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Worte aus der Kirche Gedanken zum Sonntag: Mit allen Wassern gewaschen

Mit ihren persönlichen Gedanken melden sich Christen in Magdeburg am Sonntag zu Wort. Diesmal Pfarrer Christfried Kulosa.

18.06.2023, 08:00
Für Christen steht das Kreuz für den Tod des Sohnes Gottes. Der Überlieferung nach musste Jesus das Kreuz, an dem er sterben sollte, selbst zum Ort der Hinrichtung tragen.
Für Christen steht das Kreuz für den Tod des Sohnes Gottes. Der Überlieferung nach musste Jesus das Kreuz, an dem er sterben sollte, selbst zum Ort der Hinrichtung tragen. Foto: imago images/Peter Widmann

Magdeburg - Während meiner Ausbildung hörte ich von einer Begebenheit aus den 1990er Jahren in der Lausitz: Ein Baby einer russlanddeutschen Spätaussiedler-Familie sollte getauft werden. Der dortige Pfarrer vollzog die Taufe nach der üblichen Form seiner Landeskirche. Als er meinte, fertig zu sein, griff sich plötzlich die Babuschka das Kind, zog es aus, setzte es in die Taufschale und spülte es von allen Seiten mit dem noch vorhandenen Taufwasser ab. Dem Pfarrer blieb erst mal die Luft weg. Doch lädt mich jene Szenerie immer wieder zu lohnenden Gedanken ein.

Taufe als Eintritt in eine Großfamilie

Warum legen viele Freikirchen nicht nur Wert auf eine bewusste Entscheidung der Täuflinge - Kleinkindtaufen sind für sie kein Thema -, sondern auch auf ein ganzes Untertauchen im entsprechend großen Taufbecken, mitunter auch Schwimmbad oder Fluss?

Christfried Kulosa, Pfarrer der ev. Kirchengemeinden St. Briccius-Immanuel und Trinitatis.
Christfried Kulosa, Pfarrer der ev. Kirchengemeinden St. Briccius-Immanuel und Trinitatis.
Foto: Kirchengemeinde

Wieso macht es Sinn, auch in den anderen Kirchen zur Tauferinnerung einzuladen und Menschen jeden Alters mit Fotos und Taufsprüchen auf ihre Taufe zurückblicken zu lassen?

In diesem Jahr ruft die Evangelische Kirche in Deutschland zu vielfältigen Aktionen und Gottesdiensten auf, die dem Thema Taufe gewidmet sind - ganz besonders um den 24. Juni, dem Tag Johannes des Täufers. Und die EKD gibt gleich mehrere Begründungen mit auf den Weg, der Taufe auf der Spur zu bleiben. Die erste Begründung klingt wie ein Gebet: „Weil du mich trägst“, die anderen sind eher als persönliche Anrede und Ermutigung formuliert: „Weil du ein Segen bist“ und „Weil ohne dich was fehlt“.

In der Taufe ist ein großes, vielgestaltiges Geschenk verborgen, zum einen ausgedrückt in der Botschaft des Wassers: Lass dich immer wieder erfrischen und wenn es dran ist, auch reinigen! Finde zurück zum Leben und begrabe das, was dich von Gott trennt, auf dem Grund des Meeres. Und zum anderen bedeutet die Taufe den Eintritt in eine Großfamilie, die durch die Generationen und Nationalitäten reicht und durch die der Horizont echt weit werden kann.

Sommerfest der Magdeburger Gemeinde am Johannistag

Gern erzähle ich ein Erlebnis aus meiner Jugend: Als ich mit einem Freund in Budapest ankam und wir eine Nacht im Freien verbracht hatten, wurden wir im dortigen Gottesdienst nicht nur willkommen geheißen, sondern eine Dame überließ uns trampenden Ossis gleich für mehrere Tage ihre Wohnung und schlief bei einer Bekannten - ohne das wir uns zuvor kannten oder sie darum gebeten hatten. Weitere Erfahrungen aus meiner Großfamilie teile ich gern auf Nachfrage, zum Beispiel beim Sommerfest am Johannistag in der Berliner Chaussee 42.