Planerstudenten aus Kaiserslautern finden interessantes Versuchsfeld im Magdeburger Norden Grau ist alle Theorie - und bunt bebaut die Neustadt
Als "Tummelplatz" für angehende Stadt- und Raumplaner diente die Neue Neustadt in den vergangenen Tagen. Studierende der TU Kaiserslautern arbeiten in einem Semesterprojekt im Auftrag von Stadt und Wobau an Konzepten zur Belebung des Viertels.
Neue Neustadt l Tristesse auf dem Nicolaiplatz, leere Schaufenster entlang der Lübecker Straße und entkernte Plattenbauten zwischen Umfassungsstraße und Tangente. Es liegt so manches im Argen in der Neuen Neustadt. Und auch wenn die Stadtverwaltung dank avisierter Städtebauförderung von Bund und Land sogar etwas Geld für Investitionen im Neustädter Ortsteilzentrum zur Verfügung hat (u. a. für die Umgestaltung des Nicolaiplatzes), so sind doch zunächst erfolgversprechende Konzepte gefragt.
"Die Neustadt erscheint uns auf den ersten Blick als ein gerade für junge Leute nicht so attraktives Gebiet - aber das lässt sich ja vielleicht ändern", sagte Raphael Domin, einer der Studenten. Immerhin biete das Viertel einen bunten Mix an Baustilen verschiedener Epochen von napoleonisch über DDR-typisch bis nachwendezeitlich.
Die Stadt und auch die kommunale Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) erhoffen sich jedenfalls wichtige Impulse von den Studierenden der Technischen Universität Kaiserslautern. Von der Neustädter Geschäftsstraßenmanagerin in die Börde gelockt, wollten die angehenden Stadt- und Raumplaner es in den vergangenen Tagen dann ganz genau wissen. Bei ihrer Tiefenanalyse wurde kaum ein Bordstein ausgelassen. Mit Kamera, Stift, Stadtkarte und Tabellen "bewaffnet", durchkämmten die Bachelorstudenten unter Leitung von Professor Dr. Holger Schmidt systematisch ihr "Versuchsfeld".
Tom Fischer, Stadtplaner und wissenschaftlicher Mitarbeiter, erläutert das Vorgehen so: "Eine Gruppe beobachtet den ganzen Tag den Nicolaiplatz als zentralen städtebaulichen Punkt der Neuen Neustadt. Wer nutzt ihn, wie wird er genutzt? Ein zweites Team beobachtet das Verkehrsgeschehen entlang der Geschäftsstraße zwischen Kaufland und Kastanienstraße. Die dritte Gruppe erfasst Leerstände, das Angebot an Handelsflächen und die Bautypen der Lübecker und Moritzstraße. Das Rückbaugebiet zwischen Umfassungsstraße und Magdeburger Ring nimmt die vierte Gruppe ins Visier."
Das Plattenbauquartier war unterdessen auch Thema einer Gesprächsrunde mit Wobau-Geschäftsführer Heinrich Sonsalla. Denn die Wobau steht vor schwierigen Fragen, eröffnen sich doch mit dem Abriss leer stehender Wohnblöcke prompt in Form von Brachflächen wieder neue städtebauliche Probleme, gegen die es bisher keine Patentrezepte gibt.
Ein weites Feld allemal auch für wissenschaftliche Arbeiten, findet Fischer. Dieses beackern die Studierenden nach ihrer gestrigen Abreise nun im fernen Kaiserslautern weiter, präpariert nicht nur mit Zahlen und Fakten, sondern auch mit Eindrücken, die sie während ihrer gut einwöchigen Magdeburg-Exkursion in einer Reihe von Gesprächen mit Bewohnern und Akteuren der Neustadt sammeln konnten. In den kommenden Wochen sollen nun Konzepte ausgearbeitet werden. "Ende Juni werden wir hier in Magdeburg-Neustadt die Ergebnisse öffentlich vorstellen", versprach Fischer.