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Einschulung Magdeburger Schulbezirke kippeln

Keine Gnade finden die flexiblen Einzugsbereiche für Magdeburger Grundschulen vor dem Landesschulamt. Dieses fordert ein anderes Modell.

Von Martin Rieß 08.08.2018, 01:01

Magdeburg l Atmende Schulbezirke sollen in Magdeburg die Lösung bringen: Aus den Anschriften der Erstklässler wird immer wieder neu berechnet, welche Grundschule die günstigste ist. Damit möchte die Stadt dafür sorgen, dass die Summe aller Schulwege möglichst kurz ist und dass die Schulklassen sich dem per Stadtratsbeschluss angestrebten Ziel von 22 Schülern pro Klasse annähern.

Dem Ansinnen steht allerdings das Landesschulamt als Aufsichtsbehörde für den Schulbetrieb in Sachsen-Anhalt ablehnend gegenüber. Derzeit liegt im Landesschulamt die „vorgezogene Schulentwicklungsplanung zur Absicherung des Beschulungsbedarfs an allgemeinbildenden Schulen der Landeshauptstadt Magdeburg für die Schuljahre 2019/20 bis 2023/24“ zur Bestätigung vor.

Silke Stadör ist Sprecherin des Landesschulamts. Sie sagte der Volksstimme: „Aus unserer Sicht erschwert eine alljährliche Änderung der Schulbezirke die Vorbereitung der Aufnahme in die Grundschule.“ Die Änderungsbeschlüsse würden jährlich nach langen Diskussionen im Stadtrat erst sehr spät gefasst. Die Folge: Den Schulen werde eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit den an der Bildung beteiligten Partnern mit Blick auf die Einschulung erheblich erschwert. „Für Eltern mit mehreren Kindern ist der Umstand sehr belastend, dass die Schulbezirke jährlich diskutiert und gegebenenfalls geändert werden“, berichtet Silke Stadör.

Das sei inzwischen auch in der Landesverwaltung zu spüren: „Wir registrieren in Folge einen starken Anstieg der Ausnahmeanträge sowie von Anträgen auf vorzeitige Aufnahme in die Grundschule oder auf Verschiebung der Einschulung. Damit wird deutlich, dass eine Vielzahl von betroffenen Eltern diese Planungsvariante nicht mitträgt“, berichtet die Mitarbeitern des Landesschulamts.

Die Stadt Magdeburg verweist bei ihrem Vorhaben auf die Prognosen zur Entwicklung der Einschülerzahlen. Sie sieht akuten Handlungsbedarf hinsichtlich der Kapazitäten. Sprich: Eine Reihe der Grundschulen platzt aus allen Nähten. Beispiele dazu gibt es aus Stadtfeld und Sudenburg. Deshalb sei perspektivisch eine kurzfristige Schulbezirksänderung nicht zu vermeiden.

Allerdings hat die Landesverwaltung Zweifel, dass die Idee zu den veränderlichen Schulbezirken etwas bringt: „Der prinzipiell unterstützenswerte Ansatz, die Klassenstärken auf 22 Schülerinnen und Schüler zu orientieren, wird auch vor dem Hintergrund der alljährlichen Änderung der Schulbezirke nicht erreicht“, sagt Silke Stadör. Allerdings sieht die Stadt darin eine Möglichkeit, die Schüler gleichmäßiger zu verteilen, dass also beispielsweise nicht in der einen Schule erste Klassen mit 30 Schülern lernen, in der anderen nur Klassen mit 20 Schülern.

Die Folge der Zweifel aus dem Landesschulamt: Angesichts zunehmender Schülerzahlen gab es zunächst eine Genehmigung. Für die folgenden Schuljahre müsse aber eine andere Lösung gefunden werden. Silke Stadör erläutert die Zustimmung aus der Landesbehörde: „Damit war der Hinweis verbunden, diese nicht dauerhaft tragen zu können. Gleichzeitig signalisierte die Schulbehörde Gesprächsbereitschaft, um gemeinsam Lösungsansätze zu erörtern.“ Ziel sei eine langfristige Schulbezirksplanung.

Für wenig Begeisterung dürfte diese Forderung bei den Initiatoren des Magdeburger Modells für die Grundschulen sorgen. Haben sie doch mit ihrer Idee eine Variante geschaffen, die zwar die Grundschulbezirke auflöst, dennoch für einen Großteil der Schüler einen Besuch einer nahegelegenen Schule sichert. In einer Sitzung des Schulausschusses hatte es die Aussage gegeben, dass es am ehesten in den Randbereichen der bisherigen Schulbezirke Unschärfen geben könnte – sprich: Hier könnte es Gebiete geben, aus denen die Kinder des einen Jahrgangs in eine andere Schule eingeschult werden als die Kinder eines folgenden Jahrgangs.