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Glück im Unglück: MVB konnten ihre teuren Fahrzeuge rechtzeitig in Sicherheit bringen Flut im Betriebshof macht Bahnen heimatlos

Von Martin Rieß 12.06.2013, 03:22

Magdeburg l Der Betriebshof Nord der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) ist überflutet worden: Von der Feldseite her ist das Wasser auf das Gelände vorgedrungen, steht jetzt zwischen 40 Zentimetern und einem Meter. Schadenshöhe - unklar. Andreas Busch ist Betriebsleiter der MVB und sagt: "In Abstimmung mit der Arbeitsgruppe Hochwassernachsorge Rothensee muss erst einmal das Wasser abgepumpt werden." Dann erst können die Spezialisten untersuchen, was an den Gleisen, in der Werkstatt, der Technik und in den Büros genau kaputt gegangen ist. Glück im Unglück dank des nächtlichen Wochenendeinsatzes der Mitarbeiter: Sie hatten, gerade noch rechtzeitig bevor der Strom abgeschaltet wurde, die Straßenbahnen in Sicherheit gebracht. Andreas Busch: "Hätten wir nicht alle Fahrzeuge in Sicherheit bringen können - wir hätten Millionenschäden bewältigen müssen."

Derzeit sind die Straßenbahnen im Westring und im Südring abgestellt. Hier müssen sie auch repariert werden. Angesichts der Überflutung in Rothensee wird zumindest ein Teil des elektromobilen Fuhrparks des Unternehmens auf längere Zeit heimatlos bleiben. Die Innenreinigung der Fahrzeuge ist zu den Wendeschleifen der jeweiligen Linien verlegt worden. Alle weiteren Abläufe wie zum Beispiel das Waschen der Fahrzeuge können derzeit nicht durchgeführt werden, und die erschwerten Bedingungen haben bereits in den vergangenen Tagen zu Behinderungen geführt.

"Entlang der Bahnen befinden sich Absperrungen, so dass ähnlich wie auf einer Baustelle unsere Mitarbeiter geschützt sind. Jedoch bitten wir alle Autofahrer in diesem Bereich um besondere Vorsicht", ergänzt Andreas Busch.

Die Hoffnung des MVB-Betriebsleiters ist es, möglichst schnell den Westerhüser Betriebshof zu reaktivieren. Der ist trocken geblieben, wegen der Überflutung im Bereich Faulmannstraße aber nicht erreichbar. Den MVB-Mitarbeitern war es noch rechtzeitig gelungen, die elektronischen Teile einer Weiche vor der Flut zu demontieren. Diese müssen nach dem Abtrocknen der Straße wieder installiert werden. Andreas Busch sagt: "Außerdem müssen wir den Untergrund testen." Das geschieht nicht, indem eine Straßenbahn darüberrollt, sondern indem Experten mit Probebohrungen den Zustand des Unterbaus der Gleise überprüfen.

Der Betriebsleiter hofft, dass der Betriebshof im Süden der Landeshauptstadt zügig wieder genutzt werden und ein Teil der 70 Fahrzeuge dort wieder untergebracht werden kann. Die verbliebenen heimatlosen Straßenbahnen werden dann voraussichtlich in den Europaring verlegt. Dann könnte die Straßenbahnlinie 1 wieder zwischen Sudenburg und Kannenstieg auf der gewohnten Strecke rollen. Andreas Busch: "Diese ist wegen des in der kommenden Woche wieder einsetzenden Schülerverkehrs bedeutsam."

Unterstützt werden die Magdeburger ab heute von acht Mitarbeitern der Hamburger Hochbahn. Denn zum einen werden wegen des aktuellen Streckennetzes und der nach wie vor erforderlichen Transportfahrten im Auftrag des Krisenstabs besonders viele Busfahrer benötigt, zum anderen sind Magdeburger Busfahrer zum Teil auch selbst von der Flut betroffen und zum Teil im Einsatz für THW und freiwillige Feuerwehr.

Beachten Sie auch die Fotostrecke mit Bildern vom "Straßenbahnparkplatz" und einer Aufnahme vom überfluteten Betriebshof Nord