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Falschparker Mit der Drehleiter durch Magdeburg

Wie kommen die großen Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr durch die Magdeburger Wohngebiete? Das hat die Berufsfeuerwehr jetzt getestet.

Von Ivar Lüthe 22.08.2019, 01:01

Magdeburg l „Die Feuerwehr ist nur so gut, wie die Situation, die sie vorfindet.“ Christian Dudek, Sachbearbeiter vorbeugender Brandschutz, macht gleich zu Beginn der Kontrollfahrt durch Magdeburgs Stadtgebiet klar, worum es an dem Abend geht. Die Berufsfeuerwehr will mit ihrer Drehleiter, einem ihrer größten Fahrzeuge, testen, wie sie gerade in Wohngebieten mit ihren Einsatzfahrzeugen im Notfall durchkommen würde.

Start ist kurz vor 19 Uhr an der Feuerwache Süd. Gemeinsam mit dem Ordnungsamt der Stadt hat die Berufsfeuerwehr eine Route ausgewählt, die durch die Stadtteile Reform, Sudenburg und Stadtfeld führt. Während das Ordnungsamt vorausfährt, lenkt Maschinist Thorsten Schulz das gut zweieinhalb Meter breite Einsatzfahrzeug durch die Straßen.

In Reform gibt es die ersten kleinen Hindernisse für den Maschinisten. Beim Einbiegen in die Paul-Schreiber-Straße parkt gleich nach der Einmündung ein Auto auf der rechten Seite. Thorsten Schulz kommt nicht einfach so vorbei, muss sich langsam und vorsichtig in die Straße quälen. Im Einsatzfall würde das wertvolle Zeit kosten. Wären die vorgeschriebenen fünf Meter Abstand vor und hinter Kreuzungen und Einmündungen eingehalten worden, wäre es schneller gegangen.

Weiter geht es durch die Paracelsusstraße und den Lilienweg. Hier gibt es das gleiche Problem wieder. Ein SUV parkt kurz hinter der Einmündung, Thorsten Schulz muss vorsichtig über den Gehweg ausholen, um überhaupt in die Straße kommen zu können.

In Sudenburg wird unter anderem in Brunnerstraße und Schneidersgarten getestet. Mit den links und rechts am Straßenrand geparkten Autos wird es zwar etwas enger, aber die Drehleiter kommt gut durch. Der erfahrene Maschinist am Steuer hat keine Probleme.

Zum ersten Mal aktiv werden die vorausfahrenden Mitarbeiter des Ordnungsamtes dann in Stadtfeld West. Im Wohngebiet Fröbelstraße stehen rechtsseitig geparkte Autos, obwohl deutlich gekennzeichnet ist, dass hier niemand parken darf. Selbst Schilder „Rettungsweg für die Feuerwehr freihalten“ haben nichts genützt. Mit blauen Knöllchen am Scheibenwischer werden die Autobesitzer drauf hingewiesen. In Stadtfeld geht es weiter durch Puschkinstraße, Annastraße, Liebermannstraße und Barlachstraße. Mal wird es etwas enger, mal stehen wieder Fahrzeuge direkt an der Einmündung und Thorsten Schulz muss mit seinem Koloss zurück- und neu ansetzen. Im Einsatzfall wäre es wieder verlorene Zeit.

Problematischer wird es in der Beimssiedlung. Enge Straßen, viele Anwohner, viele Autos. Und einige parken dort, wo sie nicht dürften. Beispielsweise beidseitig, halb auf dem Gehweg. Als Thorsten Schulz rückwärts in eine Anwohner-Sackgasse einfährt, wird deutlich: Er kommt mit seiner Drehleiter zwar in die Straße, die Stützen, die die Drehleiter im Einsatzfall beidseitig ausfahren muss, um Halt zu haben, hätten aber keinen Platz mehr. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes werden wieder aktiv, verteilen Knöllchen. Anwohner bemerken den Trubel vor der Tür und kommen nach draußen.

Während einige ihre Fahrzeuge noch schnell wegfahren können, haben andere bereits ein Knöllchen bekommen. Zwischen Anwohnern und den Mitarbeitern des Ordnungsamtes kommt es zu Diskussionen. Einige Anwohner verweisen darauf, dass hier kein Halte- oder Parkverbotsschild steht. Es gibt allerdings auch kein Schild, dass das Parken auf dem Gehweg erlaubt, entgegnen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Also dürften Autos nur auf der Fahrbahn geparkt werden.

Da die Straße nicht sehr breit ist, ginge das nur auf einer Seite. „Wer soll denn bestimmen, wer auf welcher Seite hier stehen kann oder nicht?“, fragen Anwohner. „Wo sollen wir denn parken? Es gibt hier nicht genügend Parkplätze“, schimpfen andere. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes versuchen zu beruhigen und zu erklären. Auch sie wissen, dass es gerade in solchen Wohngebieten an Parkplätzen fehlt. Dennoch müssen sie Verstöße ahnden. Auch die Feuerwehrmänner versuchen zu erklären, was ihnen im Einsatzfall Probleme bereiten würde und dass es ja um die Sicherheit der Anwohner geht. Das verstehen auch aufgebrachte Anwohner, das Grundproblem der fehlenden Parkplätze bleibt dennoch bestehen. Das gilt nicht nur für die Beimssiedlung, sondern für Stadtfeld allgemein oder auch den Werder beispielsweise, weiß auch Stefanie Mücke vom Ordnungsamt. Lösen können sie es an dem Abend aber natürlich nicht.

Nach mehr als zwei Stunden endet die Kontrollfahrt wieder an der Feuerwache Süd. Sowohl Stefanie Mücke als auch Brandamtmann Christian Dudek können am Ende ein recht positives Fazit ziehen. Im Gegensatz zu anderen Kontrollfahrten sei die Situation im Stadtgebiet besser geworden. 2017 und im April dieses Jahres hatte es bereits solche Versuche gegeben, sagt Christian Dudek. Hauptproblem seien allerdings weiterhin Fahrzeuge, die zu dicht an Kreuzungen und Einmündungen parken.

„Es hat sich aber einiges getan und wir sind optimistisch, dass es sich noch weiter verbessert“, bilanziert Christian Dudek. „Wir werden uns jetzt mit den zuständigen Ämtern abstimmen, was man abstellen beziehungsweise noch verbessern kann. Das kann aber natürlich nicht von heute auf morgen passieren“, so Dudek.

Beispielsweise werde die Straßenverkehrsbehörde prüfen, ob es notwendig wird, an einigen Stellen neue Verkehrszeichen anzuordnen, damit sowohl Feuerwehr als auch Rettungsdienste die Einsatzorte zügiger und sicher erreichen können, hieß es von der Stadtverwaltung. Solche Kontrollfahrten soll es auch künftig in unregelmäßigen Abständen geben, um eine reale Situation im Stadtgebiet abbilden zu können, kündigt Christian Dudek an.