1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Worte aus der Kirche: Gedanken zum Sonntag: Zeitumstellung

Worte aus der Kirche Gedanken zum Sonntag: Zeitumstellung

Mit ihren persönlichen Gedanken melden sich Christen in Magdeburg am Sonntag zu Wort. Diesmal Wolfgang Gerlich, Diakon der katholischen St.-Norbert-Gemeinde Buckau.

29.10.2023, 08:15
Zeitumstellung: Jedes Jahr wird die Zeit am letzten Sonntag im Oktober, sowie am letzten Sonntag im März umgestellt.
Zeitumstellung: Jedes Jahr wird die Zeit am letzten Sonntag im Oktober, sowie am letzten Sonntag im März umgestellt. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Wir haben wieder einmal die Zeit umgestellt, eine Stunde zurück. Aber - kann man die Zeit wirklich umstellen? Eigentlich wird zwei Mal im Jahr lediglich an der Uhr gedreht, mal vor und mal zurück. Die Zeit selbst läuft immer weiter.

Dieser Moment der Uhrenumstellung lässt mich über den Zeitenlauf nachdenken und kurz innehalten. Innehalten – einfach mal nicht auf die Uhr schauen, nicht auf das Handy, einfach mal sich von nichts verrückt machen lassen…

Natürlich ist das nicht so einfach. Es gibt so viel zu tun, nicht nur während der Arbeitszeit, auch in der Freizeit. Und so viele Eindrücke, Nachrichten, Aufregungen, Ärgernisse prasseln auf mich ein. Es scheint, alles will meine Aufmerksamkeit, letztlich meine Zeit. Und die Zeit läuft dabei immer weiter, unaufhaltsam.

Lebenszeit ist ein Geschenk

Dieses Problem ist nicht neu, vielleicht nur besonders stark ausgeprägt in unserer „schnelllebigen Zeit“. Immer schon haben Menschen darüber nachgedacht, was das mit der Zeit auf sich hat. Ist man ihrem Lauf denn wirklich nur schutzlos ausgeliefert oder kann man etwas dagegen tun?

Ich glaube zunächst einmal, dass mein Leben selbst, dass meine Lebenszeit ein wirkliches Geschenk ist. Am Morgen eines neuen Tages danke ich Gott dafür, egal ob es ein Sommersonnentag oder ein neblig-trüber Herbsttag ist. Bei allen Aufgaben und Herausforderungen, ja, auch bei so manch banger Frage, was dieser Tag wohl bringen mag, will ich mir diese Dankbarkeit nicht nehmen lassen.

Dann gibt es hin und wieder auch die Gelegenheit – vielleicht nur einen kurzen Moment – alles um mich herum ganz bewusst wahrzunehmen: zum Beispiel das fröhliche Toben der Kinder auf dem Schulhof nebenan, die Mutter, die ihr Kind zum Kindergarten bringt, den Sonnenschein, der durch den Nebel dringt oder die Leute, die in der Straßenbahn sitzend an mir vorbeifahren. Nur ein paar Sekunden sind es, aber irgendwie ist es dann so, als ob alles in Zeitlupe ablaufen würde. Alles das ist die Zeit meines Lebens, begreife ich. Diese Zeit will ich annehmen.

Gott ist Ursprung und Vollender

Schließlich ist da sehr tröstliche Überzeugung, die schon die Dichter der Lieder der Bibel, der Psalmen, in die Worte fassten: „Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.“

Vielleicht ist das die eigentliche „Zeitumstellung“, dass ich alle Tage und Stunden dankbar annehmen kann im Vertrauen darauf, dass sie bei Gott aufgehoben sind, dass er Ursprung und Vollender des Lebens ist.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit!