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Artenschutz Ein Blütenteppich für Magdeburgs fleißige Bienen

Am heutigen Welttag der Bienen erinnert der Bienenweide e. V. an die Bedeutung und den Schutz der fleißigen Insekten. Um ihnen Nahrung und Lebensraum zu schaffen, legte der Verein gemeinsam mit den „Otto pflanzt“-Akteuren große Blühwiesen an der Oebisfelder Straße an.

Von Karolin Aertel 19.05.2021, 21:30
Köstlicher Klatschmohn: Die Blume des Jahres 2017 liefert reichlich Pollen für Bienen.
Köstlicher Klatschmohn: Die Blume des Jahres 2017 liefert reichlich Pollen für Bienen. Foto: picture alliance/dpa

Magdeburg - Über 80 Prozent aller Wild- und Nutzpflanzen werden von Bienen bestäubt. Nicht umsonst gehören sie zu den fleißigsten Insekten. Ihr Dasein ist für die Nahrungsproduktion des Menschen und die Biodiversität existenziell und doch sind sie weltweit in Gefahr. Die Bienenpopulationen sinken. Flächen werden versiegelt und Totholz wird beseitigt. So werden die Nistmöglichkeiten zunehmend seltener. Auch eingesetzte Pflanzenschutzmittel und Monokulturen wirken sich auf die Population auf. So manch Magdeburger meint, mit seinem blühenden Vorgarten einen Beitrag für die Bienen zu leisten. Doch häufig liegt er damit falsch. Viele Blümchen sind zwar hübsch anzuschauen, bieten der Biene jedoch keine Nahrung – Dahlien, Chrysanthemen und Geranien beispielsweise.

Am heutigen Weltbienentag, dem 20. Mai, wird auf die Bedeutung und den dringenden Schutz der Biene aufmerksam gemacht. Ein Tag, an dem das kleine Wundertier im Fokus steht. Da ein Tag nicht genügt, um die Existenz der fleißigen Bienen zu sichern, gründete sich 2015 in Magdeburg ein Verein, der sich das ganze Jahr dem Schutz der Bienen widmet. Der Bienenweide e. V. um seinen Vorsitzenden Nils Lichtenberg gestaltet ländliche Gebiete wie Ackerflächen und Brachen in blühende Landschaften um und legt auch in städtischen Gebieten insektenfreundliche Bienenweiden an – so wie vor wenigen Tagen gemeinsam mit den Akteuren des Otto pflanzt e. V. in der Oebisfelder Straße in Rothensee.

Nach der Baumoffensive entsteht eine Bienenweide

Die Fläche war im vergangenen Jahr im Rahmen der Baumoffiensive „Otto pflanzt“ bereits mit heimischen Bäumen und Sträuchern bepflanzt worden, teilt Mitinitiator Felix Bosdorf mit. Nun galt es die Samen für eine Bienenweide auszubringen. Kein leichtes Unterfangen: „Da dafür der lehmhaltige, extrem nährstoffreiche Boden so nicht geeignet ist, musste abgemagert werden. Der Boden auf den Flächen ist zwar prima für Bäume, aber nicht für kleine Blühpflanzen geeignet, erklärt Leonie Wöhrle, Aktive bei Otto pflanzt. Da der Boden auch sehr steinig war, kam ein Eggen nicht infrage. Eine dünne Sandschicht, die den Samenkörnern Halt geben und den Boden an der Oberfläche magerer macht, musste aufgetragen werden. „Dafür brachte uns ein riesiger Laster zwei Mal knapp 30 Tonnen Sand“, erzählt Leonie Wöhrle. So viel Sand koste normalerweise viel Geld. Doch Partner, Naturschutz- und Pflanz-Berater Uwe Truckenmüller, Geschäftsführer des Pflanzenhofs Beyme, fand einen Helfer: Detlef Beymann, Geschäftsführer der Beymann GmbH Sand- und Kieswerke Magdeburg. Spontan, unbürokratisch und kostenlos schickte er den Sand auf die Fläche, so Felix Bosdorf.

Per Radlader sei der Sand dünn verteilt und glatt gezogen worden. „Zuerst auf der nördlichen Fläche mit den Streuobstbäumen, dann auf der südlichen Teilfläche mit den kniehohen Bäumchen und Sträuchern.“

Nur regionale Blumen und Gräser für die Wildbienen

„Zur Ansaat wird nicht irgendeine Blumensaat verwendet, sondern ausschließlich Samen von gebietseigenen Wildblumen und Wildgräsern aus gesicherter Herkunft“, so Naturschutz-Profi Uwe Truckenmüller. „Wildbienen sind auf ihre Umgebung spezialisiert und benötigen daher oft sehr spezielle Pflanzen für Ihre Ernährung. Wenn daher Insekten aus der Region unterstützt werden sollen, müssen auch Pflanzen aus der Region verwendet werden, die auf das Klima und Boden angepasst sind“, ergänzt „Bienenweide e. V.“-Chef Nils Lichtenberg. Deshalb unterliege so eine Aussaat auf freien Flächen der Erhaltungsmischungsverordnung. Entsprechend wertvoll seien die Samen. Ein Kilo koste über 100 Euro und reicht für circa 300 Quadratmeter, wenn die Saat gekonnt ausgebracht wird. Diese Kosten übernahm der Verein Bienenweide e. V., welcher das Saatgut bei einem zertifizierten Händler eingekauft hat.

Blütenteppich soll bereits im Sommer blühen

Mit Hilfe von Füllstoff ist es dann ausgebracht worden. Dazu schaufelt Truckenmüller zunächst mehrere Kilo Sand in einen Zement-Bottich, schüttet die entsprechende Menge Saatgut hinzu und brachte es per Hand auf die Fläche. „Schon im Sommer werden auf der Fläche die Blüten Tausender bunter Pflänzchen leuchten, welche ein gutes Nahrungsangebot für Wildbienen und Schmetterlinge sind, freut sich Nils Lichtenberg. „Bienen und auch andere Insekten sind wichtige Bestäuber und zugleich selbst wieder Nahrung für viele Vögel und Nagetiere. Doch der Insektenbestand in Deutschland hat seit 1989 um mehr als drei Viertel dramatisch abgenommen“, so Lichtenberg.

„Auf unserer Pflanzfläche an der Oebisfelder Straße ist nun die Bienenweide ausgesät. Überall zwischen den Bäumen wird bald ein Teppich aus bunten Blüten wachsen, der Nahrung für Bienen, vor allem Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten bietet“, so Felix Bosdorf.