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Worte aus der Kirche Gedanken zum Sonntag: Erinnern an Gerechten unter den Völkern

Mit ihren persönlichen Gedanken melden sich Christen in Magdeburg am Sonntag zu Wort. Diesmal Monika Peisker, Pfarrerin Kirchspiele Altstadt-Martin und Nord.

10.09.2023, 09:00
Das wichtigste Symbol der Christen ist das Kreuz. Es erinnert sie an Jesus, der am Kreuz gestorben ist und anschließend auferstanden sein soll.
Das wichtigste Symbol der Christen ist das Kreuz. Es erinnert sie an Jesus, der am Kreuz gestorben ist und anschließend auferstanden sein soll. Foto: imago images/Peter Widmann

Gibt es evangelische Heilige? Trotz der Ablehnung der Heiligenverehrung durch die Reformation war auch für evangelische Christen immer klar, dass es Lichtgestalten gibt, die durch die Kraft ihres Glaubens zu Vorbildern werden können.

Mit Blick auf das 20. Jahrhundert würden viele vermutlich die Namen Dietrich Bonhoeffer oder Albert Schweitzer als „Evangelische Heilige“ nennen. Gut in diese Reihe passt aber auch ein Mann, der eher unbekannt ist. In Magdeburg wurde 2001 die kleine Straße zwischen Dom und Breitem Weg nach ihm benannt: Lothar Kreyssig.

Der 1898 in Sachsen geborene hochbegabte Jurist war in der NS-Zeit der einzige deutsche Richter, der sich unerschrocken gegen die Ermordung Behinderter durch die NS-Euthanasie wandte. Selbst von Deportation ins KZ bedroht, versteckte er gegen Kriegsende eine Jüdin in seinem Haus und wurde 2018 posthum als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.

Monika Peisker, Pfarrerin Kirchspiele Altstadt-Martin und Nord.
Monika Peisker, Pfarrerin Kirchspiele Altstadt-Martin und Nord.
Foto: Peisker

Nach dem Krieg wirkte er segensreich als Mann der Kirche, unter anderem als Konsistorialpräsident hier in Magdeburg. Bahnbrechende visionäre Ideen setzte er in die Tat um. So gründete er die „Aktionsgemeinschaft für die Hungernden“, eine Vorstufe des Hilfswerks „Brot für die Welt“. Sein wohl größtes Verdienst aber war 1958 die Gründung der „Aktion Sühnezeichen“. Junge Deutsche sollten in die ehemaligen Feindländer und nach Israel gehen, um dort Zeichen der Versöhnung zu setzen. Unzählige Segensspuren des Friedens sind seitdem so gelegt worden.

Die evangelische Kirche hält sein Andenken lebendig und entwickelt in ihrer Arbeit seine Visionen aktuell weiter. Hier in Magdeburg wird alle zwei Jahre der Lothar-Kreyssig-Friedenspreis verliehen, in diesem Jahr wieder am 4. November in der Johanniskirche. Am Dom hat das Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum seinen Sitz, mit Schwerpunkt auf den Arbeitsfeldern Frieden, Migration, Gerechtigkeit und ökumenische Partnerschaften.