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Ferien-Projekt Mit neuer Kraft zur Kinderstadt

Die Corona-Pandemie hat alle Pläne für die Kinderstadt 2020 zum Einstürzen gebracht. 60 Kinder tüfteln nun an Ideen für das Jahr 2021.

Von Karolin Aertel 22.07.2020, 01:01

Magdeburg l „Kindern das Kommando!“ Grönemeyers Forderung wird wahr. „Abermals“ darf man meinen. Denn schon einmal hieß es: „Kinder an die Macht.“ Im „Elberado“ erbaute der Nachwuchs eine Stadt ganz nach seinen Wünschen und Vorstellungen. Letztmals öffnete das „selbst geschaffene Reich“ 2016 seine Pforten. Und obgleich Erwachsenen bis zum Schluss der Zutritt verwehrt wurde, schafften sie es, die Kinderstadt zum Einstürzen zu bringen. Finanzielle Querelen zwischen Stadt und Betreiberverein führten damals zum Aus der „Elberado“-Kinderstadt. Förderrichtlinien seien nicht eingehalten und die Höhe der beantragten Mittel entgegen des eingereichten Finanzplans überschritten worden, hieß es damals seitens des Vorstands.

Doch ganz dem Grönemeyer-Song folgend: „Dem Trübsinn ein Ende. Die Welt gehört in Kinderhände“ geht es weiter. Anderer Betreiber, ähnliches Konzept.

Eigentlich sollte sie bereits 2020 von Kinderhand erbaut werden. Doch mit Corona ließ sich eben kein Stein auf den anderen setzen. Statt 400 Jungen und Mädchen tüfteln lediglich 58 in zwei Gruppen aufgeteilt an dem Konzept. Sie erarbeiten in Workshops Ideen für das Jahr 2021. Denn Ende der Sommerferien 2021 soll es endlich soweit sein. Auf dem Parkgelände der Villa Böckelmann in Ottersleben entsteht die erste „Europäische Kinderstadt“ Magdeburgs. Europäisch wird sie nicht nur, weil rund 80 000 Euro EU-Gelder fließen, sondern auch, weil dann 40 Betreuer aus dem europäischen Ausland im Dienste der Kinder tätig sind.

Veranstalter ist die Europäische Jugendbildungsstätte, die in Trägerschaft des Bildungsnetzwerks Magdeburg ist, das das Tagungs- und Mehrgenerationenhaus „Villa Böckelmann“ betreibt. Als Bildungsreferentin ist Antonia Pilz federführend und weiß um die Dimension des Vorhabens. In der Kinderstadt „Elberado“ arbeitete sie ein Jahr als Betreuerin. Von den finanziellen Problemen des früheren Vereins habe sie gehört und sei deswegen umso achtsamer. „Wir werden gut haushalten“, betont sie. Rund 280 000 Euro seien für die Durchführung 2020 errechnet worden. Inwieweit es Änderungen durch die coronabedingte Verschiebung ins Jahr 2021 geben wird, ist noch unklar. Zumal diverse Fördergelder an das aktuelle Kalenderjahr gebunden sind. Dennoch gebe es sowohl von privaten Sponsoren als auch von Fördermittelgebern und Stadt positive Signale, dass auch im kommenden Jahr mit Unterstützung gerechnet werden kann. Bei der Durchführung kann sie auch auf die Erfahrung von Lea Riedel setzen. Sie gehörte zu den Organisatoren der „Elberado“-Kinderstadt und weiß um die manchmal „ausufernde“ Fantasie der Jungen und Mädchen.

Riesige Melonenfelder vor der Haustür, einige wohnen im Baumhaus, ein großes Trampolin zum Toben für alle und Entscheidungen werden in einer Lasertag-Arena getroffen – das waren die ersten Ideen der Kinder, die seit Montag am Konzept der „Europäischen Kinderstadt“ tüfteln. In verschiedenen Workshops arbeiten sie an Themen wie Herrschaftsformen, Medien und Verpflegung. Sie müssen sich entscheiden, ob sie Geld einführen wollen, ob sie einen Bürgermeister ernennen, ob Autos fahren und Löhne ausgezahlt werden. In einem Workshop wird die Kinderstadt per Computerspiel entworfen. Andrea Janssen von der Stiftung „Digitale Spielkultur“ leitet den Workshop. Die Medienpädagogin hat bereits die Kinderstadt Halle mitkonzipiert und ist immer wieder überrascht von der Kreativität der Jungs und Mädchen.

Die Ergebnisse der Workshops werden dem Kinderrat, der ab 1. September monatlich tagen soll, als Ideen vorgestellt. Zudem hofft Antonia Pilz, dass viele der derzeitigen Teilnehmer auch im Kinderrat mitmachen wollen. Für alle anderen Interessierten werden die Termine und Infos rund um den bald tagenden Kinderrat in Kürze auf der Internetseite veröffentlicht.

www.kinderstadt.md