Schulranzen-Prüfung in der 1. Klasse der Grundschule Hegelstraße Große Lasten auf kleinen Schultern -viele Schultaschen sind zu schwer
Auf dem Stundenplan einer ersten Klasse der Grundschule Hegelstraße stand gestern neben Mathematik und Deutsch der große Schulranzen-Check. Vertreter der AOK Sachsen-Anhalt und des Instituts für Prävention und Gesundheitsförderung "Sport und Gesundheitsmanagement" (SPOG) prüften die Ranzen der Erstklässler auf Gewicht, Inhalt und Gurteinstellung. Denn allzu oft lastet auf den kleinen Schultern ein zu hohes Gewicht.
Altstadt. "Die Mappe darf nicht so schwer sein, weil man sonst nicht gerade wachsen kann", lautet die Antwort eines Schülers auf die Frage nach dem größten Fehler beim Schulranzenpacken. Recht hat er, denn die überflüssigen Kilos können nach Auskunft von Mario Kallnik, AOK-Regionalleiter in Magdeburg, zu dauerhaften Haltungsschäden und krankhaften Veränderungen an der Wirbelsäule führen.
Wie man Fehler vermeidet, erklärt Teresa Sacher den Kindern auf spielerische Weise. Sie ist Sportwissenschaftlerin vom SPOG und im Rahmen des Schulranzen-Checks in den Grundschulen Sachsen-Anhalts unterwegs. "Wichtig ist vor allem, dass die Gurte straff sitzen und die Kinder beim Blick über die Schulter den Deckel ihres Ranzens sehen können, dann sitzt er genau richtig", erklärt Sacher.
Die bei vielen Kindern und Eltern beliebter werdenden Ranzen-Trolleys hält sie für unangebracht. Das Hinterherziehen mit einem Arm sei eine zu einseitige Belastung, und die Treppen hochtragen müssten die Kinder den Koffer dann auch mit nur einem Arm. Gerade für die Rückenmuskulatur sei ein gut gepackter, richtig sitzender Ranzen am sinnvollsten.
Auch meinen es laut Sacher viele Eltern zu gut mit ihren Kindern und tragen ihnen den Ranzen. Dies sei unnötig, da eine idealgewichtige Mappe die Rückenmuskulatur trainiert und stärkt.
Um das richtige Gewicht des Schulranzens zu ermitteln, gibt es eine einfache Faustregel: 10 Prozent vom eigenen Körpergewichts sollte der voll gepackte Ranzen nicht übersteigen. Bei einem 25 Kilo schwerem Kind dürfen es demnach nicht mehr als 2,5 bis 3 Kilo sein. Eltern können ihre Kleinen unterstützen, indem sie darauf achten, dass sie nichts Überflüssiges einpacken. Wenn Mathe nicht auf dem Stundenplan steht, kann das Matheheft in der Ablage oder im Fach des Klassenzimmers bleiben. Laut Teresa Sacher haben Schulen das gewichtige Problem mittlerweile erkannt und es gibt solche Ablagefächer für jedes einzelne Kind in Klassenräumen fast jeder Grundschule.
Der Wiegetest in der Hegelgrundschule zeigte allerdings: Mit durchschnittlich 5 Kilo waren die Ranzen zu schwer für die Erstklässler. Spitzenwerte waren sogar mehr als 7 Kilo.
Durch große Getränkeflaschen, Spielzeug und unnötige Bücher sammeln sich schnell überflüssige Kilos an. Wie diese zu vermeiden sind, haben die Kinder beim SchulranzenCheck erfahren. Als Beleg dafür nehmen sie Urkunden mit den Ergebnissen sowie eine genaue Tabelle mit Idealgewichten und ein Prüfsiegel für den Ranzen mit nach Hause.
Der Schulranzen-Check wird seit vier Jahren in ersten Klassen Sachsen-Anhalts durchgeführt. In diesem Jahr gibt es 20 teilnehmende Schulen, die ausgelost wurden. "Wir möchten mit dieser Aktion Eltern, Lehrer und Kinder auf die Gefahren eines zu hohen Schulranzen-Gewichts hinweisen und für gesundheitsfördernde Maßnahmen sensibilisieren, so Mario Kallnik.