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Worte aus der Kirche Gedanken zum Sonntag: Die Krippe - groß oder klein?

Mit ihren persönlichen Gedanken melden sich Christen in Magdeburg am Sonntag zu Wort. Diesmal Pater Andreas O. Praem.

Aktualisiert: 17.12.2023, 23:11
Abendstimmung an der Elbe. Der Magdeburger Dom bildet die markante Kulisse.
Abendstimmung an der Elbe. Der Magdeburger Dom bildet die markante Kulisse. Archivfoto: Erika Sander

Vor ein paar Tagen schlenderte ich in der Dunkelheit des späten Nachmittags über den Domplatz, fasziniert von der überaus prächtigen und fantasievollen weihnachtlichen Gestaltung, mit Tausenden Lämpchen glänzend und glitzernd. Ich ging hinüber auf den Domvorplatz und bestaunte die Krippe: groß, eindrucksvoll gestaltet und auch voller Lichtglanz.

Dann aber legte ich den Kopf in den Nacken und ließ meine Blicke über die warm beleuchtete Domfassade hinaufgleiten. Sie wuchs empor, immer höher, bis geradezu in den Himmel schwang sie sich empor. Gewaltig und beeindruckend. Und auf einmal war die Krippe ganz klein.

Das Ergebnis in ein Zeugnis des Glaubens

Und ich begann nachzudenken: Was ist denn nun wirklich größer, die himmelstürmende Fassade des Domes oder die kleine Krippe?

Den Dom haben Menschen errichtet, mit unendlicher Geduld, aus tiefer Frömmigkeit, aber auch aus Prestigedenken und Bürgerstolz. Und bei der Fassade mit den Türmen war es sicher auch das eitle Bedürfnis von Fürsten, sich zu repräsentieren. Eine Mischung sehr unterschiedlicher Motive, aber dennoch im Ergebnis ein grandioses Bauwerk, ein Zeugnis des Glaubens.

Pater Andreas O. Praem bei einem Gottesdienst.
Pater Andreas O. Praem bei einem Gottesdienst.
Archivfoto: Anke Reppin

Die Krippe dagegen, wenn man sie ihres weihnachtlichen Glitzerglanzes entkleidet, war ein erbärmlicher Stall, eine Notunterkunft, das Kind unehelich und von zwielichter Herkunft und gleich nach der Geburt mit Maria und Josef auf der Flucht. Und unser Glaube sagt: Das ist Gottes Sohn, unter so erbärmlichen Umständen ist Jesus Christus in unsere Welt gekommen. In die Dunkelheiten unserer Welt, ja, aber um dann das Licht seiner frohen Botschaft in diese Welt zu tragen. Gott ist so klein auf unsere Welt gekommen, damit er uns ja auch so kleinen und oft erbärmlichen Menschen nahe sein, uns beistehen, uns Trost und Hoffnung schenken kann. Er ist nicht über uns, wie die gewaltige Fassade des Domes, sondern in uns.

Das ist die Botschaft der Krippe und die ist größer als die mächtige Fassade des Domes. Der Magdeburger Dom und die vielen anderen Kathedralen unseres Landes sind Zeugen dieser Botschaft der kleinen Krippe. Inzwischen schon manchmal mehr Museen als Zeugen dieses Glaubens.

Und trotzdem hoffen wir, dass die Botschaft der kleinen Krippe in unserer Welt nicht verstummt. Weil sie so wichtig für die Welt ist.