der Patient bedauerlicherweise noch vor Beginn der Operation."

Die Reanimation sei erfolglos geblieben, hieß es. Die Pressesprecherin stellte klar, dass eine MRT für Notfälle zu zeitaufwendig sei. Deshalb sei die Spiral-CT-Untersuchung angewandt worden, die innerhalb von Minuten ein gesichertes Ergebnis brachte.

Vor fast genau zwei Jahren, am 28. August 2009, hatte sich auf dem Flugplatz Süd gleichfalls ein tödlicher Unfall ereignet. Ein 38-jähriger Berliner war damals bei seinem Absprung innerhalb eines republikweiten Fallschirm-Events ums Leben gekommen.

Im April 2010 kam es zu einem dramatischen Zwischenfall, in den eine 22-jährige Braunschweigerin verwickelt wurde. Auch sie geriet mit ihrem Schirm ins Trudeln, driftete ab und schlug auf den Asphalt der Salbker Chaussee auf. Sie überlebte wie durch ein Wunder.