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Elbe Magdeburg Schäden durch Niedrigwasser

Das extreme Niedrigwasser der Elbe in Magdeburg ist nicht nur für den Strom selbst von Nachteil, sondern auch für die Uferbereiche.

Von Peter Ließmann 05.08.2019, 01:01

Magdeburg l Als 2013 die Elbe mit 7,47 Meter Pegelstand ein Rekordhochwasser führte, wirkte sich das auch auf die Wasserverhältnisse entlang des Flusses negativ aus. Der Grundwasserspiegel erhöhte sich so stark, dass beispielsweise die Getec-Arena durch den starken Wasserdruck angehoben wurde und in Ostelbien die Keller „von unten“ voll Wasser liefen. Jetzt führt der Strom Rekord-Niedrigwasser (45 Zentimeter am Pegel Petriförder). Wirkt sich das ebenfalls verstärkt auf das Grundwasser aus?

Eine Anfrage im Rathaus bestätigt den Verdacht. Ein niedriger Wasserstand habe nicht nur Auswirkungen auf die Schifffahrt, sondern auch auf den Grundwasserpegel und damit auf die Pflanzenwelt entlang der Elbe, so Rathaussprecher Michael Reif. Der Grundwasserpegel sinke in der Regel aber etwas zeitverzögert. Das bleibe nicht ohne Folgen auf viele Bäume, besonders der sogenannten Flachwurzler. Die könnten Probleme bekommen, sich mit ausreichend Wasser zu versorgen, meinte der Rathaussprecher. Und auch die Wasserstände des Adolf-Mittag-Sees und der Tauben Elbe seien unmittelbar vom Grundwasserpegel und somit auch vom Wasserstand der Elbe abhängig.

Ernst-Paul Dörfler, Autor, Umwelt- und Elbeschützer und versierter Kenner der ökologischen Verhältnisse am Strom im Bereich Magdeburg, entwirft ein weitaus dramatischeres Bild der Situation: „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt Dörfler im Volksstimme-Gespräch – und jeder, der genau hinsehe, könne es an den Bäumen erkennen. Viele habe lichte Kronen („... man kann den Himmel durch die Bäume sehen“), Blätter seien schon jetzt trocken und braun. Viele Bäume entlang der Elbe erlitten extremen Stress. Große Teile Ostelbiens seien eine Auenlandschaften. „Diese leben durchaus vom Wechsel der Wasserstände der Elbe und können mit normalen Wasserstandsschwankungen leben“, sagt Dörfler. Seit dem Hochwasser 2013 habe sich der Wasserstand der Elbe aber eigentlich nicht mehr normalisiert. Das Niedrigwasser im vergangenen Jahr sei bereits extrem gewesen, im Winter sei nicht ausreichend Wasser nachgeflossen, und in diesem Sommer habe sich die Situation noch verschärft. „Das kann nicht ohne Folgen bleiben“, ist sich Ernst-Paul Dörfler sicher. Schon jetzt seien viele Gräben und Tümpel entlang der Elbe ausgetrocknet, kleine Gewässer, die ein außerordentlich wichtiger Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere seien.

Dörfler geht davon aus, dass, ausgelöst durch Extremwetterlagen, der Wasserstand der Elbe immer wieder genau so extreme Sprünge machen werde. Darum müsse das Wassermangement entlang der Elbe neu aufgestellt werden. Es sollten schnellstens Systeme geschaffen werden, die zum einen dem Hochwasserschutz für Magdeburg und die Umlandgemeinden gerecht werden, zum anderen aber verhindern, dass bei Niedrigwasser der Elbe Wiesen und Felder entwässert werden. „Es muss gelingen, dass kein Wasser, das wir in den Elbauen haben, bei Trockenheit in die Elbe abfließt“, sagt Ernst-Paul Dörfler.

Beim Magdeburger Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt behält man den extrem niedrigen Elbepegel zwar genauesten im Auge, Probleme, ausgelöst durch den Wasserstand hielten sich aber in Grenzen, so ein Mitarbeiter des Amtes. Es müsse lediglich darauf geachtet werden, dass der Magdeburger Hafen und die Schleusen genügend Wasser hätten. Das sei aber durch die Niedrigwasserschleuse am Rothenseer Verbindungskanal und die Niedrigwasserschleuse zwischen Hafen und Mittellandkanal gesichert. Fehlendes Wasser im Magdeburger Hafen könne durch den Mittellandkanal ausgeglichen werden.

Der Magdeburer Anglerverein ruft indes seine Mitglieder auf, die Vereinsgewässer in Magdeburg im Auge zu behalten und Veränderungen, etwa des Wasserstandes oder der Wassertemperatur umgehend zu melden. Im vergangenen Jahr musste der Verein mehrfach Fische wegen zu warmen und zu niedrigen Wassers in Blitzaktionen umsetzten.