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GeschäftsführungTiefe Gräben in Magdeburger Klinikum

Zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat des Klinikums Magdeburg gibt es unüberbrückbare Differenzen. Der Klinikleiter will nun gehen.

Von Ivar Lüthe 16.07.2019, 01:01

Magdeburg l Der angekündigte Rückzug von Guido Lenz, Klinikum-Geschäftsführer in Magdeburg, offenbart einen tiefen Riss zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat. Weil er mit seinen Vorstellungen, wie sich das Klinikum Magdeburg für die Zukunft aufstellen muss, nicht weiterkomme, will Lenz nach rund zwei Jahren das Haus verlassen. Aktuell verhandele er mit der Stadt Magdeburg darüber, dass sein Vertrag zum 30. September 2019 aufgehoben werde, sagte er am 15. Juli 2019.

In einer im Intranet des Klinikums veröffentlichten Erklärung schrieb Lenz: „Als Geschäftsführer kann ich viele Impulse und Strategien entwickeln. Sie umzusetzen und als Teil der Verpflichtung gegenüber den Patienten, der eigenen Stadt und der Region zu leben, obliegt aber jedem Einzelnen. Und an dieser Stelle könnten die Divergenzen kaum größer sein, sowohl zwischen dem Betriebsrat und mir, als auch mit Teilen der Stadt und leider auch mit Teilen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Der Volksstimme sagte Lenz, dass er einen „Wandel von arztzentrierten Strukturen hin zu kundenzentrierten Strukturen“ angestrebt habe. Arbeitsabläufe müssten stets weiterentwickelt und angepasst werden. „Neuerungen treffen immer auf Widerstand, das ist klar. Aber hier ist das verstärkt der Fall“, sagte er. Viele Blockaden seien dabei vom Betriebsrat gekommen. Er vermisse ein „Wir-Gefühl“ im Hause. „Alles in Summe hat dazu geführt, dass ich diese Entscheidung getroffen habe.“ Das Klinikum Magdeburg stecke voller Chancen und Potenziale. „Aber wir bleiben deutlich hinter unseren Möglichkeiten zurück“, so Lenz.

Von unüberbrückbaren Differenzen spricht auch der Betriebsrat. Er wirft dem Geschäftsführer vor, dass er die Betriebsverfassung habe aushebeln wollen. „Wenn der Betriebsrat aufgefordert wird, seine Mitbestimmungsrechte auszusetzen und Formalie Formalie sein zu lassen, würde jeder 17-köpfige Betriebsrat hellhörig werden. Wir sind ein Unternehmen mit 1800 Mitarbeitern, da klatscht man nicht ab, da berät und diskutiert man über Probleme“, sagt Andrea Swoboda vom Betriebsrat.

„Auch wir sind an einem Wandel interessiert und verweigern uns nicht. Aber dazu gehört die Beteiligung des Betriebsrates und die Mitnahme der Mitarbeiter.“ Dies habe es nicht gegeben. Im Gegenteil, der Betriebsrat habe mehrere einstweilige Verfügungen gerichtlich durchsetzen müssen.

Der Betriebsrat wünsche sich nun, dass die Stadt Magdeburg bei der Auswahl einer neuen Geschäftsführung Weitblick zeige und die neue Leitung „ein Krankenhaus nicht nur wirtschaftlich, sondern auch mit Menschlichkeit, mit sozialen Kompetenzen und Akzeptanz und Toleranz gegenüber innerbetrieblichen Gremien zu führen vermag“. Von der Stadt gab es mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen keinen Kommentar.