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Epilepsie Eine fast unsichtbare Krankheit

Aus dem Leben eines Epilepsie-Betroffenen im Altmarkkreis Salzwedel. Seit 20 Jahren gibt es dort auch eine Selbsthilfegruppe.

Von Martin Höfig 09.03.2021, 06:15
Mediziner des Institutes für Diagnostische und interventionelle Radiologie der Jenaer Friedrich-Schiller-Universität betrachten am 16.07.200 Schichtaufnahmen eines Gehirns, die mit einem modernen Magnetresonanztomographen aufgenommen worden sind. In Jena war 1924 das Prinzip der Elektroenzephalogie - der Messung von Hirnströmen - entdeckt worden, das bis heute wichtigste Diagnostikmittel zur Erkennung von Epilepsie ist. dpa/lth +++ dpa-Bildfunk +++
Mediziner des Institutes für Diagnostische und interventionelle Radiologie der Jenaer Friedrich-Schiller-Universität betrachten am 16.07.200 Schichtaufnahmen eines Gehirns, die mit einem modernen Magnetresonanztomographen aufgenommen worden sind. In Jena war 1924 das Prinzip der Elektroenzephalogie - der Messung von Hirnströmen - entdeckt worden, das bis heute wichtigste Diagnostikmittel zur Erkennung von Epilepsie ist. dpa/lth +++ dpa-Bildfunk +++ dpa

Altmarkkreis l „Das ist nicht wie ein gebrochenes Bein“, beschreibt Marco N. (Name von der Redaktion geändert) aus dem Altmarkkreis ein Problem seiner Erkrankung. Denn N. ist Epileptiker, und selbst die Anfälle, die bei der Krankheit auftreten können, sind nicht immer als solche erkennbar, wie aus Berichten hervorgeht.
N. ist in Deutschland einer von schätzungsweise 400.000 bis 800.000 Betroffenen. Symptome und Ursachen decken unter diesen ein weites Spektrum ab und reichen von kurzer, geistiger Abwesenheit bis hin zu länger anhaltenden Anfällen mit dauerhaften Schäden.
N. beschreibt bei seiner Erfahrung vor allem die Nachwirkungen. Ein Anfall kostet ihn viel Energie, sagt er, und er müsse sich hinterher tagelang ausruhen. Seine Erkrankung habe vor wenigen Jahren jemand anders gemerkt, wegen Krämpfen im Schlaf, die N. selbst entgangen sind.
Sein Arzt habe ihm daraufhin eine zweijährige Behandlung in Aussicht gestellt. „Da fühle ich mich gleich verarscht“, drückt er sein Misstrauen auf die Diagnose aus – das ließe sich so einfach und genau nicht festlegen.
Gegen seine Epilepsie nimmt er Tabletten, erzählt er, doch die unterdrücken nur die Symptome – und noch mehr. Denn unter deren Einfluss hätte er gar nicht so mit der Volksstimme reden können.
Betroffene berichten häufig von Vorurteilen und Unverständnis, etwa bei der Arbeitssuche. Arbeitgeber würden Nicht-Epileptiker bevorzugen, ist etwa N.s Eindruck, und einen Job habe er deshalb auch verloren – wegen einer völlig anderen Krankheit, aber das sei schon ausreichend gewesen, lautet sein Verdacht.
Ein Problem von N. sei auch, dass er wenige habe, um darüber zu reden. Ärzte könnten dies nur bedingt beurteilen, ohne selbst betroffen zu sein, während Freunde und Familie wenig Interesse zeigen.