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MDCC-Arena Stresstest für Magdeburger Hüpf-Tribüne

Premiere im Magdeburger Stadion: Beim Fußball-Derby gegen Dynamo Dresden wird die Tribünen-Belastbarkeit geprüft.

Von Rainer Schweingel 06.10.2018, 01:01

Magdeburg l Wenn der 1. FC Magdeburg am Sonnabend gegen Dynamo Dresden auf dem Rasen der MDCC-Arena steht, dann ist nicht nur die Spannung über den Ausgang des Spiels im Mittelpunkt. Vor allem die städtische Veranstaltungs- und Messegesellschaft MVGM als Betreiber und das Gebäudemanagement der Stadt Magdeburg als Eigentümer werden öfter als sonst ihre Augen auch in die südöstliche Ecke des Stadions richten.

Dort werden rund 2300 Dynamo-Dresden-Fans mit vollem Einsatz ihre Mannschaft beim Auswärtsspiel anfeuern und zugleich die Tribüne, auf der sie stehen, einer ersten großen Belastungsprobe unterziehen. Das ist deshalb bemerkenswert, weil der Sitzplatz-Gästebereich der erste im Stadion ist, der „hüpfsicher“ umgebaut wurde.

Zwar ist er schon seit Saisonbeginn im Sommer statisch gesehen sicher gegen rhythmische Fanbewegungen - allerdings wird die umgebaute Tribüne eben heute erstmals voll besetzt sein und damit auch erstmals einem echten Stresstest unterzogen.

Im Juni hatten die Bauarbeiten mit großem Presse-Tam-Tam begonnen. Zwei Magdeburger Unternehmen hatten unter der Sitzplatztribüne des Gästebereichs zusätzlich Stahlträger eingezogen. Damit wurde die Tribünenkonstruktion versteift und die Stützweite zwischen den Trägern halbiert. So wurde auch der Sitzplatzblock für Gäste hüpfsicher. Der Stehplatzbereich in der Stadionecke war es bereits von Anfang an.

Das Verfahren und seine Wirkung dient zugleich als eine Art Test. Denn bewährt es sich, soll es auch auf der Nordtribüne im Block U seine Anwendung finden. Bekanntlich herrscht dort Hüpfverbot. Hintergrund ist, dass die Nordtribüne als Sitzplatzbereich gebaut und auch nur als solcher statisch abgesichert ist. Da aber dort seit Stadioneröffnung die Fans stehen und bis 2016 hüpften, kam es zu Schwingungen über den erlaubten Bereich hinaus. Die Folge war das europaweit Schlagzeilen machende Hüpfverbot im Dezember 2016.

Aber auch ein bisher einmaliger „Handschlagvertrag“ zwischen Fans, Verein und Stadionbetreiber, auf das Hüpfen zu verzichten, kam zustande. Eine Stadionsperrung konnte so verhindert werden. Wie sich nun der Gästebereich als erstesumgebautes Areal verhält, wird beobachtet.

Bei den bisherigen Spielen seit Saisonbeginn habe es keine Probleme gegeben, sagte Stadtsprecher Michael Reif. „Wir haben keine negativen Erfahrungen gemacht und auch keine Hinweise über Probleme erhalten“, sagte er auf Volksstimme-Anfrage. Mängel seien bisher nicht festgestellt worden. Falls noch welche auftreten, müsse die Firma noch nachbessern heißt es aus der Verwaltung weiter. Allerdings war die Gästetribüne noch nicht einmal voll besetzt. Messungen soll es nicht geben, weil keine Vergleichswerte vorliegen, hieß es.

Knapp elf Millionen Euro kostet die gesamte Stadionertüchtigung, von denen nur rund sechs Prozent auf den Gästebereich entfallen. Der große Umbau steht mit der Nordtribüne erst noch bevor. Auch sie soll durch zusätzliche Träger versteift und durch geringere Stützweiten verstärkt werden.

Nach Angaben der Stadt startet der Umbau am Ende des 1. Quartals 2019. Reif: „Voraussichtlich Ende August 2019 soll die erste Hälfte der Nordtribüne fertig sein. Unser Ziel ist die Gesamtfertigstellung im Februar 2020.“ Zunächst werden im Baubereich die Sitzschalen entfernt. Danach werden die Stufenanlagen verdoppelt. Aus einer bisherigen Sitzplatzstufe werden dann zwei Stehplatzstufen. Die Anzahl der WCs wird stark erhöht, kündigte die Stadt weiter an.

Fans müssen ab Jahresbeginn mit Einschränkungen leben. Reif: Ab Jahresbeginn 2019 wird wegen Bauvorbereitungen der nordwestliche Teil der Tribüne gesperrt. Ab etwa August 2019 wechseln die Arbeiten auf den nordöstlichen Teil, einschließlich der Ecke, weshalb dann dort Sperrungen für die Baumaßnahmen notwendig sind.

Positiv für die Zuschauer: Die Nordtribüne wird nach dem Umbau ein Fassungsvermögen von rund 13.000 Plätzen haben. Das sind knapp 5000 mehr. Nach Abschluss der Arbeiten verfügt die Arena über Platz für 30.098 Zuschauer. Darunter sind 15.209 Sitz- und 14.812 Stehplätze.

Alles rund ums Spiel gegen Dynamo Dresden gibt es im FCM-Liveblog.