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Verlandung Wertvoller Altarm der Dornburger Elbe zwischen Magdeburg und Schönbeck verschwindet

Die Dornburger Alte Elbe zwischen Magdeburg und Schönebeck soll wieder zum Leben erweckt werden. Erste Akutmaßnahmen zur Revitalisierung für Herbst 2021 geplant.

Von Konstantin Kraft Aktualisiert: 22.4.2021, 10:50
Die Dornburger Alte Elbe im Naturschutzgebiet Kreuzhorst bei Pechau. Der Fluss verlandet zusehends. Ohne  revitalisierende Gegenmaßnahmen dauert es wohl nicht mehr lange, bis das Gewässer komplett verschwunden ist.
Die Dornburger Alte Elbe im Naturschutzgebiet Kreuzhorst bei Pechau. Der Fluss verlandet zusehends. Ohne revitalisierende Gegenmaßnahmen dauert es wohl nicht mehr lange, bis das Gewässer komplett verschwunden ist. Foto: Konstantin Kraft

Magdeburg. Wildgänse schnattern über das Gewässer in der Kreuzhorst. Zwei Schwäne schwimmen am Ufer. Auf 15 Kilometern schlängelt sich die Dornburger Alte Elbe zwischen Magdeburg und Schönebeck. Die Idylle ist trügerisch. Das wertvolle Auengewässer droht vollends zu verlanden.

Rettung für Rotbauchunke und Mosaikjungfer

Die Dornburger Alte Elbe ist der längste Altarm in Deutschland. Sie ist ein besonders artenreiches Auengewässer und wird als Natura- 2000-Gebiet ausgewiesen. Seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten sind hier noch zu Hause. Doch das Biotop ist in akuter Gefahr. Seit Jahren verlandet der alte Flusslauf zusehends. Schuld daran ist der relativ niedrige Pegel der Elbe. In der Folge trocknet der Altarm aus. An vielen Stellen ist augenscheinlich nur noch Schilf zu sehen. Wenn nicht bald etwas geschieht, könnte das Gewässer ganz verschwinden.

„Es ist fünf vor zwölf“, sagt Ralf Meyer vom BUND-Landesverband Sachsen-Anhalt über die dramatische Situation an der Dornburger Alten Elbe. Er ist Projektleiter für eine erste Revitalisierungsmaßnahme an dem Altwasser. Konkret geht es darum, die Habitate für die Rotbauchunke, die Grüne Mosaikjungfer (eine Libellenart) sowie streng geschützte Vogelarten wie Kranich und Blaukehlchen am Altarm zu erhalten. Dafür sollen drei Abschnitte im Bereich des „Haberlanddammes“, unweit des Umflutkanals, umfangreich entschlammt werden.

Ferner sollen dort die Röhrichtflächen um etwa die Hälfte verringert werden. Die Entschlammungsarbeiten sollen im Herbst 2021 beginnen. Das Naturschutzprojekt hat ein Gesamtvolumen von rund 740 000 Euro. 555 000 Euro davon kommen aus europäischen Fördermitteln. Bevor der Schlamm ausgebaggert wird, müssen letzte Genehmigungen eingeholt und Schutzzeiten abgepasst werden. „Die Entschlammung selbst dauert nicht lange“, sagt Christian Kunz, Landesgeschäftsführer beim BUND Sachsen-Anhalt.

„Wir wetten auf eine positive Zukunft“

Um den Altarm der Elbe zwischen Magdeburg und Schönebeck dauerhaft zu erhalten, kann es nicht bei dieser einzigen Maßnahme bleiben. Das machen die Akteure vom BUND deutlich. Die Naturschützer wissen aber auch, dass eine umfassende Revitalisierung der Dornburger Alten Elbe mehrere Millionen Euro kosten dürfte. Dafür braucht es die nötige Rückendeckung aus Kommunal- und Landespolitik. Ebenso müssen Fördermittel in Größenordnungen eingeworben werden.

Die Revitalisierung der Dornburger Alten Elbe steht schon länger auf der Tagesordnung. 2017 hatten Vertreter aus Politik, Verwaltung und Naturschutz eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Allein es passierte offenbar immer noch nichts, jedenfalls nichts direkt Sichtbares, was wiederum für Ungeduld und Unmut in den direkt betroffenen Ortsteilen von Magdeburg sorgte.

Zwischen Juni 2017 und Dezember 2019 habe das BUND Auenzentrum Burg Lenzen ein naturschutzfachliches Konzept entwickelt, auf dessen Grundlage die bevorstehenden Sofortmaßnahmen durchgeführt werden, stellt Ralf Meyer klar. Darin ist festgehalten worden, dass gerade für Unke, Libelle und Kranich ein akuter Handlungsbedarf bestehe.

Das Ziel des BUND wäre es indes weiterhin, die Lebensräume mit einer hohen Artenvielfalt zu renaturieren, so Meyer, konkret durch eine Entschlammung größerer Altarmabschnitte. „Wir wetten auf eine positive Zukunft“, sagt Christian Kunz. Immerhin kann nicht ausgeschlossen werden, dass sämtliche Renaturierungsmaßnahmen im Zuge des fortschreitenden Klimawandels in einigen Jahren wieder hinfällig werden. „Wenn wir für 20 Jahre eine hohe Artenvielfalt am Altarm bewahren können, dann soll es uns das wert sein“, sagt Ralf Meyer und wirbt für den gestaltenden Naturschutz.

Parallel zur Entschlammung setzt die aktuelle Revitalisierungsmaßnahme an der Dornburger Alten Elbe auf die Förderung eines Umweltbewusstseins bei Jung und Alt. Die Öffentlichkeit soll aktiv mit einbezogen werden. Ein Lehrpfad am Altarm wird ergänzt. Sobald es die Corona- Lage zulasse, sollen zudem naturkundliche Führungen durchgeführt und Projekte für Schulklassen initiiert werden.