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Gartenschau Magdeburg nimmt Kurs auf zweite Buga

Könnte eine zweite Bundesgartenschau die Stadtentwicklung in Magdeburg beflügeln? Die Verwaltung reagiert vorsichtig zugetan.

Von Katja Tessnow 18.06.2020, 01:01

Magdeburg l „Gartenschauen lassen Verbindendes, Bleibendes entstehen, renovieren und stärken die Identität einer Stadt. Eine Bundesgartenschau treibt nicht nur die städtebauliche Entwicklung voran, sondern sie mobilisiert auch das Stadtmarketing und private Investoren“, eröffnet der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann (parteilos) zunächst ausschließlich lobend seine Stellungnahme zur Linke-Idee einer Neubewerbung um die schon 1999 erfolgreich in Magdeburg ausgetragene Schau.

Dass Magdeburg seinen damals entstandenen, heute mehr als 20 Jahre alten Park (93 Hektar groß) bis heute sehr schätzt und jährlich mit Millionenaufwand pflegt, könne, so Scheidemann, von den Gartenschaujuroren positiv honoriert werden.

Bereits im Januar 2020 hatte die in Bonn ansässige Bundesgartenschaugesellschaft einladend auf eine Volksstimme-Nachfrage zur Möglichkeit einer zweiten Auflage in Magdeburg reagiert, aber auch darauf verwiesen, dass bis 2031 alle Termine vergeben sind. Magdeburg könnte sich Hoffnung auf 2035 machen. Die Mehrfachvergabe an eine Stadt sei nicht ungewöhnlich, so die Buga-Gesellschaft. Allerdings müssten die Ambitionen über eine reine Rekultivierung der Altanlagen hinausgehen und weitere Quartiere in die mit der Vergabe der Schau erwünschte dauerhafte Stadtbegrünung eingehen.

Die Linke regt die Einbindung des westelbisch in Nachbarschaft zum Buga-Park liegenden Wissenschaftshafens an. Scheidemann greift die Idee zustimmend auf und urteilt: „Ein Gartenschau-Revival in Magdeburg könnte mit einer Park-Renovierung, einer Wiederherrichtung und Modernisierung von Teilflächen, Gebäuden und Objekten des bestehenden Buga-Geländes angestrebt werden. Zusätzlich könnten auf der Basis des vorliegenden Masterplanes Teilflächen des Wissenschaftshafens einbezogen und entwickelt werden.“

Scheidemann zählt Positivbeispiele für Städte mit Buga-Doppelausrichtung auf. Neben Erfurt (Neuausrichter 2021) gehörten Dortmund, Stuttgart, Kassel, Hamburg, Berlin, München und Köln dazu. Dann jedoch kommt der Beigeordnete auf Kosten und Aufwand zu sprechen – und auf die langfristigen Auswirkungen der Corona-Krise auf den Stadthaushalt.

Aktuell kalkulierten Ausrichterstädte, wie auch Erfurt, mit Buga-Ausrichteretats in Höhe von rund 140 Millionen Euro. Ad hoc, heißt bei Ausrichtung, würden die Schauen in der Regel ein Verlustgeschäft. Der dauerhafte Gewinn, den eine Region durch die Buga verzeichnen kann, lasse sich schwer in Euro und Cent errechnen, so Scheidemann und weiter: „Hinzu kommen die wirtschaftlichen Spätfolgen der gegenwärtigen Corona-Krise, deren Einfluss auf den städtischen Haushalt noch nicht abgeschätzt werden kann.“ Ob Magdeburg in 15 Jahren eine Buga wirtschaftlich schultern könnte, steht also dahin.

Allerdings steht die Ausrichtung selbst aktuell noch nicht zur Debatte, sondern die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie vor einer möglichen Bewerbung. „Eine solche Studie würde die Rahmenbedingungen und die Umsetzbarkeit einer wiederholten Buga 2035 in Magdeburg untersuchen und gleichzeitig die Grundlage für eine eventuelle spätere Bewerbung der Kommune darstellen“, so Scheidemann. Je klarer dabei die städtebauliche Zielsetzung, je präziser die Besuchsprognose und Entwürfe des Durchführungs- und Investitionshaushaltes seien und je fundierter das langfristige Nachnutzungskonzept einschließlich der Finanzierung, umso besser die Aussicht auf eine erfolgreiche Ausrichtung.

Allein für besagte Studie kalkuliert die Stadtverwaltung mit Kosten in Höhe von rund 200.000 Euro. Das Geld, so Scheideman, sei aber selbst im Falle einer Abkehr von der Ausrichtungsidee 2035 recht gut angelegt. Die Studie könne dann dennoch wichtiger Baustein für „das gesamtstädtische Grün- und Freiraumkonzept“ sein.

Der Linke-Antrag muss nun zunächst die Fachausschüsse des Stadtrates bestehen. Am 18. Juni 2020 steht er im Wirtschaftsausschuss zur Debatte. Voraussichtlich im September muss der Stadtrat entscheiden, ob die Stadt einen Schritt weiter in Richtung Buga, die Zweite geht und die Studie beauftragt.