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Worte aus der Kirche Gedanken zum Sonntag: Ich bin anders

Mit ihren persönlichen Gedanken melden sich Christen in Magdeburg am Sonntag zu Wort. Diesmal Frieder Anacker, Pfarrer im Kirchspiel Süd in Magdeburg.

18.02.2024, 09:00
Die Welt ist bunt, und auch jedes Geschöpf, das auf ihr lebt, ist einzigartig, unverwechselbar. Es lässt sich gut mit dem Anderssein leben, denn es gibt dem Leben Farbe, sagt Pfarrer Frieder Anacker.
Die Welt ist bunt, und auch jedes Geschöpf, das auf ihr lebt, ist einzigartig, unverwechselbar. Es lässt sich gut mit dem Anderssein leben, denn es gibt dem Leben Farbe, sagt Pfarrer Frieder Anacker. Foto: Wang Teng/XinHua/dpa

Natürlich bin ich anders als alle anderen. Ich bin ich! Ich bin ein Geschöpf Gottes, unverwechselbar, einmalig. Nicht klein, aber auch nicht groß. Eher kurze Haare als zu lang. Schlank, aber nicht dünn. Manchmal werde ich mit jemand anderem verwechselt, der mir ähnlich sieht. Und doch bin ich einzigartig.

Das hat man schon mal gedacht

Nur gut, dass ich nicht gar so anders bin: dunkelhäutig mit vollen Lippen oder Kopftuch tragend. Dann kann ich noch so integriert sein, arbeiten, Steuern zahlen. Dann bin ich schnell hasserfüllten Blicken ausgesetzt, werde angefeindet und drohe „remigriert“, also deportiert, zu werden, wenn gewisse Politiker an die Macht kommen. Und man denke nur nicht, es würde alles nicht so schlimm. Das hat man vor gut 90 Jahren schon einmal angenommen.

Ich bin anders - du bist anders. Jesus wandte sich immer wieder auch jenen zu, die nicht der Norm entsprachen, ausgegrenzt, angefeindet wurden. Das hat auch ihm Anfeindung eingebracht.

Frieder Anacker, Pfarrer im Kirchspiel Süd in Magdeburg
Frieder Anacker, Pfarrer im Kirchspiel Süd in Magdeburg
Foto: Anacker

Wenn Anderssein sich an Überzeugungen und Wertvorstellungen festmacht, die den meinen widersprechen, dann ist es oft nur schwer zu ertragen. Und jede/jeder hat ein eigenes Maß dafür, was als anders oder fremd empfunden wird. Für die einen sind es Homosexuelle oder Menschen, die nicht meinen sexuellen Vorstellungen entsprechen, für andere Nichteuropäer und Kopftuchträgerinnen, Gebrechliche oder Behinderte.

Ich suche oft das Ähnliche im Gegenüber

Mir sind vor allem Menschen fremd, die über andere herziehen, sie nicht in ihrem Anders-sein gelten lassen.

Das Anderssein eines anderen wird manchmal als Bereicherung erlebt, oft genug aber als Bedrohung der eigenen Meinung. Darum suche ich in meinem Alltag oft das Ähnliche im Gegenüber. Meine Beziehung zu anderen Menschen schätze ich dann als gut ein, wenn möglichst wenig Spannungen und Unterschiede bestehen. Dann allerdings wird meine Welt schnell eng und klein, überschaubar, aber langweilig.

Das gibt dem Leben Farbe

Dabei ist sie so bunt und vielfältig. So viele verschiedene Menschen begegnen mir tagtäglich. Manche nehme ich kaum wahr, anderen schenke ich einen Gruß oder ein Lächeln. Wieder anderen gehe ich gern aus dem Weg. Und doch gehören sie alle zu meinem Lebensumfeld.

Ich bin anders – und will darum die anderen um mich herum in ihrem Anderssein gelten lassen, solange sie es auch so halten. Es lässt sich gut damit leben, denn es gibt dem Leben Farbe.